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Sebastian Coe
   2007-07-30 16:40:31    Seite Drucken    cri

Seinen Namen werden Sie in den kommenden Jahren sicherlich noch öfter hören. Man munkelt sogar, dass er eventuell der nächste IOC-Präsident werden könnte. In unserer heutigen Ausgabe von "große Namen der Olympischen Spiele" sorgen wir dafür, dass Sie diesen Mann schon mal etwas besser kennen lernen. Die Rede ist von Sebastian Coe. Coe war einer der dominierenden Mittelstreckenläufer der 1980er Jahre. Interessanterweise machten Ende der 1970er bis Ende der 1980er hauptsächlich Engländer die Mittelstrecken untereinander aus, so dass sich Sebastian Coe meist packende Duelle mit Landsleuten lieferte, darunter Steve Ovett and Steve Cram.

Sebastian Coe wurde am 29. September 1956 in West London geboren, wuchs aber in Sheffield auf. Bereits im Alter von zwölf Jahren machte er mit der Leichtathletik ernst, er trat der Leichtathletik Mannschaft Hallamshire Harriers bei. Coe hatte einen ehrgeizigen Trainer, seinen Vater Peter. Sein Vater stelle immer wieder spezielle Trainingseinheiten für seinen Sohn zusammen. Schon in seiner Jugend traf Coe auf einen seiner großen Rivalen, auf Stephen Ovett. Bei einem Querfeldeinlauf verschiedener Schulen traten die beiden 1972 gegeneinander an, keiner von beiden war siegreich. Das sollte sich allerdings bald ändern. Sebastian Coe, mittlerweile studierte er Wirtschaft und Sozialgeschichte an der Loughborough Universität, errang seinen ersten großen internationalen Titel 1977, im Alter von 21 Jahren. Er gewann bei den Hallen-Europameisterschaften im spanischen San Sebastian Gold über seine Spezialdisziplin, die 800 Meter. Auf Ovett traf er im darauf folgenden Jahr bei den Europameisterschaften in Prag, wieder gewann keiner der beiden über die 800 Meter, Ovett wurde zweiter, Coe dritter. Aber Coes Form wurde kontinuierlich besser, 1979 stellte Coe in Oslo zwei neue Weltrekorde auf, über die 800 Meter und über die Meile. In Zürich setzte er wenige Monate später noch einen drauf, auch über die 1.500 Meter stellte er einen neuen Weltrekord auf. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau traf er mal wieder in einem Rennen auf Ovett, es ist ihr wohl spektakulärstes Rennen gegeneinander. Ins Rennen über 800 Meter ging Coe als Favorit, Ovett nahm ihm aber die Butter von Brot und gewann die Goldmedaille in Coes Spezialdisziplin. Coe bezeichnete den Lauf als den schlechtesten seines Lebens, allerdings erlief er sich damit immerhin die olympische Silbermedaille. Und er revanchierte sich eindrucksvoll bei Ovett, sechs Tage nach dem 800 Meter Lauf besiegte er Ovett in dessen Spezialdisziplin. Coe holte Gold über die 1.500 Meter, für Ovett blieb "nur" Silber. Er war Ovetts erste Niederlage über diese Distanz in drei Jahren und 45 Rennen. Das Bild von Coe, wie er mit ausgestreckten Armen, weit aufgerissenem Mund und rollenden Augen über die Ziellinie kommt, ging immer wieder um die Welt. Bestechend war Coes Schlussspurt, in der letzen Kurve war er stets in der Lage, noch eine Schippe draufzulegen und dann an der Konkurrenz vorbeizuziehen. Auch 1981 war ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr für Sebastian Coe, er verbesserte seinen eigenen Weltrekord über die 1.000 Meter. Die neue Weltbestmarke sollte erst 18 Jahre später gebrochen werden. Er verbesserte außerdem den Weltrekord über eine Meile zweimal und lief im Juni in Florenz einen neuen Weltrekord über die 800 Meter. Seine Zeit von 1:41.73 wurde erst im August 1997 wieder erreicht und schließlich gebrochen, und zwar von Wilson Kipketer. Kipketer ist bis heute der einzige Athlet, der über die 800 Meter schneller war als Coe. 1982 bestritt Coe nur eine kurze Saison, es reichte aber zum Weltrekord mit der 4 x 800 Meter-Staffel bestehend aus Coe, Peter Elliott, Garry Cook und Steve Cram. Diese Weltbestmarke konnte 24 Jahre nicht gebrochen werden, erst 2006 toppten die Amerikaner und die Kenianer diese Zeit. 1983 sah zu Beginn wie ein weiteres Erfolgsjahr für Coe aus, dann aber wurde er kontinuierlich schwächer. Er kämpfte mit schweren gesundheitlichen Problemen und musste sich schließlich einen Lymphknoten entfernen lassen. Viele hatten ihn schon abgeschrieben, aber Coe meldete sich bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles eindrucksvoll zurück. Allerdings konnte er in seiner Spezialdisziplin, über die 800 Meter, wieder nur die Silbermedaille erringen. Über die 1.500 Meter verwies er seinen Landsmann, den Weltmeister des Vorjahres, Steve Cram auf Platz zwei, er selbst verteidigte seine Goldmedaille erfolgreich. Bis heute ist er der einzige Athlet, der über 1.500 Meter zweimal hintereinander olympisches Gold holen konnte. Nach dem Rennen sagte der geschlagene Cram, an diesem Tag hätte es in diesem Rennen nur einen Mann gegeben, und dieser Mann sei Sebastian Coe gewesen. Im darauf folgenden Sommer revanchierte sich Cram, er besiegte Coe und stellte dessen 1.500-Meter-Weltrekord in Oslo ein. 1986 schaffte es Coe, endlich über die 800 Meter einen internationalen Titel zu holen, er wurde in Stuttgart Europameister. Über die 1.500 Meter stellte er im selben Jahr eine neue persönliche Bestmarke auf, er war damit der vierte Mensch in der Geschichte, der 1.500 Meter in unter 3:30 Minuten gelaufen war. Es war eine sehr umstrittene Entscheidung, Coe nicht in die britische Olympia-Mannschaft für 1988 zu berufen. Die Chance, zu versuchen, seinen Titel über 1.500 Meter erneut zu verteidigen, blieb ihm dadurch verwehrt. Nach dem Ende seiner aktiven Zeit wandelte sich Sebastian Coe vom Sportler zum Politiker. Für die konservative Partei zog er 1992 ins Parlament ein, bei den Wahlen 1997 verlor er seinen Sitz. Im Jahr 2000 wurde er auf Lebenszeit in den Adelstand erhoben, seither ist er offiziell Baron Coe. Er stieg dadurch ins House of Lords auf.

Als bekannt wurde, dass London sich um die Austragung der Olympischen Spiele 2012 bewirbt, wurde Coe zunächst Botschafter für die Bewerbung, 2004 wurde er schließlich Vorsitzender des Bewerbungskomitees. Experten gehen davon aus, dass seine Berufung der Londoner Bewerbung das nötige Charisma und den Schwung verlieh. Der Coe-Faktor habe erheblich dazu beigetragen, dass London schließlich den Zuschlag bekam. Seitdem ist Sebastian Coe der Vorsitzende des Londoner Olympischen Organisationskomitees. Für ihn sei es das Größte gewesen, die Olympischen Spiele zum dritten Mal nach 1908 und 1948 nach London zu holen, das sei größer als seine Olympiasiege, sagte Coe.

Für England-Kenner und -Liebhaber noch eine kleine Anekdote zum Schluss. Spätestens seit dem berühmten Sportfilm Chariots of Fire ist der Great Court Run weltweit ein Begriff. Hierbei handelt es sich um einen traditionellen Lauf der Studenten des Trinity College in Cambridge. Der große Innenhof des Colleges, der einen Umfang von 367 Metern hat, muss in der Zeit, die die große Turmuhr des Colleges braucht, um 12 Uhr zu schlagen, umrundet werden. Das heißt, der Läufer muss die Strecke in 43 Sekunden zurücklegen. Das Rennen wird traditionell am Abend vor dem Immatrikulations-Dinner ausgetragen. Die einzigen Personen, die die Aufgabe je bewältigt haben sollen, waren Lord Burghley 1927, Sebastian Coe und Steven Cram. Bei einem Wohltätigkeitsrennen siegte Coe sogar noch vor Cram, beide legten die Strecke aber in weniger als 43 Sekunden zurück.

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