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Mehr als 200.000 Menschen werden jedes Jahr auf den Straßen von China verletzt, davon rund 60.000 tödlich, heißt es von der chinesischen Regierung. Die WHO geht von einer mindestens doppelt so hohen Zahl aus. Der Verkehr in Peking ist ein großes Chaos. Und obwohl es immer schwieriger wird, überhaupt ein Nummernschild zu bekommen, sind die Fahrschulen gut besucht. Andrea Wojtkowiak hat sich bei einer Fahrschule umgesehen.

Es ist eine der kleineren Fahrschulen, sagt der Präsident der Schule, mit 100 Autos. In Peking muss man mindestens 50 Wagen besitzen, um eine Fahrschule eröffnen zu können. Pro Auto werden 40 Fahrschüler angenommen.
Am Übungsplatz der hat es sich ein Fahrlehrer auf einem kleinen Hocker im Schatten eines Baumes gemütlich macht. Er zündet sich eine Pfeife an und beobachtet aus der Ferne wie seine junge Fahrschülerin übt rückwärts einzuparken. Sollte er nicht neben ihr im Auto sitzen?
„Ganz am Anfang sollte man schon neben dem Fahrschüler sitzen. Aber wenn der Schüler diese Fähigkeit schon hat, sollte der Lehrer von draußen aus kontrollieren, sonst wird der Fahrschüler zu nervös."
Das junge Mädchen fährt wieder aus der auf dem Boden mit gelben Streifen markierten Parkplatz heraus. Und wieder zurück. Dann wird sie noch Abbiegen üben oder Anfahren am Berg.Fast alles auf dem Übungsplatz. Ganz anders als in Deutschland wo es schon in der 1. Fahrstunde auf die Straße geht.
„Man fährt später schon auf der Straße, ein Teil der Prüfung findet dann auf der Straße statt."
Von Juni bis August ist Hochsaison, dann kommen die Schüler, die gerade den Gaokao, die zentrale Aufnahmeprüfung für die Universität, absolviert haben. Die zweite große Gruppe sind ältere Menschen. Denn je mehr Familienmitglieder einen Führerschein haben, desto größer ist die Chance ein Nummernschild in Peking zu bekommen, so die Überlegung. Darüber macht sich Fahrschüler Chen Pengpeng keine Gedanken machen. Er will für sein Auto ein Nummernschild aus seiner Heimat Shaanxi. Damit darf er nicht innerhalb des 5. Ringes in Beijing fahren, aber das will er auch nicht.

„Ich habe nicht vor in Peking Auto zu fahren."
In Beijing gäbe es zu viele Autos. Und immer Stau, sagt er. Seine Theorierprüfung hat der 33-Jährige schon in der Tasche. Jetzt fehlt nur noch die Praxis. Die sollte aber auch keine Problem sein, meint Chen Pengpeng:
Schueler 1: „Es habe eigentlich keine Probleme, der Trainer hat mir alles gut beigebracht."
Nach der Prüfung will er sich ein Auto kaufen, welches, weiß er noch nicht, es soll aber energiesparend fahren und vor allem gut aussehen. Angesichts der hohen Unfallzahlen auf Chinas Straßen, drängt sich die Frage auf, ob man auf einem Übungsplatz auch wirklich auf den täglichen Verkehr vorbereitet ist. Der Fahrlehrer meint:
„Eine Fähigkeit zu erlernen ist immer sehr schwer. Wenn man ein gutes Fahrgefühl hat, lernt man schneller, wenn nicht, dauert es länger. Praktische Erfahrungen sind immer am wichtigsten. Ich gebe zwar die Basis für das Fahren, aber üben muss man dann auf der Straße."

Der Präsident der Fahrschule meint auf die Frage, eine Reform der Verkehrsregeln könnte auch nicht schaden. Bisher werden die Schwachen geschützt. Das heißt fährt ein Autofahrer einen Radfahrer an, liegt die Hauptschuld beim Autofahrer. Das führe dazu, dass Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr sich besonders häufig nicht an die Regeln halten würden.
Er selbst fährt deshalb am Wochenende am liebsten raus aus der Stadt, wo besonders wenig Verkehr ist. Um das Autofahren richtig genießen zu können.
Verfasst und gesprochen von Andrea Wojtkowiak



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