Beijing
Die Rede des japanischen Premierministers Shinzo Abe zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am Samstag hat Zweifel und Kritik in Japan und im Ausland hervorgerufen.
Japans Kaiser Akihito sprach am Samstag zum ersten Mal in einer Rede von der tiefen Prüfung des vorherigen Krieges, während Premierminister Abe am Freitag auf eine Entschuldigung für Japans Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg verzichtete.
Die japanische Zeitung „The Asahi" schrieb in einem Artikel, Abe habe nicht direkt von einer Selbstprüfung und Entschuldigung gesprochen. Dies sei ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zur sogenannten Murayama-Erklärung und auch zu den Standpunkten der vorherigen Vorsitzenden der Liberaldemokratischen Partei.
Chinas Außenamtssprecherin Hua Chunying erklärte am Samstag, Japan müsse den Charakter und die Verantwortung des Aggressionskriegs annehmen und sich bei den Völkern der betroffenen Länder aufrichtig entschuldigen.
Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye drückte am Samstag ihr Bedauern über die Rede Abes aus. Sie forderte Japans Regierung auf, das Versprechen der vorherigen Regierungen über die Geschichtsanschauung aufrichtig einzuhalten.
Die amerikanische Zeitung „The New York Times" schrieb in einem Artikel, Abe habe auf eine offizielle Entschuldigung verzichtet, obwohl Japan zahlreichen unschuldigen Menschen Verletzungen und Schmerzen zugefügt habe. Dies werde einen Streit verursachen.
Die britische Zeitung „The Guardian" berichtete, Abe habe in seiner Rede gesagt, die nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Generationen Japans müssten nicht weiterhin um Verzeihung bitten oder das Schicksal auf ihren Schultern tragen. Diese Aussage werde Unmut in den Nachbarländern Japans auslösen, so „The Guardian".