20170601
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Daten des Statistischen Bundesamts zufolge war China 2016 erstmals der wichtigste Außenhandelspartner Deutschlands. Das Handelsvolumen der beiden Länder summierte sich auf 170 Milliarden Euro. Umgekehrt ist Deutschland innerhalb der Europäischen Union der wichtigste Handelspartner Chinas. Trotz der intensiven bilateralen Wirtschaftsbeziehungen haben die beiden Seiten aber einige Problemen miteinander. Wie könnten die Handelsstreite zwischen China und Deutschland beigelegt werden?
Seit dem Aufbau einer „umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Deutschland" im Jahr 2014 veranstalten die Regierungen beider Länder regelmäßig Konsultationen, um das gegenseitige Vertrauen zu vertiefen und die Zusammenarbeit zu fördern. Bei der intensiven Kooperation haben die beiden Länder in vielen Bereichen Erfolge erzielt. Allerdings kommt es immer wieder auch zu Meinungsverschiedenheiten. Dazu sagte der Direktor des Instituts für die Entwicklung der elektronischen Informationsindustrie (CCID), Qin Hailin, die beiden Länder sollten die Kooperation nicht nur aus ihrer eigenen Perspektive betrachten. Es sollte eher eine langfristige Partnerschaft gesehen werden.
„Je mehr Zusammenarbeit es zwischen China und Deutschland gibt, desto mehr Konflikte, Gespräche und Austausch haben die beiden Länder. Das ist eine gute Erscheinung. Wenn man der anderen Seite Ansprüche vorlegt, bedeutete das, die beiden Seiten interessieren sich füreinander. Sonst würden die beiden Seiten nicht zusammenarbeiten wollen."
Qin beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Verbindung zwischen Chinas Initiative „Made in China 2025" und der deutschen Strategie „Industrie 4.0". Er erzählt, dass die Regierungen beider Länder aktiv die Zusammenarbeit gefördert hätten, um die Kooperationsbereiche zu vermehren. Deutsche Unternehmen wollten einerseits dringend in den chinesischen Markt, sich andererseits aber mit der chinesischen Seite ihre wichtigen Technologien nicht teilen, weil sie Sorgen um das geistige Eigentum und die Datensicherheit hätten. Chinesische Unternehmen wollten die Technologien und Erfahrungen der deutschen Seite, aber es fehlt in China noch ein vollständiges Gesetzsystem. Deshalb befindet sich nun die Zusammenarbeit in der intelligenten Herstellung noch in der Sondierungsphase. Qin sagte:
„Die chinesische Regierung hat schon viel Arbeit zum Schutz des geistigen Eigentums geleistet, aber das ist ein Prozess. Beispielsweise locken etliche Städte deutsche Investitionen mit Hilfe von Bürgschaft durch lokale Regierungen an."
Deutsche Politiker forderten nicht einmal während ihrer China-Reise „faire Bedingungen" für deutsche Unternehmen, die mehr Marktzugang in China haben wollten. Qin schlug vor, China und Deutschland sollten die Kooperation mit Weitsicht betrachten.
„Die Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen bestand früher vor allem daraus, dass China seinen Markt gegen die hervorragenden Technologien tauschte. Nun haben sich chinesische Unternehmen nach und nach auch stärker entwickelt. Sie wollen die alte Art der Zusammenarbeit nicht mehr, sondern hoffen, mit deutschen Unternehmen gemeinsam moderne Technologien zu entwickeln und gemeinsam den chinesischen Markt zu erschließen. Das ist anders als früher. Aus diesem Grund scheint der Eintritt in den chinesischen Markt schwieriger zu sein. Die deutschen Unternehmer sollten umdenken und aus diesem Blickwinkel heraus die Zusammenarbeit mit China betrachten und sich dieser Änderung anpassen. Im Gegenzug müssen chinesische Firmen in den Bereichen des Schutzes des geistigen Eigentums und der Datensicherheit ein größeres Bewusstsein entwickeln."
Für die Zukunft der Kooperation zwischen China und Deutschland, meinte Qin, sollten die beiden Seiten ihre jeweilige „verdeckte Karte" zeigen. Deutsche Firmen könnten dem chinesischen Partner die Kerntechnologien und die Anwendung der Maschinen offenbaren. Chinesische Firmen sollten mit der deutschen Seite gemeinsam den Markt wahren und erschließen.
Übersetzt von Li Qian
Gesprochen von Xu Qi