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Die geologischen Beschaffenheiten von Guizhou zeichnen sich durch hohe Gebirgslandschaften mit weitläufigen Karstgebieten aus, durch die sich kurvenreiche Bergstraßen schlängeln. Die südwestchinesische Region gilt mit als die ärmste in ganz China. Unserem Reporterteam präsentierte sich die Provinz nun von einer neuen Seite.
Huang Chaoqin wohnt in der Gemeinde Yangchang im Bezirk Wudang, einem nördlichen Vorort der Provinzhauptstadt Guiyang. Huang gehört zu der in Guizhou weit verbreiteten Buyi-Nationalität und ist in der Landwirtschaft tätig. Sie erzählt, in den vergangenen Jahren sei es in der Region zu großen Veränderungen gekommen:
"Noch vor nicht allzu langer Zeit befanden sich hier ausschließlich karge Berge und unfruchtbare Felder. Wie Sie sehen präsentiert sich die Gegend heute mit saftigen Wiesen, Blumen, attraktiven Häusern und lädt geradezu zum Spaziergang ein. Gleichermaßen hat sich auch unsere Arbeit verändert. Sie ist nicht mehr so hart wie früher."
Das traditionelle Antlitz der Gemeinde Yangchang hat sich grundlegend gewandelt. So wurde das herkömmliche Ackerland inzwischen durch landwirtschaftliche Parks mit moderner Technikausrüstung ersetzt, auf deren weitläufigen Flächen gezielt verschiedene Nutzpflanzen angebaut werden. Huang Chaoqin und ihr Ehemann lebten zuvor ausschließlich vom Getreideanbau. Heute spezialisieren sie sich als Angestellte des Agrarparks auf den Anbau von Pflanzen, aus denen Speiseöle gewonnen werden. Huang erzählt:
"Wir arbeiten täglich acht bis zehn Stunden. Sofern es die Temperaturen erlauben, arbeiten wir vor- und nachmittags auch mal etwas länger. In der Sommerzeit können wir mittags eine Pause einlegen. Im Vergleich zu früher, als wir beim ersten Morgengrauen aufstanden und bis zum Sonnenuntergang durcharbeiteten, ist das Leben nun nicht mehr so hart. In der Vergangenheit konnten wir uns nicht einmal eine Mittagspause leisten."
Auch die Gehälter sind angestiegen, worüber Huang voller Freude berichtet. Als Ackerbauern habe sie mit ihrem Mann im Jahresdurchschnitt gerade einmal 10.000 Yuan RMB verdient. Heute kämen bereits in einem Monat rund 4.000 Yuan RMB zusammen. Allerdings hätten die neuen Arbeitsbedingungen auch zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht:
"Der Anfang war durchaus schwierig. Erst nachdem ich mich mit dem Wissen über den Pflanzenanbau vertraut gemacht hatte, wurde es besser. Ich hatte zunächst einmal zu lernen, wann gesät, bewässert und gespritzt werden musste."
Die Provinz Guizhou ist von Karstlandschaften geprägt, Berge und Hügel bedecken rund 90 Prozent ihrer Fläche. Landwirtschaftlich nutzbarer Boden ist rar und die Ernte daher gering, was ein Schlüsselproblem in der Armutsbekämpfung darstellt. Zugleich bietet die Umwelt jedoch klimatische Besonderheiten und eine einzigartige Vielfalt, die sich besonders gut für biologische Landwirtschaft eignet. Daran knüpfte in den vergangenen Jahren die Provinzregierung von Guizhou an und ließ eine Reihe von technologisch gut ausgestatteten Agrarparks errichten. Bis Ende 2015 konnten provinzweit insgesamt 326 Agrarparks gegründet werden, in denen Wissenschaft und Technik mit Firmen und landwirtschaftlichen Arbeitern in Verbindung gebracht werden. Wang Haibo, stellvertretender Direktor des Verwaltungskomitees des Agrarparks von Wudang, erläutert:
"Privatunternehmen haben moderne Techniken und Produktionsverfahren in den Park gebracht. Unsere Anlage nimmt als Pilotprojekt für Hightech-Anwendungen eine Führungsposition ein, wobei Schwerpunkte auf Obst und Gemüse liegen. Die tatkräftige Beteiligung durch die Bauern, deren agrarwirtschaftlich nutzbare Grundflächen wir anmieten, ist dabei grundlegend. Zugleich finden die Bauern langfristige Anstellungen als Arbeiter in unserem Park und können sich dabei fortbilden. Dieses Wissen ist sehr wertvoll für ihre Zukunft. Was unsere finanzielle Situation anbelangt, so sind wir bisher noch auf die Unternehmen angewiesen. Dies soll sich aber demnächst ändern."
Durch die Etablierung der Agrarparks konnten in der Gemeinde Yangchang bereits 1.280 Menschen aus 320 Haushalten von der Armut befreit werden. So erhöhte sich das Einkommen von über 15.000 Bürgern der Region. Neben den lokalen Bauern profitieren überdies zahlreiche Hochschulabsolventen, die sich im Rahmen der Hightech-Parks an Plattformen für E-Kommerz beteiligen und den einfachen Arbeitern IT-Kenntnisse vermitteln. Dazu sagt Liu Dezhu, Direktor eines regionalen Unternehmens für E-Kommerz:
"Wir wollen ihnen zeigen, wie sie durch das Internet auf effektive Weise ihren Lebensunterhalt verdienen können. Nicht einmal ihre Heimat müssen sie dabei verlassen."