Corporate Social Responsibility (CSR), zu deutsch die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, ist bei den in China tätigen Unternehmen zu einem wichtigen Thema geworden. Auch viele deutsche Firmen sind derzeit aktiv dabei. Der Münchener Technologiekonzern Siemens ist ein vorbildhaftes Beispiel dafür.
Die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen (CSR) widerspricht der These, das einzige Streben der Unternehmen liege in der Erzielung von Profiten, wie sie von dem Verfechter des reinen Marktkapitalismus, Milton Friedman, vertreten wird. Mit der Globalisierung der Weltwirtschaft ist der Wettbewerb der Staaten um ausländische Investitionen schärfer geworden, Das kann auch zu einem Wettlauf in den Abgrund führen, bei dem die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeiternehmern immer schlechter werden. Die globale Wirtschaft benötigt daher global geltende Regeln, die auf der Basis universell geltender Prinzipien der Verschlechterung von Sozial- und Umweltstandards Einhalt gebieten. Immer mehr in China tätige deutsche Unternehmen bekennen sich zur sozialen Verantwortung. Von dieser Tatsache zeugte ein vor kurzem in Beijing veranstaltetes Symposium unter dem Motto "Why do German enterprises engage in CSR in China?", zu deutsch: Warum engagieren sich deutsche Unternehmen in der sozialen Verantwortung in China? Dr. Richard Hausmann, China-Chef von Siemens und Präsident der Deutschen Handelskammer in China, begründet die Veranstaltung so:
"Die Idee zu der Veranstaltung hier zu dem Thema Corporate Social Responsibility kam einfach aus den Überlegungen heraus, dass den deutschen Unternehmen sehr viel dieser Richtung am Herzen liegt, dass man hier vorankommt. Wir wollen einfach mal einen Überblick bekommen. Eine Studie hat klar gezeigt, dass sehr viel, überproportional viel in der Richtung Cororate Social Responsibily von den deutschen Firmen hier in China gemacht wird."
Dabei ist der deutsche Technologiekonzern Siemens ein aktiver Mitspieler. Besonders erwähnenswert waren seine Beiträge aus dem Jahr 2003. Damals hat der Münchener Konzern den chinesischen Gesundheitsbehörden im Kampf gegen die Lungenseuche SARS (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) insgesamt 17 Beatmungssysteme und 200 Mobiltelefone zur Verfügung gestellt. Die Beatmungsgeräte von Siemens unterstützen die Lungenfunktionen und sind für SARS- Patienten wichtig, die künstlich beatmet und bei denen gleichzeitig die Atemwege desinfiziert werden müssen. Das chinesische Gesundheitsministerium stellte sicher, dass die gespendeten Geräte dort zum Einsatz kamen und kommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Der Gesamtwert dieser Sachspenden entspricht umgerechnet nahezu einer Million Euro
Zu weiteren konkreten Schritten hinsichtlich der sozialen Verantwortung sagt Siemens China-Chef Dr. Richard Hausmann:
"Man muss unterscheiden. Wenn das Wort Corporate Social Responsitbily benutzt wird, dann sprechen viele Leute über verschiedene Sachen. Wir haben es erst mal definiert, es gibt erst mal einen internen Aspekt, wenn es um Mitarbeiter und um Arbeitsbedingungen geht. Auch das Thema Umwelt gehört dazu. Zum Beispiel wenn die Firma einen höheren Umweltstandard als den lokalen Standard aufweist. Und dann gibt es natürlich einen externen Aspekt, wo es darum geht, zum einen zu helfen, dass sich die gesamte Gesellschaft weiter entwickelt, zu helfen, wenn es darum geht, zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, zum Beispiel für Schulen in ländlichen Gebieten. Und dann letztlich auch zu helfen, wenn es zu Naturkatastrophen kommt. Große Firmen wie Siemens können dann in dieser Richtung viel leisten. Ich sage immer, von über 40.000 Mitarbeitern, die in China für Siemens arbeiten, sind 99 Prozent Chinesen. Deshalb sage ich immer, wir sind eigentlich eine chinesische Firma. Allein belegt das die Tatsache, dass zum Beispiel Siemens sehr viel im Bereich Ausbildung macht und letztlich auch sehr viele Knowhow-Transfer anstrebt, dass wir hier so stark präsent sind, und durch die Tatsache, dass viele lokale Mitarbeiter immer bei Siemens bleiben. Ich denke mal, das ist eine Art und Weise, dass wir eine unheimlich starke Zusammenarbeit mit der Gesellschaft hier haben."
Laut Angaben von Dr. Hausmann findet die soziale Verantwortung der deutschen Unternehmen in China im Rahmen einer groß angelegten Kampagne statt, die im Verlauf der EU-Präsidentschaft Deutschlands von der deutschen Botschaft und Handelskammer in Beijing gemeinsam organisiert wurde:
"Wir haben im Rahmen der EU-Präsidentschaft zusammen mit der deutschen Botschaft hier und den anderen europäischen Kammern einige Aktivitäten vor. Der Fokus liegt vor allem auch daran, zu zeigen, dass wir als europäische bzw. deutsche Firmen wirklich unseren Beitrag auch leisten zur nachhaltigen Entwicklung dieses Landes, auch durch unsere Präsenz, auch durch unseren Erfolg, dieses Land auch zum Erfolg zu bringen. In diese Richtung wollen wir mit unseren Aktivitäten agieren."
Abschließend ging Dr. Hausmann im Gespräch mit Radio China International mit Freude auf das China-Geschäft des Münchener Konzerns ein. Laut seiner Darstellung wächst Siemens-Geschäft in China rasant. Der Umsatz sei in diesem Jahr um 37 Prozent gestiegen. Der Konzern wächst damit schneller als die Konkurrenz und hat seinen Marktanteil in drei Jahren von 3,5 auf 6 Prozent gesteigert. China belegt inzwischen einen Anteil von mehr als sechs Prozent am weltweiten Umsatz von Siemens. "China ist definitiv Spitzenreiter in der Umsatzentwicklung", sagte Hausmann. Der Zuwachs sei "deutlich größer" als die weltweite Vorgabe der Konzernführung, doppelt so schnell wie die Wirtschaft in den einzelnen Ländern zu wachsen. Schließlich ist der Konzern seit mehr als 130 Jahren in China tätig:
"Wir sind in China natürlich ein Unternehmen, das sehr groß ist mit 42.000 Mitarbeitern, eines der größten internationalen Unternehmen in China, auch eines der Unternehmen, die die längste Geschichte im Land haben. Wir haben unser erstes Geschäft im Jahr 1872 in China gemacht. Es gibt wunderschöne Beispiele, wo Motoren oder Generatoren von Siemens fast 100 Jahre lang zum Beispiel in der Brauerei in Qingdao ihren Dienst geleistet haben, bis sie dann ersetzt worden sind - nach 100 Jahren. Wir sind insgesamt mit 70 operativen Companies mit Fabriken bzw. Produktions- und Entwicklungsstätten und mehr als 60 Vertriebsbüros. Von der Produktpalette her sind wir vor allem in den Bereichen Transport-Infrastruktur, Energieerzeugung und -Transport und in der Industrie-Automatisierung tätig. Wir statten vor allem also Industrie-Unternehmen mit Automatisierungstechnik aus, damit die Abläufe automatisiert werden und auch energiesparende Abläufe gemacht werden können. Also wir sind sehr stark tätig im Feld Industrie und Infrastruktur. Dort sind wir auch sehr erfolgreich."
In den nächsten drei bis vier Jahren wird der Konzern in China - wie schon seit 2004 - wieder rund eine Milliarde Euro investieren. Innovation steht im Mittelpunkt der Wachstumsstrategie. Bis 2010 solle die Zahl der Beschäftigten in den Bereichen Entwicklung und Forschung verdoppelt werden.
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