Die Winterspiele in Turin sind auf dem besten Wege, als Olympia der Überraschungen in die Sportgeschichte einzugehen. Nie zuvor gab es an den ersten fünf Tagen so viele Sieger, die kaum ein Experte auf der Rechnung hatte. Und selten so viele Stars, die zu Verlieren wurden.
Wer kannte vor Turin schon den Amerikaner Ted Ligety, der am Dienstag die alpine Kombination gewann? Wer den Franzosen Antoine Deneriaz, der zwei Tage zuvor in der Männer-Abfahrt triumphierte. Im Skilanglauf-Jagdrennen standen der Russe Jewgeni Dementjew und die Estin Kristina Smigun ganz oben auf dem Siegespodest, beim Skispringen von der Normalschanze düpierte der Norweger Lars Bystöl die Stars ähnlich wie die niederländische Überraschung Ireen Wüst im 3000-m-Eisschnelllauf. Und begonnen hatte alles mit dem Sensationssieg des Schonacher Kombinierers Georg Hettich.
Die Nobodys siegten auf Kosten der etablierten Stars: Deneriaz verwies mit Startnummer 30 die alpinen Millionären Bode Miller (USA/5.) und Hermann Maier (Österreich/6.) auf die "billigen Plätze". Finnlands Ausnahme-Kombinierer Hannu Manninen landete abgeschlagen als Neunter im Ziel, dabei noch weit vor Doppel-Weltmeister Ronny Ackermann (Dermbach/18.).
Im Jagdrennen distanzierte Dementjew die Elite und ließ Favorit Tobias Angerer (Vachendort/12.) fast 100 Meter hinter sich. Und im Skispringen landeten Finnlands Star Janne Ahonnen und Polens Adam Malysz nur auf den Rängen sechs und sieben. Norwegens Biathlon-Star Ole Einar Björndalen wurde nach dem Silber-Auftakt hinter Michael Greis (Nesselwang) nur Zwölfter im Sprint.
Auf dem Eisoval rutschten nicht nur Japans Weltrekordler Joji Kato als Sechster und US-Superstar Apolo Anton Ohno im Halbfinale aus. Für Kanadas Weltrekordlerin Cindy Klassen gab es wenigstens noch 3000-m-Bronze beim Sieg von Ireen Wüst, aber nur Blech für Anni Friesinger (Inzell/4.) und Claudia Pechstein (Berlin/5.). Und im ersten Biathlon-Wettbewerb der Frauen ging auch Fahnenträgerin Kati Wilhelm vier Jahre nach dem Doppel-Gold von Salt Lake City unter.
Während Nobodies unbeschwert auftrumpften, scheiterten viele Seriensieger der letzten Jahre an der zu großen Favoritenbürde. Nicht so Russlands Paarläufer Tatjana Totmianina/Maxim Marinin, Eisschnellläufer Chad Hedrick über 5000 m, Snowboard-Star Shaun White (ebenfalls USA) in der Halfpipe, Freestylerin Jennifer Heil (Kanada) auf der Buckelpiste oder die erneuten Rodel-Olympiasieger Armin Zöggeler (Italien) und Sylke Otto (Oberwiesenthal).
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