„Der Sand dehnt sich aus. Das Grasland wird immer kleiner. Es ist eine Katastrophe für die Hirten." Der Mann, der sich Sorgen macht, ist selbst einer von ihnen. Gompa Gyatro lebt am Qinghai-See. Doch nicht nur er und seine Hirtenkollegen sind betroffen. Die Umwelt ist wichtig für die ökologische Sicherheit im Nordosten des Qinghai-Tibet-Hochlands.
Statistiken zufolge wurden die Sandflächen am Qinghai-See vor 15 Jahren jährlich um 2,4 Prozent größer. Dies führte zur stetigen Verkleinerung der Seefläche. In den vergangenen 50 Jahren hat sie um mehr als 300 Quadratkilometer abgenommen.
Knapp fünf Kilometer vom Ufer des Sees ist eine Basis aufgebaut worden, die der Verwüstung Einhalt gebieten soll. Etwa 4.000 Hektar versandete Bodenflächen wurden bereits mit verschiedenen Baumarten abgedeckt und damit windresistenter gemacht. Mehr als 2.600 weitere Hektar Sandhügel wurden stabilisiert.
„Als ich klein war, wurden die Heuballen und das gesammelte Holz vor der Wohnung vom Wind weggeblasen. Nun haben wir immer mehr Bäume entlang des Yajiang-Flusses. Die Berge werden auch immer grüner", sagte Karma Ngoshi, Direktor des Dorfkomitees in Mengkarong des Kreises Dranang, der von klein auf in Tibet lebte.
Wie der Leiter des Amts für Aufforstung des Autonomen Gebiets Tibet, Lei Guilong, mitteilte, machen die 21,6 Millionen Hektar verwüstete Bodenfläche heute 18 Prozent des Autonomen Gebietes aus. Immerhin 65.700 Hektar weniger als noch im Jahr 2004.
Die Eindämmung der Verwüstung ist nur ein Teil der Erfolge des ökologischen Aufbaus auf dem Qinghai-Tibet-Hochplateau. In den vergangenen Jahren hat die chinesische Regierung verstärkt in den Schutz der Ökologie auf dem Hochland investiert. Im Rechenschaftsbericht der Regierung 2015 hat Ministerpräsident Li Keqiang betont, Wälder, Grasländer, Flüsse und Feuchtgebiete seien wichtige Reichtümer der Natur, die die Menschheit schätzen solle.
Die Sanjiangyuan-Region in der Provinz Qinghai ist die Quelle des Yangtse, des Gelben Flusses sowie des Lancang-Flusses. Sie wird als Wasserturm Chinas und manchmal sogar als Wasserturm Asiens bezeichnet. Das erste Umweltschutz-Projekt in der Region wurde mit Investitionen von 7,6 Milliarden Yuan zwischen 2005 und 2013 erfolgreich durchgeführt. Das zweite Projekt wurde 2014 gestartet. Dabei sollen bis 2020 insgesamt 16 Milliarden Yuan in 22 Teilprojekte investiert werden.
Als wichtigster „ökologischer Schutzschirm" des Landes hat das Autonome Gebiet Tibet die strengsten Auflagen und Bestimmungen, was Umweltschutz und ökologische Sicherheit angeht.
„Im vergangenen Jahr hat das Autonome Gebiet 783 Millionen Yuan ausgegeben, um zehn Projekte im Rahmen des Aufbaus und des Schutzes der Ökologie in Tibet durchzuführen", so der Leiter des Umweltschutzamts des Autonomen Gebiets, Chang Jiangbai.
Bei der Ausarbeitung der ökologischen Projekte sollte zwar von der Staatsebene aus geplant und koordiniert werden, gleichzeitig müssten bei der Durchführung die lokalen Gegebenheiten beachtet werden, betont Yao Tandong von der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Eine erfolgreiche Wiederherstellung der ökologischen Umwelt auf dem Qinghai-Tibet-Hochland könne ein entscheidender Impuls für die Wandlung Chinas zu einer „ökologischen Zivilisation" sein, ist Yao überzeugt.