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Die Globalisierung spielt für China seit Jahren eine wesentliche Rolle. Die Volksrepublik hat deshalb zahlreiche Beiträge zur Globalisierung vieler Branchen geleistet, einschließlich der Raumfahrt. In einem Interview mit CRI erklärte der deutsche Astronaut Gerhard Thiele die Bedeutung Chinas für die Globalisierung der Raumfahrt.
Gerhard Thiele ist ein deutscher Astronaut mit reicher Berufserfahrung. Er war von 1998 bis 2005 Mitglied des ESA-Astronautenkorps und nahm als Missionsspezialist im Februar 2000 an der Shuttle-Radar-Topographie-Mission (SRTM) teil. Er war damit der zehnte Deutsche im All. 45 Jahre nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehung zwischen China und Deutschland hat Thiele China besucht und einem Vortrag an der Technischen Universität Nordwestchinas gehalten. Thiele erklärte:
„Für mich ist es unverzichtbar, dass Raumfahrt wirklich global wird. Also nicht nur international im Moment. Die internationale Raumstation hat viele Partnerländer: zehn in Europa plus Amerika, Russland und Japan, auch Kanada. Aber China ist eben nicht mit dabei, Indien ist nicht mit dabei, Brasilien ist nicht mit dabei. Ich denke ein großes zukünftiges Raumfahrtunternehmen – ob das zum Mond gehen wird oder dann später noch weiter hinaus – wird nicht gehen, ohne dass wir alle gemeinsam uns abstimmen. Wer kann welche Aufgabe wahrnehmen. Es ist für mich nur schwer vorstellbar, dass ein Land ganz alleine das meistern kann. Und darüber müssen wir uns verständigen. Für mich ist da auch China eben in der Zukunft ein ganz entscheidender Partner."
Im April 2017 ist im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative der Verband für Innovationen im Bereich Raumfahrt in der nordwestchinesischen Stadt Xi'an gegründet worden. Mit dem Zusammenschluss soll eine Plattform für internationale Kommunikation und Kooperation im Bereich Raumfahrt etabliert werden. Unter dem Motto „inklusive Offenheit, nutzbringende Kooperation und teilhabende Entwicklung" sollen die Mitglieder des Verbandes bei der Forschung und bei der Ausbildung von Talenten enger zusammenarbeiten. Thiele erklärte, China habe dabei viele Vorteile:
„China ist erst das dritte Land, was in der Lage ist, tatsächlich Menschen in den Orbit zu bringen und wieder zurück. Das haben vor China nur die Amerikaner und zu aller erst die Russen, oder damals die Sowjetunion, geschafft. Und wir in Europa haben beispielsweise diese Möglichkeit noch nicht realisiert. Die Zweite: Es ist ein enorm großes Land mit vielen Ressourcen und vor allen Dingen auch viele Menschen. Das heißt viele sehr intelligente Köpfe und das ist ein unermesslicher Reichtum, den wir nicht hoch genug einschätzen können. Wenn wir unser Augenmerk auf Ausbildung richten, brauchen wir anspruchsvolle Aufgaben wie beispielsweise in den Weltraum vorzustoßen. Damit schaffen wir gleichzeitig auch die Grundlage, Aufgaben in der Zukunft zu meistern und für zukünftige Generationen zu meistern, von denen wir heute noch gar nicht wissen, wie sie aussehen. Das denke ich, wird auch für ein Land wie China ein großer Vorteil sein."
Nachdem Thiele im Januar 2003 als Ersatzmann für seinen niederländischen Kollegen André Kuipers für einen Besuch auf der Internationalen Raumstation (ISS) aufgestellt wurde, reiste er im Mai nach Moskau zum Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum. Trotz der gespannten Beziehung zwischen Russland und der westlichen Welt wurde die Zusammenarbeit nicht beeinflusst. Thiele sagte:
„Wir haben auf der Arbeitsebene von Astronaut zu Kosmonaut, zu den Instruktoren, die uns unterrichtet haben, nie auch nur das Geringste gespürt, dass wir nicht beide das Gemeinsame wollen. Auf der Ebene direkt zwischen uns, hat die Zusammenarbeit immer gut funktioniert und tut sie auch allen Schwierigkeiten zum Trotz, die wir auf anderen Feldern vielleicht haben. Ich denke, es ist gerade ganz besonders wichtig, wenn wir in bestimmten Dingen nicht miteinander übereinstimmen und wenn wir in anderen Fragen uns gegenseitig Vorwürfe machen, das wir darüber nicht vergessen, auch die Felder zu identifizieren, wo wir ein gemeinsames Interesse haben und da vielleicht dann auch langfristig in den Problembereichen zu einer Übereinstimmung oder zu einem gemeinsamem Handeln zu kommen."
Text und Gesprochen von Wu Shiyun