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Ein kurzer Blick auf die unzähligen Online-Arbeitsangebote für Englisch als Fremdsprache offenbart einige interessante Tatsachen. Der erste Eindruck ist, dass China sich wirklich zur Welt öffnet. Was könnte es für einen besseren Weg geben, um mit anderen Ländern zu kooperieren und von ihnen zu lernen, als ihre Besten zu bitten zu kommen und zu lehren? Schulen im ganzen Land, von ländlichen Bergwerksgebieten bis in die großen Städte, profitieren von dem ständig wachsenden Ansehen Chinas in der ganzen Welt, und können so Ausländer anwerben, um ihre Kinder von Muttersprachlern unterrichten zu lassen. Zumindest ist dies die Theorie!
Die Anzahl der Lehrtätigkeiten in ganz China, ihre konstante Verfügbarkeit und ihre scheinbar angenehmen Arbeitsbedingungen scheinen Probleme zu bereiten. Da so viele Schulen im Wettbewerb um ein begrenztes Angebot ausländischer Lehrkräfte stehen, senken immer mehr Bildungsstätten ihre Ansprüche, um ihren eigenen ausländischen Englischlehrer einstellen zu können. Dies ist nachvollziehbar, da ein Ausländer das Ansehen einer Schule verbessern und so ein wichtiger Magnet für Schüler sein kann, besonders in abgelegeneren Gegenden, wo Ausländer selten gesichtet werden. Aber genau hieraus können Probleme erwachsen. Da immer mehr Schulen die Erlaubnis erhalten ausländische Lehrer einzustellen, steigt unweigerlich die Zahl der unterqualifizierten Personen die angeheuert werden. Dies wird deutlich durch immer mehr Geschichten von Lehrern die ihre Verträge nicht einhalten und verschwinden. Eine weitere Sorge bereiten Lehrer, die im Klassenraum ein Betragen an den Tag legen, das von chinesischen Eltern oder Lehrpersonal als schockierend oder beleidigend empfunden wird. Die häufigste Klage bezieht sich auf ausländische Lehrer, die einen starken Akzent haben oder zu schnell sprechen und dadurch schwer zu verstehen sind.
Jacques Peeters, Personalchef von New Times International, einer der größten chinesischen Agenturen für Englisch als Fremdsprache meint, dass Problem darin bestehe, "die guten Lehrer hier hin zu holen und nicht diejenigen, die reisen wollen und nicht begreifen, dass es eine echte Arbeit ist, die sie angenommen haben."
Obwohl die Gehälter an chinesischen Schulen unter denen liegen, die an Schulen bei Chinas ostasiatischen Nachbarn Japan und Korea geboten werden, lässt die Anziehungskraft des Landes nicht nach. "Ich mag einige Aspekte des chinesischen Lebens und bin sehr von ihnen angezogen", erzählt Bec, eine Lehrerin aus Wales, die in Beijing arbeitet und vergleicht Beijing mit ihrem vorhergehenden Arbeitsplatz in Shijiazhuang in der Provinz Hebei: "Sie sind in vielerlei Hinsicht so unterschiedlich und doch sind sie alle Chinesen. Es gibt Leute, die sagen, Beijing sei nicht das echte China, aber finde das nicht. Beijing gibt mir die Anonymität, die ich in Shijiazhuang zeitweise so vermisst habe."
So unterschiedlich wie die Schulen sind, die Lehrer suchen, so unterschiedlich sind auch die nach China kommenden Lehrer selbst. Die meisten sind allerdings junge Leute, die gerade ihre Universität beendet haben. Der größte Teil von ihnen sind intelligente Menschen, die ihre Verpflichtungen in China ernst nehmen. Lediglich einigen der neuen Lehrer fehlen Kenntnisse über die Ernsthaftigkeit der Verpflichtung, die sie eingehen, wenn sie einen Vertrag mit einer Schule hier unterschreiben.
Allen neuen Lehrer muss vermittelt werden, dass China ein Entwicklungsland ist, das gut ausgebildete Schüler braucht und zuverlässige Menschen, die ihnen Englisch beibringen. Es ist bedauerlich, dass einige Ausländer nur einen schnellen Job suchen, denn mit ihrem Verhalten lassen sie nicht nur ihre Schüler im Stich, sondern haben auch einen negativen Einfluss auf das Ansehen der Lehrer, die ihre Arbeit ernst nehmen.
Von Seite der Schulen muss ein Umdenken stattfinden und die hastige Einstellung von ausländischen Lehrern, ohne ihre Qualifikationen zu überprüfen, gestoppt werden. Außerdem liegt es in der Verantwortung der Schulen, ihren Lehrern eine angemessene Vorbereitung auf ihre neue Arbeit zukommen zu lassen.
Aber auch aus Sicht der Lehrer gibt es Probleme. Im Wettbewerb um ausländische Lehrer werden oft große Versprechungen gemacht, komfortable Appartements, hohe Gehälter (für China), gute und einfache Arbeitsbedingungen zugesagt. Leider werden viele Lehrer, einmal eingestellt, mit einer harten Realität konfrontiert. Sonderklassen werden ohne Vorankündigung festgelegt, Stundepläne geändert, zusätzliche Gebühren berechnet, ohne, dass vorher mit dem Lehrer darüber gesprochen wird. Dies führt bei den Betroffenen verständlicherweise zu Ärger und Verwirrung.
Um Lehrern ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln, ist es dringend notwendig, dass die Schulen ihre hoffnungslos veralteten Bestimmungen über den Umgang mit ausländischen Mitarbeitern überarbeiten und ihren chinesischen Mitarbeitern ein besseres Verständnis darüber vermitteln, wie man Gegensätze in der Arbeitsethik ausgleicht.
Bekannte Webseiten wie Daves ESL Cafe sind voller derartiger unschöner Geschichten. Eine Schande wenn man bedenkt, dass, wie so oft, die Erfolgsgeschichten bei weitem die negativen Geschichten übertreffen. Allerdings scheint sich etwas zu ändern, sowohl potentielle Lehrer als auch die Schulen machen zunehmends ihre Positionen klar.
"New Times ist 2003 gegründet worden. Damals wurden neue Lehrer innerhalb eines Tages vermittelt. Ab dem zweiten Jahr verlangten aber sowohl die Schulen als auch New Times professionellere Bewerbungen und Lebensläufe von den Lehrern", sagt Dou Songlin, Präsident von New Times International.
"2006 haben wir ein Prozedere zur Überprüfung von Schulen und Lehrern eingeführt, um sicherzustellen, dass beide Seiten gute Bedingungen erhalten", fügt Dou hinzu.
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