Die Pfingstrose, für Chinesen mehr als nur eine einfache Blume
Pfingstrosen kommen heute in vielen Teilen der Welt vor. Doch nirgendwo wird diese Pflanze so sehr verehrt wie in China, wo sie sogar von vielen als Nationalblume gesehen wird. Sie wird besungen, ihr werden Gedichte gewidmet und sie besitzt sogar ein eigenes Fest.
Schon seit mehr als tausend Jahren wird die Pfingstrose als Zierpflanze in der chinesischen Stadt Luoyang kultiviert. Schon in der Song-Dynastie (960-1279 n. Chr.) hatten chinesische Gärtner aus der Milchweißen Pfingstrose über 39 verschiedene Sorten gezüchtet. Von den ursprünglich nur rot blühenden Strauch-Pfingstrosen existierten gegen Ende des 18. Jahrhunderts verschiedene Gattungen, deren Blütenfarben eine große Farbpalette abdeckten: von Weiß über Gelb bis hin zu Schwarz-violett. Um an diese Tradition zu erinnern, wird in Luoyang jedes Jahr vom 10. April bis zum 10. Mai das Pfingstrosenfest veranstaltet, bei dem die ganze Stadt im Zeichen der bekannten Blume steht. Die schönsten Pfingstrosen aus 700 verschiedenen Gattungen sind in dieser Zeit in Parkanlagen, auf Plätzen und sogar auf den Straßen zu bewundern. Jährlich zieht das Fest knapp 44 Millionen Besucher an, die ihre Rundreise durch Luoyang mit dem Genuss der wohlriechenden Blumen verbinden wollen.
Auch der botanische Garten in Luoyang zeigt passend zum Fest seine bunte Farbenpracht
Am 10. April 2014 wurde das 32. Pfingstrosenfest der Stadt Luoyang feierlich in der Oper eröffnet. Schon von Weitem zeigte sich das Gebäude in funkelndem Glanz. Die hell erleuchteten Treppenstufen strahlten die Form einer Pfingstrose in den dunklen Nachthimmel. Das Personenaufkommen und die Sicherheitsvorkehrungen ließen eher auf den Staatsbesuch eines wichtigen Politikers als auf eine Eröffnungszeremonie für ein Blumenfest schließen: Ein Verbot von Taschen und sogar Fotoapparaten im Saal der Oper wurden nicht von jedem Besucher positiv aufgenommen. Mit dem Beginn der Zeremonie war dieser Unmut jedoch schnell vergessen. Nach einigen Eröffnungsreden bestand das Programm aus drei Kapiteln: „Meine Blume", „Meine Stadt" und „Mein Traum". Jedes einzelne Kapitel wurde mit Tanz, Gesang, Gedichten und Schauspiel zum Leben erweckt. „Mein Traum" wurde dabei von modernen Gedichten dominiert, in denen wichtige Persönlichkeiten Luoyangs für ihre außergewöhnliche Taten, Errungenschaften und ihr besonderes Engagement in bestimmten Bereichen geehrt wurden. Für die musikalische Untermalung des gesamten Abends sorgten neben einem Orchester auch einzelne Musiker, die das Publikum mit ihren traditionellen chinesischen Instrumenten verzauberten. Obwohl das gesamte Programm ausschließlich auf Chinesisch aufgeführt wurde, gab es dennoch auch für Zuschauer ohne Chinesischkenntnisse einiges zu bestaunen. Aufwändige Bühnenbilder, ausgefeilte Choreographien und wunderschöne Melodien konnten auch ohne verständlichen Text die gewünschten Emotionen erzeugen.
Tanz kombiniert mit Musik, Gesang und Lichteffekten faszinierten das gesamte Publikum – chinesisch und ausländisch
Zwar drehte sich auch während der Eröffnungsfeier alles um Pfingstrosen doch ließ das Ausmaß der Zeremonie eher an den Beginn einer Weltausstellung, als eines Blumenfestes erinnern. Luoyang ist stolz auf das Symbol der Stadt und scheut keine Kosten, um dies auch dem Rest von China und der Welt zu zeigen.
Pfingstrosen gibt es inzwischen fast überall, doch nirgendwo erhalten sie so große Aufmerksamkeit und werden so verehrt wie beim Pfingstrosenfest in der chinesischen Stadt Luoyang.