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Satelliten und Drohnen beim Reisanbau: Dorf Chalukou testet Landwirtschaft 4.0
  2019-07-01 15:54:22  cri

 

 

 

 

 

Dehui, einer chinesischen kreisfreien Stadt in der Provinz Jilin

Was stellen Sie sich unter traditionellem Reisanbau während der Frühlingspflugsaison vor? Mit Büffeln wird der Boden umgepflügt oder alle Dorfbewohner arbeiten unter der sengenden Sonne hart und meist gebeugt in den Wasserfeldern? Die Szene, die sich uns in einem kleinen Dorf Chalukou im Nordosten China bot, war jedoch eine völlig andere: Traktoren ernten automatisch, Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden vom Computer berechnet, auf dem Acker »krabbeln« kleine Roboter und säen aus, im Boden stecken Sensoren und melden Wasser- oder Nährstoffknappheit – und über allem schweben Drohnen, die kontrollieren, ob alles richtig abläuft, und die an manchen Stellen notwendige Pestizide verteilen. Gelegentlich sehen wir einige junge Leute, die die Fernbedienung der Drohne am Rand des Feldes steuern.

Drohnen

Das Dorf Chalukou befindet sich in Dehui, einer chinesischen kreisfreien Stadt in der Provinz Jilin. Sie gehört zur Provinzhauptstadt Changchun. Hier werden die besten Reissorten Chinas „De Hui Xiao Ding" angebaut. Hier gab es vor einigen Jahren das gleiche Problem wie in vielen anderen ländlichen Gebieten auch: Die junge Landbevölkerung hatte das Interesse an der Landbewirtschaftung verloren und zog in die Stadt. Von den Versuchen der Lokalregierung, diesem Trend mit Künstlicher Intelligenz und Drohnen gegenzusteuern und aus der Landwirtschaft ein modernes Business zu machen, erzählt Hu Mingdi, der 36-jährige stellvertretende Dorfvorsteher.

Hu Mingdi, der 36-jährige stellvertretende Dorfvorsteher

 

„Eine Gruppe junger Leute versammeln sich hier, um eine Version der Landwirtschaft 4.0 zu betreiben. Es sind alles hochqualifizierte Experten aus den Bereichen wie etwa Topografische Vermessung, Satellitenanwendungen, Mechanische Automatisierung. Wir nennen sie die ‚neuen Bauern'."

Mit der Digitalisierung verbindet die Landwirtschaft eine große Hoffnung: Die so genannte „Precision Farming", zu Deutsch: Präzisionslandwirtschaft, verspricht unter anderem, dass in Echtzeit mittels Sensoren gemessen wird, was die Pflanzen brauchen, und entsprechende Mittel gezielter und damit ressourcenschonender eingesetzt werden können – vom Wasser bis zum Dünger.

Yu Jiashuang, ein 28-jähriger Drohnenoperator, steuert eine Drohne mit der Fernbedienung und sagt, dass Drohnen den Reisanbau künftig effizienter und nachhaltiger machen sollen.

„Eine Drohne kann täglich 30 bis 40 Hektar Reisfelder kontrollieren. Es ist möglich, mit dem 3D-Scan der Drohnen die Saat ideal zu verteilen und sicherzustellen, dass die Pflanzen bestmöglich mit Wasser und Stickstoff versorgt werden. Kontrolldrohnen sollen später regelmäßig prüfen, ob die Saat aufgegangen ist. Mit Hilfe von Drohnen können Bauern besser steuern, wo sie Dünger oder Pestizide einsetzen müssen."

Der 36-jährige Zhang Lei, leitender Ingenieur für topografische Vermessung vom Ministerium für Natürliche Ressourcen, kommt aus der Großstadt Harbin. Er arbeitet in diesem kleinen Dorf seit zwei Jahren. Obwohl es sehr schwer sei, halte er die Anstrengungen zur Erreichung der Landwirtschaft 4.0 für sinnvoll. Er erklärt seine Arbeit:

Der 36-jährige Zhang Lei, leitender Ingenieur für topografische Vermessung vom Ministerium für Natürliche Ressourcen

„Wir bieten Mapping-Dienstleistungen für landwirtschaftliche Betriebe an. Durch eine Kartierung stellen wir der Plattform genaue Bodeninformationen zur Verfügung. Systemdesigner werden mit diesen Grunddaten die Routen von Drohnen und unbemannten landwirtschaftlichen Maschinen planen. Diese Traktoren und Drohnen arbeiten dann autonom."

Der 32-jährige Hu Yunlong, Systemdesigner der Harbin Aerospace Star Data System Technology Co. Ltd erklärt:

Der 32-jährige Hu Yunlong, Systemdesigner der Harbin Aerospace Star Data System Technology Co. Ltd

 

„In der Präzisionslandwirtschaft werden Beidou-Satelliten nicht nur zur Überwachung genutzt, sondern ihre Daten werden in die landwirtschaftliche Arbeit integriert. Mähdrescher und Traktoren navigieren anhand von GPS-Daten zentimetergenau über die Felder, die Ausbringung von Düngemittel kann auf den Quadratmeter genau koordiniert und der optimale Erntezeitpunkt errechnet werden. Die genaue Erfassung des Zustands einer Pflanzenart bzw. eines Pflanzenbestandes ist die Voraussetzung für alle folgenden Arbeitsschritte. Diese sollen sich genau an den jeweiligen Bedürfnissen und Anforderungen der Pflanzen orientieren. Man kann optimieren, was die Pflanzen brauchen, und erheblich an Spritzmitteln und Wasser sparen. Auf diese Weise lassen sich der Aufwand und die Menge der Produktionsmittel senken bzw. anpassen und die Erträge zugleich erhöhen."

Die  Dorfbewohner in Dehui

Hu Mingdi sagt, dass es das Hauptziel sei, die Einkommen der Landwirte zu steigern und den Bauern ein besseres Leben zu ermöglichen.

„Der Kern der Landwirtschaft 4.0 ist die Transformation des Industriemodells. Wir werden die Kohärenz der Interessen von Landwirten und Unternehmen sicherstellen: niedrige Kosten, hohe Qualität, guter Preis. Beispielsweise betragen die Kosten für die Aussaat mit automatisierten Maschinen nur 800 Yuan pro Hektar, auf traditionelle Weise kostet es 2.600 Yuan pro Hektar. Durch eine Überwachung auf dem Boden wie in der Luft könnte man zudem auf Pestizide sogar ganz verzichten. Der chemische Rückstand im Reisqualitätsbericht ist nahezu Null. Die Qualität wird weiter verbessert und die Landwirte haben ein höheres Einkommen."

Interview: Wang Yaqi Chen Yan Wang Zixin
Fotos:Wang Yaqi  Wang Zixin
Gesprochen: Hu Hao Lu Ming

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