Es ist 9 Uhr morgens. Vor dem Eingang der Stadtbibliothek in der südchinesischen Stadt Dongguan in Guangdong steht bereits eine Schlange. Eltern mit Kindern, junge Leute zwischen 20 und 30, aber auch Ältere warten darauf, dass die Bibliothek endlich ihre Türen öffnet.

Die Einrichtung ist unter Bücherwürmern sehr beliebt, denn es wird viel für sie getan. Im September 2005 wurde dort die erste automatische 24-Stunden-Bibliothek geöffnet. 2007 war in Dongguan dann der erste Buchautomat zu sehen. Seit 2013 gibt es in der ganzen Stadt die Möglichkeit, sich rund um die Uhr mit Literatur auszustatten. Solch kreative Maßnahmen haben die Dienstleistungen traditioneller Bibliotheken im ganzen Land in großem Maße erweitert.

In Dongguan können Besucher in der Bibliothek noch mehr erleben, als einfach "nur" Bücher zu lesen. Ihnen werden vielfältige Kulturprogramme angeboten. Dazu Wang Meiyun, eine Beraterin für den Schutz des geistigen Eigentums.

"Ich komme hierher, um an Vorträgen teilzunehmen. Seit Jahren werden hier jeden Sonntag Lesungen zu verschiedensten Themen veranstaltet. Dazu zählen beispielweise Literatur, Philosophie, Geschichte, Kunst, Bildung usw. Dabei kann man viel lernen. Solche Kurse machen mein Wochenende bedeutungsvoll. Ich verbummele meine Zeit nicht mehr."

In den vergangenen Jahren wurde in China immer wieder angesprochen, dass den Kindern heutzutage das Interesse an Büchern fehlt. Diesem Problem wird sich in Dongguan gewidmet mit speziellen Angeboten für die junge Leserschaft. Li Xia, die in die vierte Klasse geht, kommt gerne mit ihren Eltern in die Bib. Lesen hilft ihr beim Lernen.

"Ich interessiere mich für Bücher. Damit kann ich viel erfahren. Bücher über Geographie gefallen mir sehr. Denn in solchen Büchern sind mehrere Bilder von Bergen oder Wüsten zu sehen. Viele meiner Klassenkameraden besuchen auch regelmäßig die Bibliothek."

Im Jahr 2014 sollen insgesamt mehr als sieben Millionen Menschen die Dongguan-Bibliothek besucht haben. Bibliotheksdirektor Li Songlai fasst die Geschäftsidee mit drei Begriffen zusammen: „Unterhaltung, Interaktion und Wissensbegierde". Er weiß, wie wichtig es ist, sich an neue Begebenheiten anzupassen:

"Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Deshalb müssen wir uns zunächst über die neuen Bedürfnisse unserer Leser informieren. Die Verbreitung von Wissen ist nun nur eine der Funktionen der Bibliothek. Vielmehr soll sie eine größere Rolle bei der Bereicherung des Kulturlebens der Bevölkerung spielen. Diese neue Rolle muss entsprechend umgesetzt werden, mit bestimmten Dienstleistungen."

Eine dieser Anpassungen, die der Direktor preist, ist neben Vorträgen die Installation verschiedener Lesesäle. Dort werden Themengebiete gebündelt, mit Platz für Comics und Spielzeug. Daneben stehen auch Werkstätten für kulturelle Innovation zur Verfügung, erklärt Li Songlai.

"Wir bemühen uns darum, dass alle Bibliotheksfilialen in Dongguan leicht erreichbar sind. Wenn eine Stadt über mehrere Bibliotheken verfügt, die Einwohner bequem besuchen können, wird auch das kulturelle Bewusstsein der Stadt erhöht."

Übersetzt von Zhang Chen

Gesprochen von Liu Xinyue