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Die Ehrentore von Tangyue im Kreis She in der Provinz Anhui
   2007-06-12 16:45:18    Seite drucken   cri

Von Antje Behrens

Heute nehmen wir Sie mit in das Dorf Tangyue in der Provinz Anhui. Hier besichtigen wir eine der berühmtesten Sammlungen von Ehrentoren in ganz China. Sieben Ehrentore säumen den Weg zum Dorfeingang. Diese Tore wurden im alten China vom Kaiser wegen besonderer Verdienste verliehen und sind heutigen Urkunden vergleichbar.

Chinesische Ehrenpfade gibt es seit der Zhou Dynastie (1046-256 v. Chr.). Sie symbolisieren Ehre, zeigen Erfolg und Leistungen oder erinnern an wichtige Personen oder Ereignisse. Allerdings mussten die meisten Geehrten die Kosten für die Errichtung des Ehrentores selbst tragen.

Dazu erklärt unsere Reiseleiterin:

"In der alten Zeit durfte nicht jeder ein Ehrentor errichten, auch wenn er ausreichend Geld für den Bau hatte. Er musste erst die Erlaubnis vom Kaiser erhalten. Die sieben Ehrenbögen im Dorf Tangyue sind sieben Monumente der Familie Bao. An ihnen lassen sich die hohe politische Stellung und der Reichtum der Familie Bao in der Ming- und Qing-Dynastie ablesen."

Die Straße der Ehrentore in Tangyue wurde von der Familie Bao errichtet, einer bekannten Familie während der Ming- und Qing-Dynastie. Die berühmte Torbogenreihe steht am Eingang zum Dorf. Das erste Tor wurde vom Kaiser als Auszeichnung für Zhong verliehen, das bedeutet Loyalität zum Vaterland. Das zweite Tor steht für Xiao, das bedeutet kindlicher Gehorsam, das dritte Tor steht für Jie, die von der Hausfrau gehaltene Treue und Ergebenheit für einen Ehemann und die Sorge für die Ausbildung der Kinder über dessen Tod hinaus. Diese drei Torbögen wurden bereits während der Ming-Dynastie errichtet, die anderen vier während der Qing-Dynastie.

Gedenktore sind üblicherweise aus Stein, Holz oder Zement und reich verziert. Die Reihe der Ehrentore in Tangyue, einem kleinen Ort im Westen des Kreises She, ist eine der bekanntesten und berühmtesten Reihen von Gedenktoren in China. Das Dorf Tangyue ist mehr als 800 Jahre alt. Die meisten Einwohner tragen seit jeher den Familiennamen Bao. Generation für Generation waren sie erfolgreiche Geschäftsleute, die sehr viel Wert darauf legten, dass die Kinder ihre Eltern verehrten und achteten.

Der vierte Ehrenbogen ist während der Jiajing Zeit (1522-1566) der Ming-Dynastie errichtet worden. Dieser mehr als 450 Jahre alte Ehrenbogen wurde für den ehrenwerten Bao Can errichtet, der für die gute Erziehung seiner Kinder berühmt war. Dazu unsere Reiseleiterin:

"Der Geehrte dieses Ehrenbogens der Loyalität heißt Bao Can. Er erhielt nach seinem Tod postum den Titel als stellvertretender Verteidigungsminister. Bao war in seinem ganzen Leben keinen einzigen Tag Mandarin. Erst sein Enkel Bao Xiangxian hat als tapferer Kämpfer und General mit hervorragenden Leistungen die Anerkennung des Kaisers erworben und den Ruhm für den Großvater verdient. Deshalb erlaubte ihm der Kaiser, für seinen Großvater Bao Can einen Ehrenbogen aufzustellen. Das Geld für den Ehrenbogen musste allerdings die Familie Bao selber aufbringen."

Neben Loyalität zählt auch die kindliche Pietät zu den Hauptwerten der chinesischen Kultur. Und dies seit Jahrhunderten. Loyalität ist die höchste Tugend, sich für den Staat und die Gesellschaft zu engagieren. Die kindliche Pietät wird als die bindende Kraft zwischen den Generationen betrachtet. Die Einwohner vom Dorf Tangyue haben einen Ehrenbogen für Vorbilder von kindlicher Pietät aufgestellt. Unsere Reiseleiterin erzählt:

"Auf diesem Ehrenbogen sind drei Schriftzeichen zu sehen: Elternliebe, kindliche Pietät und gute Nachbarschaft. Um diesen Bogen rankt sich die folgende Geschichte: Ein Mann war mit seinem Sohn auf der Rückkehr nach Tangyue, nachdem sie einige Jahre als wandernde Kaufleute in anderen Provinzen unterwegs waren. Sie trafen auf dem Weg unglücklicherweise auf Plünderer. Der Vater und sein Sohn zeigten sich gegenüber den Plünderern unerschrocken und wollten sich gegenseitig schützen. Diese Liebe zwischen zwei Generationen hat die Plünderer tief bewegt. Historiker der Ming-Dynastie betrachteten diese Geschichte als ein moralisches Beispiel und schrieben sie in der Chronik der Ming-Dynastie nieder. Als der Kaiser Yongle diese Geschichte las, entschied er für die Familie Bao einen Ehrenbogen aufstellen zu lassen. Die Kosten für diesen Ehrenbogen trug der Kaiser sogar selbst."

Zwei der sieben Ehrentore sind für Frauen aus der Qianlong Periode der Qing-Dynastie (1736-1795) errichtet. Beide waren hochgeachtet und haben sich die Ehrentore dadurch verdient, dass sie als Witwen ein einsames und hartes Los auf sich nahmen, um ihren Kindern eine gute Ausbildung angedeihen zu lassen.

Dazu nochmals unsere Reiseleiterin:

"Im Vergleich zu den anderen Ehrenbögen sind diese beiden Ehrentore für die beiden Frauen sehr schlicht. Die Tore wurden errichtet, um die im Konfuzianismus festgelegten Tugenden der Frauen zu preisen. Dazu gehört vor allem die von der Ehefrau gehaltene Treue und die Gehorsamkeit gegenüber ihrem Ehemann."

Der gepflasterte Weg zwischen den Toren symbolisiert die Karriere. An seinen beiden Enden stehen zwei alte Ahnentempel. Einer zu Ehren der Männer, der andere, und das ist einzigartig in China, zu Ehren der Frauen. Im Ahnentempel versammelten sich die Männer und diskutierten über Recht und Ordnung, vollzogen Strafen bei Ungehorsam oder Gesetzesverstößen. Da Frauen im feudalen China kein Recht hatten, die Ahnentempel der Männer zu betreten, hat der Ahnentempel der Frauen in Tangyue eine ganz besondere Bedeutung. Er wurde extra für die Frauen der Bao Familie errichte, damit sie einen Ort hatten, um Frauenangelegenheiten zu diskutieren und der weiblichen Ahnen zu gedenken. Der Ahnentempel für die Frauen ist allerdings erst Anfang des 19. Jahrhunderts, am Ende der Jiaqing Periode der Qing-Dynastie (1796-1820), errichtet worden. Er ist damit auch ein Zeichen für den Sieg der Frauen über den Feudalismus.

In der Nähe der Karriere-Straße steht ein Pavillon. Er heißt Congbu-Pavillon und symbolisiert Erfolg. Unsere Reiseleiterin erklärt, warum jeder in der alten Zeit Pferd und Sänfte verlassen musste, bevor er den Pavillon betrat:

"Der Pfad vor dem Pavillon ist nicht sehr breit und jeder, egal wie hoch sein Amt war, musste vom Pferd absteigen oder die Sänfte verlassen und zu Fuß in den Pavillon gehen. Dadurch zeigte jeder seine Ehrerbietung vor Menschen, die als moralische Vorbilder galten."

Praktische Reisetipps:

Es gibt eine direkte Busverbindung von Tunxi, dem Regierungssitz der Stadt Huangshan, in den Kreis She. Von She nach Tangyue beträgt die Entfernung etwa sechs Kilometer. Es fährt ein Bus, aber am besten nehmen Sie ein Taxi. Zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten im Kreis She und auch zum Bahnhof fahren Busse.

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