Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat unlängst in Shanghai eine neue Anlage zur Herstellung von Kunststoff-Vorprodukten in Betrieb genommen. Die Baukosten betrugen rund eine Milliarde US-Dollar, teilte das Unternehmen mit. BASF möchte bis 2010 rund zehn Prozent seines weltweiten Umsatzes und Gewinns in China erwirtschaften. Nach Prognosen soll der chinesische Markt für so genannte Polyurethan- Kunststoffe bis 2015 um rund zehn Prozent pro Jahr wachsen und damit der größte der Welt werden.
Die BASF AG Ludwigshafen erwägt eine Aufstockung ihres Engagements auf dem chinesischen Polyurethan-Markt. Den Plänen zufolge soll nach 2010 ein neues Chemiewerk in China entstehen, sagte das Vorstandsmitglied John Feldmann auf einer Pressekonferenz. Polyurethane sind Polymere, die beispielsweise für die Automobilherstellung oder zur Produktion von Kühlschränken, Sitzbezügen oder Schuhen eingesetzt werden können.
Derzeit nimmt der Chemiekonzern auf dem Markt ein Joint Venture in Shanghai in Betrieb. Es stellt die Teilprodukte MDI und TDI zur Polyurethan-Produktion her. Die Anlage, die zusammen mit drei chinesischen Partnern aufgebaut wurde, ist nach dem petrochemischen Verbundstandort in Nanjing das zweitgrößte Investitionsprojekt von BASF in China. Der Ludwigshafener Chemiekonzern erwartet allerdings, dass der chinesische Polyurethan-Markt bis 2015 jährlich um 10 Prozent wachsen wird und somit sich zum weltweit größten Markt aufstellt. Zu den Aussichten des chinesischen Chemiemarktes sagte Jörg Wuttke, Chef-Repräsentant der BASF in China:
"Im Chemiebereich ist China der am schnellsten wachsende Markt der Welt. Wenn China, wie zu erwarten, eine Art verlängerte Werkbank der Welt wird, braucht das Land Chemie in allen Bereichen. Chemie muss dort sein, wo sich die Industrie befindet. Die Industrie zieht sich nicht unbedingt zurück aus Europa, aber dort wird sie wohl nicht weiter ausgebaut. Hier in China wird die Industrie aber ausgebaut. China importiert derzeit noch 50 Prozent aller Chemikalien. Mit großen Investitionen sorgt die BASF dafür, dass die Industrie hier in China fabrizierte Chemikalien bester Qualität bekommt. Die BASF ist der größte ausländische Investor im Chemiebereich, und wir versuchen damit auch, Importe zu substituieren."
In jeder Hinsicht ist BASF der größte ausländische Chemie-Investor in China. 2005 betrug der Umsatz rund 2,8 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl lag bei über 4.000. Ziel der BASF ist es, bis 2010 zehn Prozent des weltweiten Umsatzes und Gewinns im Chemiegeschäft in China zu erwirtschaften. Die BASF ist in China nicht nur groß im Geschäft,, sondern auch schon sehr lange. Laut Jörg Wuttke ist der Ludwigshafener Chemiekonzern bereits seit dem 19. Jahrhundert in China präsent:
"BASF ist in China aktiv seit 1885, also seit der Zeit der Qing- Dynastie. Wir haben zum Beispiel im Jahr 1913 über 15 Prozent des weltweiten Umsatzes in China gemacht. Eine unglaublich hohe Zahl von Textilfarben wurde nach Shanghai geliefert. In den zwanziger Jahren haben wir dann 1920 bis 1930 viele Düngemittel nach Fujian für die Tee-Plantagen geliefert. Nach der Befreiung war naturgemäß der Kontakt etwas abgebrochen. Aber wir haben in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Kontakte wieder aufgenommen und ein Büro hier errichtet. Und jetzt am Anfang des 21. Jahrhunderts sind wir der größte ausländische Investor im Chemie-Sektor. Also wir sind sehr lange in China engagiert."
Die derzeit in Shanghai in Betrieb genommene Produktionsanlage ist nur ein Beispiel der zahlreichen erfolgreichen Kooperationsprojekte zwischen BASF und Chinas Chemieunternehmen:
"BASF hat im September letzten Jahres ein großes Joint Venture mit Sinopec in Nanjing gegründet mit einer Investitionssumme von 2,9 Milliarden US-Dollar. Das ist das größte Projekt, das wir überhaupt gebaut haben in unserer Geschichte in China. Neben dieser TDI- und MDI-Anlage haben wir im Frühjahr eine weitere Fabrik für die Produktion von integriertem PolyTHF angefahren mit Investitionen von 300 Millionen US-Dollar. Gerade mit Sinopec haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Das erste Joint Venture in China haben wir mit Sinopec seit den 80er Jahren, und das ist sehr profitabel. Wir haben es mehrfach ausgebaut. In den folgenden Jahrzehnten lief es auch sehr gut. Deshalb sind wir sehr zufrieden mit unseren chinesischen Partnern. Die Partner bringen immer Marktkenntnisse und Infrastruktur in das Joint Venture ein."
Bei dem neuen Projekt in Shanghai handelt es aber um ein Joint Venture mit mehreren Kooperationspartnern. Im Einzelnen sind unter anderem die Shanghai Hua Yi Group Company, Sinopec Shanghai, Gao Qiao Petrochemical Corporation und Shanghai Chloro-Alkali Chemical Co. Ltd. dabei. Hinzu kommt ein multinationales Unternehmen Huntsman Polyurethanes Shanghai Ltd. Ein MDI-Veredlungsbetrieb wurde von Huntsman und Shanghai Chloro-Alkali Chemical Co. Ltd. gemeinsam gebaut.
Der Produktionskomplex in Shanghai verfügt über eine Kapazität von 240.000 Tonnen Roh-MDI und 160.000 Tonnen TDI pro Jahr für den schnell wachsenden Markt der Polyurethane in China. Bis 2015 soll der chinesische Markt für Polyurethane um zirka 10 Prozent jährlich wachsen und damit der weltweit größte werden.
Mit diesem Produktionskomplex in Shanghai hat die BASF eigenen Angaben zufolge eine ausgezeichnete Ausgangsbasis, um am stark wachsenden chinesischen Markt teilzuhaben und die Kunden besser aus der lokalen Produktion zu beliefern. Zudem wird der Ludwigshafener Konzern im nächsten Jahr in Pudong bei Shanghai eine neue Anlage eröffnen, in der BASF verschiedene Polyurethan-Spezialitäten produziert, die auf die Bedürfnisse der chinesischen Kunden zugeschnitten sind.
BASF-Chefrepräsentant Wuttke zeigt sich noch optimistischer: "Unsere Kooperation mit unseren Partnern hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass wir Anfang des Jahres in Erwägung gezogen haben, nach 2010 eine MDI-Fabrik in China zu bauen."
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