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Das Dorf Changbanqiao der Yi-Nationalität in der südwestchinesischen Provinz Sichuan zieht an Festtagen immer viele Touristen an. Dorfbewohnerin Feng Zhengqun betreibt die Gaststätte "Rama Hof", in der Grillspezialitäten der Region angeboten werden. Kaum ist Mittag füllt sich der Laden. Besitzerin Feng Zhengqun erzählt:
"Das Geschäft lief anfangs nicht besonders gut. Heute ist es schon viel besser. Das liegt hauptsächlich an dem Projekt „neue Dörfer" und einer Werbekampagne der Lokalregierung für den Landtourismus. Wir verdienen inzwischen recht gut."
Changbanqiao liegt mitten in den Sichuaner Bergen. Relativ dichte Besiedlung und dafür zu wenig Ackerland machten den Anwohnern schwer zu schaffen. Vor drei Jahren schmiedete die Lokalregierung einen Plan für das Bergdorf, der vorsah, die Entwicklung des Dorftourismus zu fördern. Dabei wurden die Sitten und Gebräuche der Yi-Nationalität als Highlight der touristischen Attraktionen dargestellt. Mit einer Investition von insgesamt 37 Millionen Yuan RMB (5 Mio. Euro) wurde die Infrastruktur in Changbanqiao wesentlich verbessert. Das neue Antlitz des Yi-Dorfes hat bei den Touristen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Eine Besucherin erzählt:
"Das Dorf hat sich sehr verändert. Die Häuser sind schöner und die Umwelt sauberer. Außerdem kann man hier viele lokale Spezialitäten kosten. An Wochenenden komme ich gerne hierher."
Dank der touristischen Entwicklung sind die Einwohner des Dorfes Changbanqiao zu bescheidenem Wohlstand gekommen. Die 18 Unterkünfte sind an Festtagen immer ausgebucht. Jeder Haushalt verdient allein dadurch im Jahr über 30.000 Yuan RMB, umgerechnet mehr als 4.000 Euro, was für die geographischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Südwestchina gut ist.
Der Landtourismus blüht auch im Kreis Laishui in der nordchinesischen Provinz Hebei. Als touristische Attraktionen dort gelten u.a. ein geologischer Park und ein großer Waldpark. Durch Tourismus konnte sich im Jahr 2016 über die Hälfte der Bewohner von 33 Dörfern in Laishui aus der Armut befreien.
Immer mehr arme Regionen in China sind dem Beispiel von Laishui und dem Bergdorf in Sichuan gefolgt. Statistiken zeigen, dass in den vergangenen fünf Jahren zehn Millionen chinesische Bauern durch die Entwicklung von Landtourismus ihre Lebensumstände enorm verbessern konnten. Laut Peng Decheng vom Staatlichen Touristikamt gilt der Landtourismus inzwischen als ein wichtiger Weg zur Einkommenserhöhung, Wirtschaftsentwicklung und Armutsbekämpfung .
"Armutsbekämpfung durch Tourismus ist eine Art Hilfe durch Selbsthilfe. Zu den Produktionsfaktoren zählen dabei die Dienstleistungen der Beteiligten, der Boden und die Bauernhöfe. Bauern können auf diese Weise ihr Brot würdevoll verdienen und sie haben dabei neue Ideen und Kenntnisse vermittelt bekommen. Eine Besonderheit derartiger Unterstützung ist es, dass die Rückfallquote ziemlich klein ist."
In China leben nach wie vor mehr als 70 Millionen Menschen in Armut. Durch die Entwicklung des Landtourismus sollen bis 2020 zumindest zwölf Millionen davon ein besseres Leben bekommen.