Qingdao etabliert erfolgreich Hausarzt-System
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In den vergangenen Jahren hat sich die Regierung der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao stets für den Aufbau einer gesünderen Stadt eingesetzt und dabei nun schon die ersten Erfolge erzielt. Die Kosten der medizinischen Betreuung und Medikamente nehmen ab, und die Einwohner können sehr leicht ihre Krankheiten in den Kliniken in ihren Wohnvierteln behandeln lassen.
Der 65jährige Qingdaoer Herr Tan ist schon einen Monat lang wegen einer Nierenkrankheit in einem Krankenhaus stationär behandelt worden. Nun ist sein Gesundheitszustand stabil, und seine Frau, Frau Han, bezahlt die Kosten der medizinischen Betreuung an der Kasse des Krankenhauses. Ihre Familie muss lediglich 400 RMB, umgerechnet etwa 50 Euro, zuzahlen:
"Die Kosten betragen insgesamt 12.800 Yuan (ca. 1760 Euro), und wir brauchen selbst nur 390 Yuan zu bezahlen. Es ist sehr günstig."
Herr Tan verdankt diesen neuen Umstand dem Aktionsplan zur umfassenden Reform der öffentlichen Krankenhäuser in Qingdao. Demnach sollten bis 2017 die von den Krankenversicherten selbst bezahlten Kosten unter 28 Prozent der gesamten Kosten liegen.
Neben der medizinischen Betreuung kosten auch Medikamente weniger. Nach Anordnung der Stadtregierung sollten alle öffentlichen Krankenhäuser in der Hafenstadt ab 1. Juli 2016 Medikamente nur zu Lieferpreisen verkaufen, die 15 Prozent unter dem früheren Preis liegen. Herr Chen holt gerade im 8. Volkskrankenhaus von Qingdao die Arzneimittel für seinen Vater:
"Ich habe diesmal 84 Yuan bezahlt. Letztes Mal waren es mehr als 150 Yuan (20 Euro)."
In den großen öffentlichen Krankenhäusern in den Metropolen Chinas reihen sich üblicherweise Massen an Patienten in diversen Anstehschlangen ein. In Qingdao hat man begonnen, dieses Problem zu lösen. Mit Hausärzten will die Hafenstadt diesen Missständen begegnen und Menschen dort behandeln, wo sie leben, in ihren Wohnvierteln.
Die 75jährige Duan Xiuting wohnt im Longkou-Compound im Stadtbezirk Laoshan und leidet seit langem an Bluthochdruck, Diabetes und Koronarsklerose. Ihr Mann hat ebenfalls hohen Blutdruck. Nun hat das Ehepaar einen Dienstleistungsvertrag mit dem Hausarztteam im Wohnviertel unterzeichnet:
"Wenn ich mich nicht wohl fühle, gehe ich zum Hausarzt Hu Liang. Manchmal ist es schon Nacht. Er hat mich sehr gut betreut. Seine Telefonnummer kenne ich schon auswendig."
Hu Liang sagt, seit Beginn des Dienstleistungsvertrags sei seine medizinische Versorgungsstelle sehr gut besucht:
"Wir haben Verträge mit 132 Einwohnern unterzeichnet. Diese Einwohner bekommen freie Behandlungen für ein Jahr. Jetzt ist die Stelle sehr gut besucht. Viele wollen mit uns Verträge unterzeichnen. Jeden Tag kommen 45 bis 50 Leute, früher waren es nur 20."
Die Hausarztteams bestehen aus den Ärzten der großen Krankenhäuser und medizinischen Mitarbeitern von den medizinischen Servicezentren. Sie kennen den Gesundheitszustand der Einwohner in ihren Wohnvierteln sehr gut. Nicht zuletzt bekämen die Mitarbeiter von den Institutionen auch mehr Karrierechancen, meint Li Chuanrong von der Qingdaoer Kommission für Gesundheit und Familienplanung:
"Mit dem Hausarztsystem bekommen die Ärzte mehr Geld und haben mehr Spielraum für die Weiterentwicklung ihrer Karriere. Es ist für Hausärzte attraktiver geworden, in kleineren Zentren zu arbeiten."
Bis 2020 sollen diese Reformen des Gesundheitssystems in der ganzen Stadt greifen.
Verfasst von: Li Yan
Gesprochen von: Liu Xinyue