Ein Jahrhunderte altes chinesisches Wort wurde in den letzten Monaten wieder entdeckt und gehört zu den am meisten benutzten Zauberwörtern des Jahres: Für „Tuhao" – frei übersetzt heißt das Neureicher – gibt es seit September mehr als 100 Millionen Einträge auf Social Media Sites. Nun hat die Redaktion des Oxford English Dictionary vor, dieses Wort in ihre aktuelle Ausgabe aufzunehmen.
„Tuhao" kann ein veranschaulichendes Attribut sein für beispielsweise eine Promi-Hochzeit voller Klunker oder ein goldenes iPhone.
„Tu" heißt auf Chinesisch Erde oder bäuerlich, „Hao" bedeutet Pracht oder Prunk. Wenn beide Zeichen zusammengesetzt werden, kann das neue Wort jemanden beschreiben, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, aber binnen kurzer Zeit zu Reichtum gelangte. Über entsprechende Manieren verfügt der „Tuhao" nicht.
Linguisten sagen, das Wort „Tuhao" erschien bereits während der Südlichen Dynastien vor rund 1.500 Jahren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war „Tuhao" eine Bezeichnung für die Grundbesitzer oder niedere Adlige, die ärmere Bauern drangsalierten.
Im September 2013 wurde die Bedeutung von „Tuhao" durch einen Witz bereichert: Ein reicher aber unglücklicher Mann bittet einen Mönch um Rat. Er erwartet, dass der Mönch ihm vorschlägt, ein bescheidenes Leben zu führen. Zu seiner Überraschung sagt der Mönch begeistert: „Tuhao, ich will dein Freund werden!"
Dass „Tuhao" in ein englisches Wörterbuch aufgenommen wird, trifft in China auf gespaltene Meinungen. Die einen sind stolz, dass die chinesische Kultur an Einfluss gewinnt, andere machen sich Sorgen, dass die abwertende Bedeutung dem Image der Chinesen schadet.
Bisher sind mehr als 1.000 chinesische Wörter wie Typhoon (Taifun), Kungfu, Jiaozi oder Taikonaut anglisiert. Wie Professor Zhou Haizhong von der Zhongshan Universität erklärt, soll der Anglisierungsprozess chinesischer Wörter dank des regen Austausches Chinas mit der Außenwelt noch beschleunigt werden.