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Lhasa im März, es ist ein bisschen kalt, das offenherzige Lachen eines Mädchens erhellt augenblicklich den Raum. Der Reporter kann sich nur schwer vorstellen, dass dieses kleine Mädchen, die der nach 90-ger Generation angehört, schon ein Jahr in Lhasa gearbeitet hat und Lehrerin in Tibet sein soll. Ihr Name ist Wang Biyan, gerade dieses Jahr 23 Jahre alt, ihren Abschluss hat sie in Sinologie an der Tsinghua-Universität gemacht, im Fachbereich Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. 2014 hat Wang Biyan an der 16. Lehrerzusammenkunft der Tsinghua-Universität teilgenommen. Es ging nach Lhasa in Tibet, dort in ein Soldaten-Gebiet, an die Schule „1. August", ihr Leben als Lehrerin in Tibet sollte nun beginnen.
Als die meisten Studienabsolventen beschlossen haben, in Beijing zu bleiben oder nach Shanghai, Guangzhou und in andere große Städte zu gehen, stand für Wang Biyan fest, dass es kein Zurück für sie gibt. Die 23-Jährige wählte Tibet, einen Grenzort in 4000 Meter Höhe.
"Als erstes möchte ich sagen, dass es schon immer mein Traum war, hierherzukommen und zu lehren. Innerhalb meines Studiums gab es immer wieder viele kurzfristige Projekte für Lehrer, zum Beispiel, am Wochenende nach Hebei in eine Dorf-Schule zu gehen. Weil ich die ganze Zeit an der Uni einer künstlerischen Gruppe angehört habe, hatte ich am Wochenende keine freie Zeit mehr. Deswegen wollte ich mir schon lange einmal Zeit nehmen und wirklich ernsthaft unterrichten."
Wang schulterte ihren Rucksack und machte sich auf den Weg in den wilden Westen Chinas. Sie wollte schon immer lehren und noch ein weiteres Interesse trieb die junge Absolventin an:
„Der zweite Grund ist, weil ich mich die ganze Zeit auch ziemlich für den tibetischen Buddhismus interessiere. Ich denke, dass das dort ein sehr geheimnisvoller Ort ist. Außerdem bin ich in meiner eigenen Heimat noch nie im Südwesten gewesen, Tibets Landschaft ist prächtig. Zumindest einmal im Leben muss man unbedingt dort gewesen sein."
Nach der Lehrerprüfung, dem Studium der pädagogischen Philosophie, nach Aufenthalten als Gasthörerin in Schulen und nach Probe-Unterrichtsstunden an der „Tsinghua"-Gesamtschule konnte sich Wang Biyan schließlich ihren Traum erfüllen. „Erst, wenn man die Dinge getan hat, erst dann weiß man, wie schwer sie waren." Das eine Jahr als unterstützende Kraft in Tibet war für Wang Biyans Leben eine harte Prüfung. Auf dem Hochland herrschte ein kaltes Klima, es fehlte an Sauerstoff, so dass sie nachts oft nicht einschlafen konnte. Sie fühlte sich einsam, ohne ihre Familie und Freunde, die weit entfernt waren. Trotz Tränen und schlechten Zeiten hat sie ihren Entschluss nie bereut:
"Ich wollte gerne die Lehrmethoden aus dem Landesinneren, inklusive was ich unter guter Erziehung verstehe, in meiner Heimat verbreiten. Dahin, wo es gebraucht wird."
Das war die Hoffnung von Wang Biyan und auch der Grund, warum sie weiter machte. In sieben Klassen hat sie Geschichte gelehrt und in der Grundschule Tanzunterricht gegeben. Jede Woche 24 Unterrichtseinheiten zu meistern, ist unheimlich schwer. Die meisten ihrer Schüler sind Tibeter, ihr Verhältnis zu den Kindern ist unheimlich harmonisch.
"Von dem Tag an, als ich hier angekommen bin, um zu lehren, war ich zwar nicht die Beste, aber ich habe das Gefühl, dass ich die meisten Schüler habe. Ich kenne etwa alle von der ersten bis zur sechsten Klasse und auch die siebten und achten Klassen. Jeden Tag habe ich ein unheimlich erfolgreiches Gefühl. Alle grüßen dich und sagen: Guten Tag Lehrerin. Danach grüßt du zurück. Das ist pure Freude. Einmal hat ein Kind aus der Tanzgruppe, als es mich gesehen hat, mich ganz fest umarmt. Ich denke dazu muss man wirklich nichts mehr sagen, es ist diese Freude darüber, Lehrerin zu sein. Junge Menschen sollten vieles am eigenen Leib erfahren und viele eigene Erfahrungen machen."
Wenn Master Studenten an der Uni zugelassen werden, dann schieben sie ihr Studium ein Jahr auf, manche gehen nach Tibet, Qinghai, Gansu und in andere abgeschiedene Gebiete. Mit ihrem eigenen Wirken verändern sie die jetzige Situation der Erziehung in den westlichen Regionen im eigenen Land. Wang Biyan meint, dass in der Schule die meisten Eltern sehr beschäftigt seien und keine Zeit hätten, sich um ihre Kinder zu kümmern. Deswegen wolle sie sich noch mehr Gedanken darüber machen, wie sie sie leiten könne.
"Wenn man mit ihnen zu tun hat, dann darf man sich selbst nicht als Lehrerin sehen, nicht als eine, die als Einzige die Wahrheit kennt. Wenn man sie erzieht und auch wenn man sich mit ihnen unterhält, dann sind sie die meiste Zeit still. Man muss die Dinge aus ihrer Sicht betrachten, man muss aus ihrer Logik darüber nachdenken und sie damit konfrontieren."
Wang Biyan meinte noch, dass sie jeden Tag wirklich sehr gute Laune hatte während ihrer Arbeit und ihrem Leben in Tibet, unter dem blauem Himmel und den weißen Wolken. Sie glaubt, dass die Erfahrungen ihrer Jugend das ganze Leben prägen werden. Gerade diese harten Jahre seien Erinnerungen, die sich in ihre Knochen geschnitzt und sich in ihrem Herzen eingebrannt hätten und schwer zu vergessen seien. Das seien wertvolle Erfahrungen, die sie geistig anregen und weiser machen, ihr Kraft geben, ein ganzes Leben lang an ihrer Seite.
Übersetzt von Nuo Zhu
Gesprochen von Zhu Qing'an