Das "Special Olympics Einladungsturnier", das Mitte Oktober in Shanghai stattfand, galt als Probelauf für die "Special Olympics World Summer Games", die im kommenden Jahr in der ostchinesischen Stadt ausgetragen werden. Etwa 2.000 geistig und mehrfach behinderte Athleten aus 19 Ländern und Gebieten traten in Shanghai in vielen Disziplinen an. Vor den Wettkämpfen fand aber erstmal ein gut strukturiertes Empfangsprogramm für die Sportler statt. Damit wollte das Organisationskomitee den Sportlern die Zeitumstellung, die Gewöhnung an das Klima, die fremde Kultur und das ungewohnte Essen erleichtern. Im Rahmen des Empfangsprogramms besuchten die Sportler Wohnviertel und Familien, immer hieß man sie sehr herzlich willkommen. 16 Shanghaier Stadtbezirke und Kreise beteiligten sich an diesem Empfangsprogramm. Einige der behinderten Athleten waren auch bei einfachen Shanghaiern untergebracht. Während der gesamten Special Olympics gab es ein Begleitprogramm, es gab verschiedene Begrüßungszeremonien, viele gemeinsame Essen, Partys, Touren durch die verschiedenen Wohnviertel, kleinere Ausflüge und natürlich viele Möglichkeiten, ausgiebig einzukaufen. Die geistig behinderten Sportler waren von den Angeboten begeistert. Um Kommunikationsprobleme zu vermeiden, hatte viele freiwilligen Helfer bereits im Vorfeld verschiedene Fremdsprachen erlernt. Zudem hatte man gezielt Freiwillige angeworben, die eine benötigte Fremdsprache sprechen.
Die gesamte Veranstaltung stand unter dem Motto "Unterschiede akzeptieren und respektieren" und wurde daher auch noch zu einem interkulturellen Thema. Die Wohnviertel präsentierten in diesem Zusammenhang traditionelle chinesische Kunst, beispielsweise Kalligraphie, Malerei, Scherenschnitte und chinesische Volksmusik. Es gab Demonstrationen, die zeigten, wie Stoffblumen und farbige Tonwaren entstehen, wie man Bonsais züchtet, was Lebensmittel-Schnitzerei ist und welche wunderschönen Ergebnisse Flechtarbeit erzielen kann. Gerade diese Dinge schlugen eine Brücke zwischen den einfachen Shanghaiern und den geistig behinderten Sportlern aus aller Welt. Der Leiter der amerikanischen Special-Olympics-Delegation, Mark Capano, war von der gesamten Organisation sehr angetan:
"China hat meine Vorstellung bei weitem übertroffen. Die Menschen hier sind gastfreundlich, das chinesische Essen schmeckt sehr gut. Meine Sportler werden das Erlebnis China nie vergessen, es ist für sie einmalig. Wir wollen uns bei den Einheimischen für ihre überreichliche Hilfe bedanken."
In Shanghai sei die Idee der Special Olympics "dabei sein, gleich berechtigt sein, akzeptiert werden und Toleranz üben" wirklich gelebt worden, erklärte der stellvertretende Bürgermeister von Shanghai, Zhou Taitong, der zugleich auch der Vorsitzende des Organisationskomitees der Special Olympics Weltspiele 2007 ist:
"Anders als andere Sportveranstaltungen können die Special Olympics nur dann ein großes und schönes Sportfest werden, wenn die ganze Gesellschaft dazu beiträgt, wenn sich alle engagieren. Es geht dabei nicht einfach um Hilfe, sondern es geht darum, die Sportler gleichberechtigt ins Leben einzubinden. Alle Beteiligten müssen nach diesen fortschrittlichen Regeln des menschlichen und zivilisierten Zusammenlebens handeln."
Wang Minyue, Studentin an der deutschen Fakultät der Shanghaier Fremdsprachenhochschule für Industrie und Handel, hat das Special Olympics Einladungsturnier als freiwillige Helferin unterstützt. Sie war die Dolmetscherin der österreichischen Delegation. Ein Erlebnis habe sie besonders tief berührt:
"Nach der großen gemeinsamen Tanzaufführung streckte ein geistig behinderter Sportler voller Vertrauen seine Arme nach mir aus. Wir haben uns bestimmt eine Minute lang ganz fest umarmt. Da hatte ich das Gefühl, dass es keine sprachlichen Barrieren und keine Staatsgrenzen mehr gab, die uns trennten."
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