Longga ist ein überwiegend von Langhorn Miao bewohntes Bergdorf. Als unser Reporter dort ankam, wartete eine Gruppe Mädchen und Jungen in der Tracht ihrer Nationalität am Dorfeingang auf die Ankunft der Gäste aus der Ferne.
Es ist Sitte der Langhorn Miao, Gäste mit selbst gebranntem Reiswein zu begrüßen, bevor sie das Dorf betreten. Dabei werden klangvolle Trinklieder gesungen. Die Gäste müssen drei Becher Reiswein hintereinander austrinken, eine Geste der Gastfreundschaft der Langhorn Miao.
Die Langhorn Miao haben ihren Namen wegen eines langen hölzernen Horns, das sie mit ihrem langen Haar dick umwickeln und als Kopfschmuck tragen. Das Horn sieht besonders schwer aus. Aber warum bevorzugt man in dieser Gegend ein langes Horn als Kopfschmuck? Das erläutert Mou Huixu, der sich auf Geschichte und Tradition der Langhorn Miao spezialisiert hat:
"Für die Langhorn Miao spielt das Rind in der landwirtschaftlichen Produktion eine wichtige Rolle. Deshalb wird das Horn der Rinder von den Langhorn Miao als Totem angesehen.
Einer zweiten Argumentation zufolge lebten die Vorfahren der Langhorn Miao von der Jagd. So galten Hirsche und andere Wildtiere mit Geweih oder Horn als ihr Grundnahrungsmittel. Die Langhorn Miao trugen bei der Jagd Hörner, um so die Wildtiere zu täuschen."
Wie Xiong Jizai, Angehörige der Langhorn Miao, unserem Reporter mitteilte, sammeln Frauen der Langhorn Miao das täglich ausgekämmte Haar und flechten es mit Hanf zusammen. Sie geben später das Haar an ihre Töchter als Mitgift weiter. So haben Frauen der Langhorn Miao über Generationen hindurch eine große Sammlung angelegt. Wörtlich sagte Xiong Jizai weiter:
"Der Haarschmuck der Langhorn ist eine Besonderheit unserer Nationalität. Ältere Frauen unserer Nationalität tragen den Haarschmuck sogar bei der Feldarbeit. Sie bekommen das Haar von ihren Müttern bzw. Großmüttern vererbt. So flechten wir das Haar unserer Mütter und unser eigenes Haar zusammen, und umwickeln es dann mit schwarzer Strickwolle."
Um das Geheimnis des Haarschmuckes der Langhorn Miao zu lüften, haben einige Frauen des Dorfes Longga unserem Reporter die Prozedur der Herstellung gezeigt. Die Anfertigung des riesigen Kopfschmuckes kostete den Frauen nahezu 40 Minuten, obwohl sie handwerklich alle extrem gewandt waren.
Im Dorf Longga sah unser Reporter auch auf Schritt und Tritt Häuser mit Strohdächern. Die Häuser haben alle steil geneigte Dächer, damit das Regenwasser schnell von den Dächern herunter fließt und die Strohdächer nicht verfaulen.
Im Dorf Longga hat unser Reporter noch weitere traditionelle Handwerkskünste der Langhorn Miao kennengelernt. Die Frauen der Langhorn Miao verstehen es gut, mit Farbstoffen aus natürlichen Pflanzen auf Baumwollkleidern wunderschöne Muster zu malen. Dabei benötigen die klugen Miao-Frauen keine fertigen Muster, sie improvisieren alle vorzüglich beziehungsweise malen aus dem Gedächtnis! Wang Jiaying, Angehörige der Langhorn Miao, erzählt uns:
"Ich lernte das Malen auf Kleidern, als ich noch ein kleines Mädchen war. Meine Mutter und meine Schwester haben mir das beigebracht. Das Malen ist bloß einer der Arbeitsgänge der Kleideranfertigung. Ich kann auch sticken. Es dauert normalerweise einen Monat lang, um ein Kleid anzufertigen."
Neben dem Malen auf Kleidern sind auch Spinnen und Sticken Fähigkeiten, die die Frauen der Langhorn Miao von klein auf erlernen.
Um die einzigartige Kultur und Tradition der Langhorn Miao zu pflegen und fortzuführen, wurde 1998 im Dorf Longga unter Zusammenarbeit von China und Norwegen ein ökologisches Museum gegründet.
Das 120 qkm große Museum zeigt Wohnhäuser, Trachten, Musikinstrumente, Herstellungsgegenstände sowie Artikel des täglichen Gebrauchs der Langhorn Miao. Gleichzeitig sind Rituale für Hochzeiten, Trauerfeiern und religiöse Zeremonien auf Papier gebracht bzw. durch Audio-und Videoaufnahmen aufbewahrt worden. Museumsdirektor Mou Huixu sagte:
"Ein ökologisches Museum ist ein lebendiges Museum mit dem Mensch als Schwerpunkt. Es ist ein Museum ohne Mauern. Das Ziel der Gründung des Museums bestand darin, die Kultur dieser Nationalität zu schützen. Denn im Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung und des Kulturaustausches zwischen verschiedenen Volksgruppen gehen ein paar Dinge allmählich verloren. Zunächst die Sprache, dann die Sitten und Gebräuche. Das wollen wir vor dem Aussterben schützen."
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