Diese ungewöhnliche Begegnung wäre vor 40 Jahren noch unmöglich gewesen. Nur wenige Ausländer lebten damals in China. Die inländische Filmindustrie hat letztes Jahr 4.6 Milliarden US-Dollar eingenommen. In den 1970er Jahren wäre niemand hierhergekommen, um Film zu studieren. Die Industrie stagnierte, wenn sie nicht gar tot war.
Urheber der großen Veränderungen im Leben der beiden Menschen war Deng Xiaoping. Er beendete ein Jahrzehnt des landesweiten Aufruhrs. Das war der Beginn von Chinas Reform- und Öffnungspolitik.
Wenn wir heutzutage von Chinas Innovationen reden, dann kommt das Gespräch sofort auf Hochgeschwindigkeitszüge, künstliche Intelligenz und 5G-Netzwerke. Nicht weniger umwälzend waren die innovativen Lösungen für die Herausforderungen zu Beginn der Reformperiode. Dörfer mussten beispielsweise Wege finden, ihr kollektives Eigentum aufzuteilen. Sie verwandelten es in Kollektivanteile, die gekauft und gehandelt werden konnten. Das daraus generierte Kapital wurde von einigen genutzt, um die Landwirtschaft hinter sich zu lassen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Dies führte zu einem Boom kleiner Produzenten, von denen einige zu großen Unternehmen heranwuchsen.
Es ist schwer, sich vorzustellen wie arm China damals war. 1978 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in den USA 10.587 US-Dollar, in Lateinamerika und der Karibik waren es 1.575 US-Dollar, im Mittleren Osten und Nordafrika 1.366 US-Dollar und in Subsahara-Afrika 495 US-Dollar.
Und China?
1978 lag das Pro-Kopf BIP in China bei 156 US-Dollar. Im letzten Jahr waren es 8.826 US-Dollar.
Laut den Daten der Weltgesundheitsorganisation starben 1978 53 aus 1.000 Kindern im Säuglingsalter. Die Zahl ist nun runter auf sieben. Ein Kind, das heute geboren wird, hat eine zehn Jahre längere Lebenserwartung, als ein Kind, das vor 40 Jahren geboren worden ist.
Sind die 40 Jahre Reform und Öffnung ruhig vorbeigezogen? Natürlich nicht.
Das Land kämpfte darum, das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz zu finden, und wie gemeinhin bekannt ist, ging dies eher auf Kosten der Umwelt. Viele Autoren sprechen von dem „chinesischen Wunder". Auch wenn die Geschwindigkeit der Entwicklung rasant gewesen ist, war dies nicht mehr ein Wunder, als auch der Aufschwung Großbritanniens, der Vereinigten Staaten von Amerika oder Japans – jedes dieser Länder hatte einen eigenen Preis für die Entwicklung zu zahlen.
China steht ein mühsamer Kampf bevor, wenn es die großen Herausforderungen angeht, wie eine alternde Bevölkerung, eine Reformierung des Finanzsektors, um private Unternehmen besser zu unterstützen, die Vorbereitung staatlicher Unternehmen auf den Wettkampf um einen zunehmend sich öffnenden und globalisierten Markt. Das sind schwere Herausforderungen für ein Entwicklungsland. China ist die Heimat der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und es wird zunehmend wohlhabender, aber es ist noch nicht reich.
Diese Herausforderungen mögen entmutigen. Vielleicht erscheinen sie sogar auf dem ersten Blick unüberwindlich. Hätte man 1978 der älteren Mutter aus Sichuan das China von heute beschrieben, würde sie einen für verrückt erklärt. Die letzten vier Jahrzehnte haben enorme Veränderungen für das Leben der Menschen in ganz China mit sich gebracht, und die Reise ist noch lange nicht vorüber. Das chinesische Volk hat ein enormes Potential zum Lernen, Arbeiten, zur Geschäftsgründung und zu Innovationen bewiesen. Der Erfolg der vergangenen 40 Jahre war kein Wunder. - Er wurde von mehr als einer Milliarde Menschen hart erarbeitet.
Über den Autor: Carl Benjaminsen ist als Redakteur und Moderator in der China Media Group tätig.