Doch die technische und gesellschaftliche Entwicklung ist auch am PAK und seinen Aufgabenbereichen nicht vorbeigegangen. Zwar hat die Sicherung der „neuen Grenze" (so die Bedeutung von „Xinjiang") weiterhin erste Priorität, doch seit der Reform- und Öffnungspolitik hat längst die Industrialisierung der Region klassische Landwirtschaftsprojekte abgelöst. Bewässerungsanlagen arbeiten Computergesteuert und sparen so 100000 Kubikmeter Wasser im Jahr ein. Waren es anfangs 175.000 Soldaten, so zählt das PAK heute stolze 2.700.000 Mitglieder, immerhin knapp 14 Prozent davon sind Angehörige der zahlreichen Minoritäten Xinjiangs. Diese verteilen sich auf zahlreiche Tochterbetriebe, die sich auf bestimmte Industriezweige spezialisieren. Auch dank dieser Modernisierung stammen heute zum Beispiel zwanzig Prozent der gesamten chinesischen Baumwollproduktion aus Xinjiang.
Die Idee Armeetruppen in Friedenszeiten das Land bestellen und Handel treiben zu lassen ist aber schon deutlich älter als die PAK. Schon in der Qing-Dynastie (17. Jh.) gab es solche „sich selbst versorgenden" Armeeverbände. Die strategische Bedeutung Xinjiangs erkannten die Chinesen sogar schon in der westlichen Han-Dynastie (206 v.-24 n. Chr.)
Aufbauend auf dieser Tradition und mithilfe der Zentralregierung wurde das 1954 in Xinjiang gegründete PAK zu einer Erfolgsgeschichte. Neben zahlreichen Waldanbau- und Landwirtschaftsprojekten sind mithilfe der Mitglieder des Korps insgesamt sieben entlegene Gebiete aus dem Nichts zu Großstädten aufgebaut worden – auf die das PAK heute zusammen mit der Provinzregierung Xinjiang direkten administrativen Einfluss nimmt. Natürlich immer unter dem Dach der Zentralregierung in Beijing.
Auch die Infrastruktur, das Bildungs- und das Gesundheitswesen haben sich dank der „grünen Bauherren" verbessert, was zugleich die Solidarität der Einwohner zur Zentralregierung gestärkt hat. Angesprochen auf die zukünftigen Herausforderungen des PAK in Xinjiang, antwortet Vizegeneralsekretär Zhao gelassen: „Das PAK musste immer wieder große Probleme überwinden, vor allem geologischer Natur. Und es bleiben neue Herausforderungen, wie die weitere Urbanisierung und die Schaffung der neuen Seidenstraße-Handelszone, deren Herz durch unsere Provinz läuft. Aber ich bin guter Dinge, dass unsere ‚ökologischen Wächter', wie sie von der Presse genannt werden, auch das schaffen."
Text: Kamil Wysocki
Fotos: Kamil Wysocki/Liu Yuanyuan