Outsourcing ist für IT-Fachkräfte kein Fremdwort. In unserem Informationszeitalter ist es ein globaler Trend geworden, IT- und vor allem Software-Dienstleistungen für andere Unternehmen oder Industrien auszulagern. Der Wissenschaftspark Zhongguancun im Nordwesten der chinesischen Hauptstadt Beijing ist geprägt von starken IT-Fachkräften und daher auch von einer Fülle von ausgelagerten Software-Dienstleistungen.
Outsourcing ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen "outside", "resource" und "using" zusammensetzt. Es bezeichnet generell den Fremdbezug von Dienstleistungen, die zuvor unternehmensintern erbracht wurden. Nach 20 Jahren der Entwicklung ist die Auslagerung von Software-Dienstleistungen derweil zu einer Industriebranche geworden. Das Spektrum des Outsourcing von IT- Dienstleistungen reicht derzeit von Einzelleistungen bis hin zur Auslagerung der gesamten IT-Infrastruktur mit Netzwerken, Telekommunikation und Computertechnik. Einer Studie der amerikanischen Wirtschaftszeitschrift Business Weekly zufolge wird derzeit ein Drittel der weltweiten Software-Dienstleistungen anhand der Auslagerung erbracht.
Die chinesische Hauptstadt Beijing ist ein wichtiger Software-Standort mit landesweit führender Entwicklung. Dazu sagt Qu Lingnian, Vizepräsident der Technologiefirma Beyondsoft und früherer Vize-Direktor des Beijinger Förderzentrums für Softwareindustrie:
"Beijing ist Chinas größter Softwareindustrie-Standort und nimmt Statistiken zufolge ein Drittel des inländischen Marktanteils ein. Besonders erwähnenswert ist der Wissenschaftspark Zhongguancun mit seinen vielen sehr guten Fachkräften. Das sind optimale Bedingungen für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der weltgrößten Softwarekonzerne und zugleich für die ausgelagerten IT- Dienstleistungen."
Die amerikanische Beratungsfirma Gartner sieht in Beijing großes Potential für IT-Outsourcing. Fünf der insgesamt zehn für Übersee-Service befähigten chinesischen Dienstleister befinden sich in der chinesischen Hauptstadt, und zwar im Wissenschaftspark Zhongguancun. Im Einzelnen sind es Worksoft, Beyondsoft, Isoftstone, Hisoft und Symbio.
Dabei ist das 1995 gegründete Unternehmen Worksoft unbestritten der Marktführer für die Auslagerung von IT-Dienstleistungen. Der Vorstandsvorsitzende Chen Shuning sagt, auch das Outsourcing sei wegen seines technologie- und arbeitsintensiven Charakters eine traditionelle Branche:
"Wir erwarten, dass in ein paar Jahren ein großer Markt für Software- Outsourcing in China entsteht. Das zählt zu den guten Rahmenbedingungen für die Entwicklung unseres Unternehmens. Daher rechnen wir damit, dass Worksoft sich bis zum nächsten Jahr zu Chinas größtem Software-Unternehmen entwickelt. Unser nächstes Ziel besteht darin, bis zum Jahr 2008 unseren Umsatz auf 100 Millionen US-Dollar zu erhöhen."
Ebenfalls im Jahr 1995 gegründet, gilt die Firma Beyondsoft mittlerweile als einer der größten Software-Exporteure Chinas mit ihrem Hauptquartier in Beijings Wissenschaftspark Zhongguancun und mit zahlreichen Niederlassungen in den USA, Japan sowie in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. Der Vizepräsident des Unternehmens Qu Lingnian sagt, Innovation sei bereits zur nationalen Entwicklungsstrategie geworden. Dabei macht das IT-Outsourcing auch keine Ausnahme:
"Manche Leute haben die Innovationen in dieser Branche ausgeschlossen. Ich halte diese Auffassung für falsch, weil es schließlich darum geht, in einer Entfernung von 10.000 km mit reduziertem Budget die an uns gestellten Anforderungen gleichwertig zu erfüllen. Da die Beauftragten alles professionelle IT-Unternehmen sind, werden sie dafür sorgen, ihre Arbeitsverfahren effektiv zu gestalten und die Qualität ihrer Dienstleistungen zu verbessern. In den kommenden zehn Jahren wird es zu einer heftigen Konkurrenz zwischen China und Indien im Outsourcing-Geschäft kommen. Selbstverständlich ist uns lange klar, dass wir im Vergleich zu Indien noch einen Nachholbedarf haben."
Qu Lingnian sagt, dass zwischen Indien und China ein Abstand von fünf bis sieben Jahren im Software-Outsourcing besteht. Gründe dafür seien vor allem unausreichende englische Sprachkenntnisse, der Mangel an Systemanalyse sowie an Projekt-Erfahrungen. Zu verstärken seien zudem der Zugang zum Weltmarkt und die Geschäftsführung innerhalb einzelner Outsourcing-Firmen. Dennoch könnten chinesische Firmen auf ihre Vorzüge stolz sein. Dazu gehören in erster Linie riesige Marktbedürfnisse, ausreichende und billige Programmierer und die ausgezeichnete Infrastruktur.
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