Im alten China war es Tradition, am Hauseingang Bilder von Türgöttern anzubringen. Denn so werden böse Geister vom Haus ferngehalten, das glaubten zumindest die alten Chinesen.
In China findet man an Eingängen von Tempeln, Wohnhäusern und Geschäften Skulpturen von gar Furcht erregenden Gestalten. Das sind Türgötter, die an beiden Seiten des Eingangs platziert werden, um böse Geister von der Häuslichkeit fernzuhalten. Da traditionelle chinesische Häuser ein großes Eingangstor mit zwei Flügeln haben, kommen die Türgötter immer in Paaren.
Türgötter stehen sich Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie mit dem Rücken einander gegenüberzustellen, brächte Unglück, glauben die Chinesen.
Oft sieht man in Tempeln zwei Arten von Türgöttern sich gegenüberstehen. Zum einen militärische Türgötter und zum anderen literarische Türgötter. Die militärischen Türgötter erscheinen schwer gepanzert und halten Waffen in der Hand. Zu den bekanntesten militärischen Türgöttern gehören "Shen Tu" und "Yu Lei", "Qin Qiong", "Yuchi Gong" und "Zhong Kui".
Die literarischen Türgötter erscheinen hingegen in Gestalt von Gelehrten oder Beamten und werden am Tor des Innenhofs oder an Zimmertüren angebracht. Populäre Figuren von literarischen Türgöttern sind die "Drei Sterne", (Sterne des Glücks, des Wohlstands und der Langlebigkeit).
"Shen Tu" und "Yu Lei"
"Shen Tu" und "Yu Lei" sind zwei Figuren, die als militärische Türgötter verehrt werden. Beide entstammen Legenden aus der Zeit des Gelben Kaisers. Danach besaßen die Gebrüder "Shen Tu" und "Yu Lei" die magische Kraft, Geister einzufangen. Zu Lebzeiten der Gebrüder trieben überall böse Geister ihr Unwesen und beeinträchtigten so das Leben der Bevölkerung. Die Gebrüder "Shen Tu" und "Yu Lei" waren entschlossen, die Menschen auf der Erde vom Unheil zu befreien. Sie fesselten die Geister und verfütterten sie an Tiger. Shen Tu und Yu Lei erscheinen als Türgötter jeweils mit einer Axt und einem Stab in der Hand.
"Qin Qiong" und "Yuchi Gong"
Zwei weitere Türgötter sind Qing Qiong und Yuchi Gong. Beide waren bekannte Generäle aus der Zeit der Tang-Dynastie (7. bis 10. Jahrhundert)."Qin Qiong" (auch als Qin Shubao bekannt) hatte ein fahles Gesicht und trug oft ein Schwert mit sich. "Yuchi Gong" dagegen war dunkelhäutig und trug immer einen Stab.
Eine Legende berichtet vom Tang-Kaiser Li Shimin, der im 7. Jahrhundert regierte. Dieser habe an Schlafstörungen gelitten und begründete sie damit, dass ihm böse Geister in der Nacht mit ihrem Geschrei den Schlaf raubten. Deshalb ließ Kaiser Li Shimin seine Lieblingsgeneräle Qin Shubao und Yuchi Gong herbeirufen und vor seiner Tür Wache halten. Seitdem konnte er wieder friedlich und ruhig schlafen. Später ließ Li Shimin Bildnisse seiner beiden kraftstrotzenden Generäle an die Tür hängen. Später wurden sie auch im Volke als Türgötter verehrt, die böse Geister fernhalten.
Bildnisse der stets wachsamen Generäle werden am Eingangstor angebracht mit der Hoffnung, dass sie Glück anzögen und böse Geister fernhielten. Das Geschäft mit Bildnissen der Türgötter blühte bald im ganzen Land. Als Türgötter galten auch Helden aus Volkssagen und mythologische Figuren.
Zhong Kui
Zhong Kui war in alter Zeit eine sehr populäre Gottheit, der Dämonen besiegen und Glück bringen konnte. Er besaß den Körper eines Kriegers und einen wilden Bart. Zudem trug er ein Schwert, mit dem er seine Mission erfüllte. Der Legende nach folgten ihm oft Geister als Diener. Es gab unzählige Geschichten über die Abenteuer von Zhong Kui, Geister zu besänftigen. Es war Sitte im alten China, am Abend vor Neujahr nach dem chinesischen Mondkalender Bildnisse von Zhong Kui an der Haustür anzubringen.
Legenden zufolge verließ Zhong Kui mit einem seiner Freunde seine Heimat, um in der Hauptstadt die kaiserliche Prüfung abzulegen. Zhong Kui bestand die kaiserliche Prüfung mit der besten Leistung, doch der vorsitzende Prüfer weigerte sich, Zhong Kui wegen seines hässlichen Aussehens den Titel "Zhuangyuan" (also Nummer eins unter den Prüflingen) zu verleihen. Aus Wut nahm sich Zhong Kui auf den Stufen zum Kaiserpalast das Leben.
Jahre später, in der Mitte der Tang-Dynastie (7. bis zum 8. Jahrhundert), wurde Kaiser Xuanzong schwer krank. Er hatte einen Alptraum, in dem er einen Geist sah, der sich im Kaiserpalast als Dieb verging. Ein kräftiger Mann mit Beamtenmütze lief ihm nach und nahm den Geist gefangen. Dann erklärte der Mann mit der Beamtenmütze, er sei Zhong Kui und tat wie ihm geheißen, nämlich, den Kaiser von den Dämonen zu befreien. Als Kaiser Xuanzong aus seinem Traum erwachte, war er plötzlich wieder gesund. Sogleich ließ er vom Hofmaler Wu Daozi ein Bildnis von Zhong Kui anfertigen, um es den Hofbeamten zu zeigen. Das von Wu Daozi gemalte Bildnis von Zhong Kui beeinflusste selbst noch nachfolgende Generationen.
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