Die Hochzeitssitten und -gebräuche sind in China von Region zu Region unterschiedlich. In früheren Zeiten hielten wohlhabende Familien im südlichen Teil der Provinz Jiangsu, in der Provinz Anhui sowie im Norden der Provinz Zhejiang, eine Region, die auch als Jiangnan bezeichnet wird, gerne eine möglichst große Hochzeitszeremonie ab. Die Stellung ihrer Tochter sollte so im Hause des Bräutigams erhöht werden. Der Umzug, der für den Transport der Mitgift zum Haus des Bräutigams veranstaltet wurde, war manchmal 5.000 Meter lang. Ein deutliches Zeichen für den Wohlstand der Familie der Braut.
Da Rot in der chinesischen Kultur eine glücksbringende Farbe ist, zog die Braut früher oft ein rotes Brautkleid an, versehen mit vielen Stickereien mit goldenen und silbernen Zwirn. Dabei waren Darstellungen von einem Drachen und einem Phönix, die die Vereinigung des Männlichen mit dem Weiblichen symbolisieren sollten, am häufigsten. Neben dem Brautkleid erwarb die Familie der Braut noch weitere wunderbare Hochzeitsutensilien. Dazu zählten etwa weitere unterschiedliche Kleider, aber auch ein Nachtstuhl, der in Verbindung mit einer gutverlaufenden Schwangerschaft gebracht wurde.
Vor allem die Tradition der Brautkleidstickereien kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Zu Zeiten der südlichen Song-Dynastie (1127 - 1279) verlor der damalige Kaiser Gaozong einmal eine Schlacht und floh an einem See im Flachland um die Region von Ningbo und Shaoxing. Als jedoch die feindlichen Soldaten immer näher rückten, versteckte eine Edeldame den Kaiser, indem sie ihn unter einem weißen Schleierstoff verbarg. Damit rettete die Edeldame das Leben von Kaiser Gaozong. Nach dem Krieg erteilte Kaiser Gaozong als Dank dafür den Frauen in Jiangnan das Privileg der kaiserlichen Familie, auf ihren Hochzeitskostümen Stickereien von Drachen und Phönixen zu verwenden.
In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Bettwäsche eine der notwendigsten Brautausstattungen in Jiangnan. Deren typische Materialien waren Seide und Baumwolle. Dabei wurden dank einer einzigartigen Technik verschiedene Motive auf die Oberfläche der Bettwäsche gestickt.
Ein anderer Teil der typischen Brautausstattung in Jiangnan ist ein mit Stickereien versehener Kissenbezug. Chinesische Mädchen erlernten früher noch von klein auf die Kunst des Stickens. Die Anfertigung eines Kissens mit Stickereien zählte zu einem wichtigen Bestandteil in ihrem Lernprozess. Die Stickereien von Jiangnan sind wegen ihres speziellen Materials sowie ihrer Techniken einzigartig und sehen dazu noch sehr anschaulich aus. Die extra gefertigten Hochzeitskissen etwa, eine Tradition, die auf die Zeit der westlichen Han-Dynastie zurückgeht, hatten beispielsweise in der Regel eine Länge von 50 Zentimetern. An beiden Enden des Kissens werden heute noch symmetrische Muster gestickt beziehungsweise angebracht. Dabei zeigen diese Muster oft die Form von Blumen, im täglichen Leben ein farbiges und strahlendes Symbol für Glück.
In Jiangnan gehörte zur Aussteuer unter anderem auch eine Vase aus hochwertigem Material. Diese Vase diente dabei sowohl als Dekoration als auch als Behälter für Blumen oder Zweigen. Auf solchen Vase sind oft Motive aus berühmten Romanen abgebildet, etwa aus dem Roman "Die drei Reiche", "Die zwölf Schönheiten aus Jinling" oder dem "Traum der roten Kammer". Auch glücksverheissende Tieren, Früchte sowie schöne Landschaften sind oft auf solchen Vasen zu finden.
Was die Hochzeitsmöbel betrifft, so bestanden diese meist aus einem Bett, verschiedenen Truhen und weiteren diversen Gebrauchsmöbeln. Populäre Farben der Möbelstücke waren dabei Gold, Rot, Grün oder Schwarz, wobei als Schmuckelement gerne Zinnoberrot verwendet wurde.
Da es in früheren Jahren auch noch keine Warmhaltekannen gab, wurden oft Gänsefedern oder auch Baumwolle um einen Wassercontainer gelegt, um diesen warmzuhalten. Runde Gefäße, wie man sie beispielsweise in Teeservices verwendet, sind zudem bis heute noch ein Symbol der Harmonie und stellen ebenso den Wunsch nach Vollendung dar.
Die traditionellen Instrumente Laute und Gu Zheng (eine chinesische Zither) sind typisch weibliche Musikinstrumente. Frauen und Mädchen aus wohlhabendem Hause mussten früher lernen, diese Instrumente zu spielen, um so ihr Geschick und ihre Weisheit zu zeigen.
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