Im Herbst 2006 verstarb der Lehrer Wu Keqin, der auf dem Pamir-Plateau in Südxinjiang mehr als 40 Jahre lang gearbeitet hatte. Seine Schülerinnen und Schüler sowie auch seine Kollegen aus der Uigurischen Nationalität, der Kirgisischen Nationalität sowie der Han-Nationalität trauerten auf ihre Weise um Wu Keqin, der sich in Xinjiang sehr beliebt gemacht hatte.
Wu Keqin wurde 1941 in Kashgar in Xinjiang geboren. Als er acht Jahre alt war, verschlug es ihn nach Beijing, wo er die Schule besuchte. Es kam ziemlich unerwartet, dass er zehn Jahre später die Chance erhielt und sie auch wahrnahm, an der Uigurischen Fakultät der Ersten Pädagogischen Hochschule in Xinjiang zu studieren. Auf eigenen Wunsch ging Wu Keqin nach seinem Studium in Urumqi in das Pamir-Plateau, um als Lehrer tätig zu sein.
Wu Keqin war der festen Überzeugung, dass die Elementarerziehung in den von Minoritäten bewohnten Gebieten nicht nur das Beibringen von Kenntnissen für die Schüler sei, sondern auch eine gewisse Art der Aufklärungserziehung in den Sprachen der verschiedenen Minoritäten. Das sei die Basis für die Schüler der Minoritäten, auf der sie später aus Xinjiang in andere Teile Chinas gehen können, um dort ihr Glück zu versuchen. Im Alltagsunterricht verlangte er stets von seinen uigurischen und kirgisischen Schülern, sich ständig mit Chinesisch zu befassen. Anfangs war dies für ihn und seine Schüler sehr schwer. Trotzdem setzte Wu Keqin seinen Standpunkt entschlossen durch.
Li Jing, ein ehemaliger Schüler von Wu Keqin, erinnert sich:
"Ich finde, Herr Wu hatte eine überaus gute Arbeitsmoral. Er behandelte jeden Schüler gleich und befasste sich mit jedem sehr ernsthaft. Er kümmerte sich besonders um die Schüler, deren schulische Leistungen nicht so optimal waren."
Während seiner Arbeit im Kirgisischen Autonomen Bezirk Kizilsu in mehr als 20 Jahren förderte Wu Keqin die Schüler entsprechend ihrer Begabung und verwendete vielfältige Lehrmethoden. Sein Chinesisch-Unterricht wurde von den Schülern der verschiedenen Minoritäten sehr begrüßt.
Haji hatte als Direktor der 1. Mittelschule im Autonomen Bezirk Kizilsu mehr als zehn Jahre mit Wu Keqin zusammengearbeitet. Er hatte von Wu Keqin eine sehr gute Meinung. Er sagt:
"Herr Wu hatte ein große Liebe in der Erziehung der Minoritäten. Er liebte seine Schüler und seine Arbeit sehr und agierte stets verantwortungsvoll. Seine reichlichen Erfahrungen als Lehrer konnte er in seinen Beruf gut einbringen. Er arbeitete sehr fleißig und scheute keine Mühe. Andere Lehrer und die Schüler der Han-Nationalität und anderen Minoritäten liebten ihn auch. Er ging auf seine Schüler ein und brachte ihnen - je nach Interesse und Veranlagung - sehr viel bei. In seiner Freizeit oder an Feiertagen sah ich oft, dass er mit seinen Schülern Chinesisch übte."
Anfang der achtziger Jahre wurde Wu Keqin nach Kashgar versetzt. Weil er die uigurische Sprache und auch Chinesisch sehr gut beherrschte, haben viele Institutionen und Verwaltungen versucht, ihn aus dem Schuldienst zu locken, um für sie zu arbeiten. Aber das wurde von Wu Keqin stets dankend abgelehnt. Wu Keqin sagte immer, dass sein Lebenstraum darin bestehe, sich mit der Erziehung der Kinder von nationalen Minderheiten zu befassen und ihnen Chinesisch beizubringen. Dadurch können viele Schüler der Minoritäten Chinesisch und mehr Schüler der Han-Nationalität die Sprache der Minoritäten sprechen.
Wu Keqin's Frau Lu Baozhen erinnert sich:
"Ich sagte ihm, dass es für mich, für unsere Kinder und für sein Geschwister von Vorteil wäre, wenn er in einer Verwaltungsstelle im Autonomen Bezirk arbeiten könnte. Wir hatten deswegen oft Streit und es wäre fast zu einer Scheidung gekommen. Zuletzt sagte er mir, dass er in der Hochschule studiert hat und sein Wissen den Schülern weitergeben wird. Er will sich nicht nur um seine eigene Familie kümmern. Wenn er alt sei, würde er mich gut verpflegen, und seine Schüler würden mich dann auch besuchen."
So arbeitete Wu Keqin weiterhin als Lehrer. Im Jahr 1999 durfte der fast 60jährige Wu Keqin nach Shanghai zurückkehren, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Doch er blieb noch in Kashgar und brachte auf Einladung von zwei Schulen den Menschen Chinesisch und Uigurisch bei.
In all den Jahren hatte Wu Keqin viel zur Verbreitung der Kultur der Minoritäten beigetragen. Etwa einen halben Monat vor seinem Tod beschäftigte Wu Keqin sich noch mit der chinesischen Version des kirgisischen Epos "Manas". Leider aber verließ Wu Keqin seine Familie und seine Schüler, er konnte leider nicht die Übersetzung fertig stellen.
He Jihong, ein Geschichtsforscher aus dem Autonomen Bezirk Kizilsu, hatte lange Jahre mit Wu Keqin zusammengearbeitet. Er sagt,
"Das kirgisische Epos 'Manas' und die uigurischen klassischen Suiten 'Zwölf Mukam' sind kulturelle Werke der Minoritäten. Sie basieren auf der Sprache und den Schriften der Minoritäten. Die Verbreitung dieser Werke benötigt Übersetzungen. Wu Keqin hatte viel in diesem Bereich geleistet."
Wu Keqin's Frau Lu Baozhen sagte uns, sie sei sehr traurig, dass ihr Mann sie verließ. Aber sie sei auch glücklich, weil sie sieht, dass die Schüler ihres Mannes gute Fortschritte machten. Sie sei stolz auf ihren Mann.
"In seinem ganzen Leben war er ernsthaft, entschlossen und verantwortungsvoll. Er hatte Probleme mit seinem Herzen. Ich wollte, dass er seine Aktivitäten zurückschraubt. Er entgegnete, dass es für seine Schüler nachteilig ist, wenn der Unterricht ausfallen würde."
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