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Deutschland treibt strategische Partnerschaft zwischen China und der EU aktiv voran
   2007-06-29 10:15:04    Seite drucken   cri

Ende Juni geht turnusmäßig die deutsche EU-Ratspräsidentschaft zu Ende. Neben Bemühungen um die Förderung der Integration innerhalb der Europäischen Union hat Deutschland auch die Gelegenheit genutzt, um die EU außerhalb des europäischen Kontinents zu präsentieren und die europäischen Beziehungen zu ihren strategischen Partnern weltweit zu stärken. China steht als ein wichtiger Partner Deutschlands selbstverständlich in der vorderen Reihe.

Die IKEA-Filiale in Beijing befindet sich seit April 2006 am östlichen vierten Ring der chinesischen Hauptstadt. Mit 43.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist es weltweit die zweitgrößte Filiale des Konzerns. Mit dieser großen Investition hat IKEA den globalen Erfolg erneut bestätigen und festigen können. Allein die 1999 in Betrieb genommene Beijinger Filiale hat bereits 350.000 Mitgliedskunden und zieht im Jahr rund fünf Millionen Besucher an. Zwar machen die Geschäfte in China nur einen geringen Anteil des globalen Umsatzes des internationalen Konzerns aus, trotzdem zeigt sich David Mulligan, Manager von IKEA-Beijing, optimistisch für die Zukunft des chinesischen Marktes:

"Wir haben mehr als fünf Millionen Kunden im Jahr. Wir haben herausgefunden, dass immer mehr Menschen zu uns kommen und diese sehr zufrieden mit unseren Waren sind. In den vergangenen sieben Jahren haben wir in China die Preise unserer Waren um 15 Prozent gesenkt. Viele Kunden freuen sich darüber. Wenn wir weiter in diese Richtung gehen, können wir sicherlich noch mehr chinesische Kunden gewinnen."

Nicht nur IKEA, sondern auch viele andere europäische Unternehmen haben in China Erfolge erzielt. Viele europäische Produkte sind für die Chinesen heutzutage bereits Teil des Alltagslebens geworden. Bei einer Feier zum 50. Geburtstag der Europäischen Union in der IKEA-Filiale Beijing nennt der 22-jährige Student Zhang Shitong ganz spontan eine Reihe europäischer Marken:

"An europäischen Marken kenne ich zum Beispiel die französische Alcatel und Nokia aus Finnland. Europäische Automarken sind Volvo, Mercedes-Benz und BMW. Viele europäische Supermärkte gibt es hier in China, zum Beispiel die französische Carrefour-Kette und die deutsche Metro. Und es gibt noch DHL, IKEA und viele andere. Sie sind aus dem Leben der Chinesen nicht mehr wegzudenken."

Die europäische Wirtschaft ist in China derzeit durch landesweit 24.000 Unternehmen mit europäischer Kapitalbeteiligung in Höhe von mehr als 50 Milliarden US-Dollar vertreten. Die immer enger werdenden Handelsbeziehungen zwischen Europa und China werden immer besser. Amtlichen Statistiken zufolge bleibt die EU Ende 2006 mit einem Handelsvolumen in Höhe von rund 270 Milliarden US-Dollar weltweit weiterhin der größte Handelspartner Chinas. China stellt wiederum den größten Markt für europäische Investitionen in Asien dar.

Die chinesisch-europäischen Beziehungen haben sich seit ihrer offiziellen Aufnahme vor 32 Jahren nicht nur wirtschaftlich positiv entwickelt. Sie seien vielmehr auch in Politik, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Technik ständig besser geworden, sagt Mei Zhaorong, Direktor des Forschungsinstituts für Weltentwicklung beim chinesischen Staatsrat. Als ehemaliger chinesischer Botschafter in Deutschland hat Mei Zhaorong die Entwicklung der chinesischen Außenpolitik persönlich erlebt und weiß als Europa-Experte die chinesisch-europäischen Beziehungen umfassend zu bewerten:

"Die chinesisch-europäischen Beziehungen haben sich in den vergangenen 32 Jahren ständig positiv entwickelt. Zwischendrin sind die Beziehungen wegen der Unruhen in Beijing 1989 zwar kurzfristig auf einem Tiefpunkt gewesen, seit Mitte der 1990er Jahre entwickeln sie sich jedoch wieder aufwärts. Heute ist die Europäische Union weltweit der größte Handelspartner und der viertgrößte Investor in China. Im Gegenzug hat China aus EU-Ländern viele Technologien eingeführt. Umgekehrt ist China der größte Handelspartner der EU in Asien. In den vergangenen Jahren haben sich die Spitzenpolitiker beider Seiten häufig besucht. Dadurch sind das gegenseitige Verständnis intensiviert und die Zusammenarbeit erweitert worden. Vor dem Hintergrund der Globalisierung zeitweilig entstandene Probleme in den chinesisch-europäischen Beziehungen konnten durch aufrichtige Verhandlungen und Aussprachen beigelegt werden."

Mei Zhaorong weist darauf hin, dass die positiven Beziehungen zwischen der EU und China vor allem auf die Außenpolitik wichtiger Mitglieder, besonders Deutschlands, zurückzuführen seien. Seine Meinung teilt auch Feng Zhongping, Europa-Experte beim chinesischen Forschungsinstitut für internationale Beziehungen in der modernen Zeit:

"Seit Ende des Kalten Krieges haben sich die chinesisch-europäischen Beziehungen, verglichen mit den Beziehungen zwischen China und anderen großen Nationen der Welt, am schnellsten und stabilsten entwickelt. Meines Erachtens ist dies vor allem den wichtigsten Ländern der EU, beispielsweise Deutschland, zu verdanken. Nur weil diese Länder die Beziehungen zu China fördern, können die Beziehungen tatsächlich vorankommen."

In der Tat habe Deutschland diese Verantwortung wahrgenommen und sich während seiner EU-Präsidentschaft als Träger der europäisch-chinesischen strategischen Partnerschaft besonders aktiv für die Förderung dieser Beziehungen eingesetzt, sagt Dr. Volker Stanzel, deutscher Botschafter in China. Als wichtiges Ergebnis nennt der Botschafter unter anderem die Aufnahme der Verhandlungen über ein neues Rahmenabkommen zwischen der EU und China Anfang des Jahres. Im Rückblick auf die Veranstaltungen im Rahmen der deutschen EU-Präsidentschaft in den vergangenen sechs Monaten in China zeigt sich der deutsche Botschafter stolz, dass viele Chinesen mehr über die Europäische Union informiert werden konnten.

"Für uns hier in Peking stehen konkrete Aktivitäten im Vordergrund. Ganz wichtig ist die gemeinsame Kampagne europäischer Unternehmen, der Handelskammern und der Botschaften unter dem Titel ?Wir sind auch eine chinesische Firma'. Mit dieser Kampagne wollen wir der chinesischen Öffentlichkeit und den Provinzregierungen verdeutlichen, dass europäische Investoren in China Arbeitsplätze schaffen. Sie verhalten sich genauso wie ein chinesisches Unternehmen und müssen auch so behandelt werden. Und rechtlich und auch bei der Vergabe von Aufträgen müssen sie gleichgestellt werden. Dann hatten wir eine sehr spektakuläre Aktion zum 50sten Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft. Wir haben mit allen wichtigen europäischen Einzelhandelsunternehmen und Dienstleistungsunternehmen in China vereinbart, um den Tag der Unterzeichnung am 25. März herum, den chinesischen Kunden zur Feier des Geburtstags, reduzierte Preise oder einen besonderen Service anzubieten. Daran haben über 700 Unternehmen in ganz China teilgenommen. Viele Chinesen, die bisher nicht so genau wussten, was die EU eigentlich ist, haben dadurch Interesse gewonnen. Sie wurden neugierig und haben Informationen eingeholt. Wir hoffen, alle wissen jetzt, wie wichtig die europäisch-chinesischen Beziehungen sind."

Auch in Zukunft werde Deutschland weiter zur Förderung der Beziehungen zwischen der EU und China beitragen. Dr. Stanzel nochmals:

"Wenn Deutschland auch zukünftig weiter zur Entwicklung der europäisch-chinesischen Beziehungen beitragen möchte, wird es am ehesten möglich sein, wenn wir die wirtschaftlichen Beziehungen weiter entwickeln. Dies gilt für alle Europäer, denn von den günstigen chinesischen Waren profitieren alle europäischen Verbraucher, nicht nur die deutschen.

Was die bilateralen Beziehungen angeht, werden wir die Weiterentwicklung der Kulturbeziehungen in den Vordergrund stellen."

Als Chefdiplomat der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in China wies Dr. Volker Stanzel zudem auf Aussage des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao hin, China und Europa seien Partner in der globalen Verantwortung. Beide Seiten sollten sich gemeinsam darum bemühen, globale Probleme zu lösen.

Diese Meinung teilt auch Mei Zhaorong

"China und die EU haben in der heutigen Zeit der Globalisierung das gleiche Anliegen und gemeinsame Interessen. Zum Beispiel werden beide in einer globalisierten Wirtschaft voneinander abhängiger. Deshalb sollten beide anstreben, durch Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation zu erreichen. Andererseits sind wir im Hinblick auf die Globalisierung auch mit globalen Problemen konfrontiert. Dazu gehören unter anderem Terrorismus und Klimawandel. Um diese Probleme lösen zu können, ist internationale Zusammenarbeit erforderlich. Dafür müssen alle Länder gemeinsam Grundsätze ausarbeiten."

Was das Vorbild der Win-Win-Situation zwischen China und der EU anbelangt, denkt man sofort an die chinesisch-deutsche wirtschaftliche Kooperation. Deutschland ist der wichtigste europäische Handelspartner Chinas. Der deutsch-chinesische Handel macht mehr als ein Drittel des gesamten chinesisch-europäischen Handelsvolumens aus. Heutzutage können deutsche Unternehmen in China aus eigenen Erfahrungen bestätigen, dass die Zusammenarbeit mit China für beide Seiten profitabel ist.

Jutta Ludwig, Direktorin der deutschen Handelskammer in China, sagt:

"Viele große deutsche Unternehmen haben inzwischen bereits ihr 100-jähriges Bestehen in China gefeiert. Und insofern sind chinesische Unternehmen in vielen Bereichen gute Partner. Wir wünschen uns aber auch, dass die Zusammenarbeit auch in Zukunft von gegenseitigem Vorteil und Nutzen ist."

Der Europa-Experte Mei Zhaorong sagt, die Globalisierung mache zwischenstaatliche Beziehungen immer enger. Sie biete einerseits gute Chancen für die Zusammenarbeit, bringe andererseits jedoch neue Probleme mit sich.

Auch in den chinesisch-europäischen Beziehungen gilt, trotz einer generell positiven Bilanz gibt es auch heikle Fragen. Darunter beispielsweise das Waffenembargo gegen China, die Handelsstreitigkeiten, der Schutz des geistigen Eigentums, die Menschenrechte und andere mehr. Auf die Frage, wie diese Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt werden könnten, hat Andreas Hermes, Leiter der Europaabteilung im deutschen Bundeskanzleramt, eine eigene Antwort. Auf einem Symposium im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Beijing sagt er:

"Gerade durch eine Vertiefung der Beziehungen und durch einen größeren Austausch zwischen China und Europa, durch ein besseres Verständnis für das, was in diesem Land passiert, könnten wir in vielen noch heiklen Fragen vorankommen. Ich würde uns raten, geduldig zu sein und in permanenten Gesprächen diese Dinge weiter zu entwickeln."

Andreas Hermes sagt, beide Seiten sollten den Standpunkt des anderen respektieren und einen regen Austausch pflegen, auch wenn viele dieser Probleme nicht kurzfristig gelöst werden könnten. Nur so könne langfristig eine Lösung gefunden werden.

Auch der stellvertretende Präsident der EU-Kommission, Günter Verheugen, teilt diese Meinung. Auf dem Symposium in Beijing sagt er, die wirtschaftliche Dynamik Chinas werde auch Politik, Kultur und Gesellschaft der ganzen Welt beeinflussen. In diesem Zusammenhang äußerte sich der SPD-Politiker optimistisch über die Perspektive der chinesisch-europäischen Beziehungen und über das Verhältnis zwischen der EU und China:

"Ich denke, daß es nützlich sein wird, wenn die Europäische Union in dieser Periode des Wandels als ein verlässlicher Partner mit China zusammenarbeitet. Eine starke Europäische Union und ein starkes und stabiles China können gemeinsam eine Menge bewirken, um die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bestehen."

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