Seit den Olympischen Spielen 1964 in Tokio lässt sich die Welt die japanische Leckerei Sushi schmecken. Und nach den Spielen 1988 in Seoul kann niemand mehr den besonderen Geschmack der koreanischen Spezialität Kimchi vergessen. Welche Köstlichkeiten wird das kulinarische Paradies China während der Spiele 2008 der Welt servieren? Als der einzige Lieferant der Beijinger Olympiade für gefrorene Nahrungsmittel mit Füllungen sieht sich die Firma Sinian aus der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou verpflichtet, die traditionelle chinesische Esskultur zu präsentieren.
Für die Olympischen Spiele im Jahr 2008 rechnet Beijing mit mehr als zwei Millionen in- und ausländischen Zuschauern. Erwartet werden auch noch Geschäftsleute aus aller Welt, die dienstlich in die Hauptstadt reisen. Angaben des städtischen Tourismusamtes zufolge wird während der Spiele die Gesamtzahl der in- und ausländischen Touristen jeweils 1,1 Millionen bzw. 600 000 erreichen. Sie alle wollen die historische Kulturstadt entdecken und natürlich auch das chinesische Essen probieren. Daher müssten während der Spiele Nahrungsmittel angeboten werden, die die chinesische Esskultur am besten repräsentieren und sich zudem für eine standardisierte Massenproduktion eignen, sagte der Vizepräsident der Beijinger Forschungsgesellschaft für olympische Wirtschaft, Chen Jian. Nur so könne der gesteigerte Nahrungsbedarf während der Olympiade gedeckt werden.
Jiaozi, ein Teigtäschchen mit Fleisch- und Gemüsefüllung, ist ein Bestandteil der chinesischen Kultur, sozusagen "Kulturgut" in China. Für Gäste bedeutet Jiaozi Respekt und Freundschaft. Im September wurde die Firma Sinian zum einzigen olympischen Lieferanten für gefrorene Nahrungsmittel mit Füllungen im Jahr 2008 auserwählt. Nun sorgt die Firma für den internationalen Ruf der chinesischen Nahrung. Dazu sagte der stellvertretende Firmenchef Wang Peng, seine Firma setze auf Sicherheit, Nährwert und Geschmack der Nahrungsmittel und räume Sicherheit den Vorrang ein. In diesem Zusammenhang hat die Firma mehr als sechs Millionen Yuan RMB für den Bau eines Kontrollzentrums bereitgestellt. Hier werden alle Zutaten hinsichtlich ihrer Qualität streng überprüft. "Täglich werden gut 70 verschiedene Zutaten überprüft, und fünf bis acht Prozent davon werden wieder an die Lieferanten zurückgegeben", informierte ein Mitarbeiter des Labors. Alle sechs Monate werden die Lieferanten einer Eignungsprüfung unterzogen. Auch bei Lagerung, Transport und Produktion werden strenge Maßnahmen zur Qualitätskontrolle getroffen. Dazu sind 87 Fachkräfte zum Einsatz.
In der Firma spielt natürlich auch moderne Technologie eine wichtige Rolle. "Theoretisch können viele Köstlichkeiten zu gefrorenen Produkten verarbeitet werden. Aber es ist schwer, die Produktion zu standardisieren und den ursprünglichen Geschmack beizubehalten", sagte der technische Generaldirektor der Firma, Qin Peng. "Wir haben mehrere tausend Yuan ausgegeben und jede Menge Experimente unternommen, nur um die Mehlplättchen der Jiaozi elastisch zu machen." Dank der technischen Innovation hat die Firma mehrere hundert Produkte auf den Markt gebracht, darunter Zongzi (in Bambus- oder Schilfblättern eingewickeltes Klebreisklößchen), Yuanxiao (Klößchen aus klebrigem Reismehl mit verschiedenen Füllungen) und Kuchen. Jiaozi und Yuanxiao in kleineren Portionen sind besonders bei den Kindern beliebt.
Nun hat die Firma Sinian begonnen, landesweit das olympische Marketing einzuführen. Jiaozi, die speziell für die Olympiade produziert werden, werden auf den Markt gebracht. Doch es besteht auch Zweifel, ob der Nahrungsmittelproduzent mit niedriger Rendite der Aufgabe eines olympischen Sponsors gerecht wird. Dazu erklärte der Vizefirmenchef Wang Peng, in den letzten zwei Monaten sei das Absatzvolumen der Firma um 30 bis 40 Prozent gestiegen. Dies sei vor allem dem olympischen Marketing zu verdanken.
Der stellvertretende Generalmanager Sun Jian unterstrich, durch das olympische Programm habe die Firma nun mehr Kunden gewonnen. Immer mehr Unternehmen wollten Sinian beitreten und Filialen eröffnen. Landesweit seien die Produkte von Sinian sehr gefragt.
In China hat die Firma Sinian einen Marktanteil von 20 Prozent. Nun will sie sich international ausrichten. Vor kurzem hat Sinian eine Absatzfirma in Hongkong gegründet, und ihre Produkte sind bereits in Kanada, Frankreich, Singapur und in den USA auf den Markt gekommen. Auch wurden Lieferverträge mit multinationalen Konzernen wie Walmart, Carrefour und Metro geschlossen. Der stellvertretende Firmenchef Wang Peng drückte seine Überzeugung aus, dass die Welt durch die Olympischen Spiele in Beijing durchaus das chinesische Essen besser kennen lernen wird.