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Zhang Shuyan und ihr Mann leben in Jilu im Kreis Laishui bei Baoding – ein kleines Dorf, bisher als eher mittellos bekannt. Die beiden jungen Leute haben mit ihren Ersparnissen und dank Unterstützung der Regierung kürzlich ein Dorfhotel erbaut. Profitiert hat das Ehepaar von der Regierungsaktion "Hilfe aus der Armut durch Tourismus". Zhang Shuyan erzählt:
"Wir waren früher Wanderarbeiter und haben keine Erfahrung mit Hotels. Unser Familienhotel wurde Anfang dieses Jahres eröffnet. Was die Bewirtschaftung betrifft, müssen wir noch viel lernen."
Mit Unterstützung der Regierung haben die Laishui'er einen eigenen Weg in Richtung Wohlstand eingeschlagen. Yan Yixue, Direktor des lokalen Büros für Armutshilfe, erläutert:
"Wir haben festgestellt, dass über 80 Prozent der 20.000 armen Einwohner in Bergregionen leben, die reich an touristischen Ressourcen sind. So haben wir den Tourismus zu einem wichtigen Weg zur Einkommenserhöhung der Bauern in Bergregionen gemacht."
In Zusammenarbeit mit namhaften Reiseagenturen betreibt das Dorf Jilu ein kombiniertes Modell von Hotel, Gastronomie, Tourismus und Unterhaltung. Im Dorf wurde sogar eine Kopie der finnischen Weihnachtsgemeinde aufgebaut. Vorgesehen ist zudem der Bau eines Ski-Parks, einer Fahrradhalle, eines Vergnügungsparks für Kinder und eines Restaurants am Wasser rund um diese touristischen Attraktionen.
Die Kreisregierung hat eine Menge Geld in den Infrastrukturaufbau investiert, um armen Dörfern wie Jilu bei der Entwicklung der Tourismusindustrie unter die Arme zu greifen. Dabei wurden 35,8 Kilometer Landstraßen neu- bzw. umgebaut, 13 Brücken aufgezogen und Wasserleitungen gelegt. Das Stromnetz von 15 Dörfern wurde umgestaltet und knapp 2.800 Toiletten wurden neu errichtet bzw. renoviert. Laut Guo Xiulong von der Dorfverwaltung hat sich durch die Infrastruktur auch die Lebensqualität der Bauern verbessert.
"In das Projekt 'schöne Dörfer' hat die Regierung 100 Millionen Yuan RMB investiert. Auch die Wohnungen der Bauern wurden im nordeuropäischen Stil umgebaut für den optischen Einklang mit der touristischen Attraktion. Wir haben außerdem eine Abwasseraufbereitungsanlage errichtet. Die Außenbedingungen und das Leben der Einwohner wurden dadurch massiv verbessert."
Besucher der chinesischen Weihnachtsgemeinde kommen hauptsächlich aus Beijing, Tianjin und anderen Städten der Provinz Hebei. In der Hochsaison werden täglich 7.000 bis 8.000 Touristen erwartet. Angaben des Dorfkomitees zufolge ist das jährliche Pro-Kopf-Nettoeinkommen im Dorf Jilu um 3.500 Yuan, also fast 500 Euro gestiegen. Als arm gilt der Ort nach chinesischen Verhältnissen nun nicht mehr.
Diego Mazzoccone, einem Wissenschaftler aus Argentinien, hat die Art und Weise der Armutsbekämpfung im Kreis Laishui viel Aufschluss gegeben. Nicht nur der Kapitaleinsatz der Regierung, sondern auch die touristischen Innovationen der Einheimischen und die Zusammenarbeit verschiedener Gesellschaftskreise beeindruckten ihn sehr.
"Es ist schön zu sehen, dass die Tourismusbranche den armen Bauern in der Region ideale Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen hat. Die Situation hat sich innerhalb von zwei, drei Jahren grundlegend verändert. Das touristische Projekt wird von Regierung, privaten Unternehmen und armen Haushalten gemeinsam getragen. Die armen Bauern arbeiten fleißig, leben sparsam und haben mit ihren Ersparnissen Familienhotels- und Restaurants gegründet. Solche Erfahrungen sind auch für andere Staaten, insbesondere für Länder in Lateinamerika, wo ich herkomme, wertvoll. Das Modell ist für uns übertragbar."
Jilu ist nur ein Beispiel der Entwicklung im Kreis Laishui in den vergangenen Jahren. Direktor des lokalen Büros für Armutshilfe, Yan Yixue, berichtet von ambitionierten Zielen:
"Dank den Bemühungen von 2016 konnten 6029 Menschen aus der Armut geholt werden. Mittlerweile leben noch 177.500 Menschen unter der Armutsgrenze. Unser Plan sieht vor, bis Ende 2017 sämtliche bäuerliche Haushalte aus der Armut zu holen."