Für Tasang und Yingsel Norbu Tsering hat das Jahr 2015 eine ganz besondere Bedeutung. Denn in diesem Jahr werden sowohl das 50. Jubiläum der Gründung des Autonomen Gebiets Tibet als auch das 30. Jubiläum der Errichtung von Tibet-Klassen in den Schulen gefeiert.
Tasang ist ein Jahr älter als das Autonome Gebiet. Er wurde in einer normalen Hirtenfamilie in Tibet geboren, seine Eltern waren Leibeigene. Die damals Millionen von Leibeigenen wurden lediglich als „sprechende Werkzeuge" angesehen und oftmals verprügelt, verkauft und sogar getötet.
Der 14. Dalai Lama startete am 10. März 1959 einen Militärputsch, der jedoch unterdrückt werden konnte. Am 28. März dann wurde die lokale Regierung für aufgelöst erklärt. Seitdem fanden demokratische Reformen in der Region statt. Im September 1965 wurde das Autonome Gebiet Tibet gegründet, in dem eine nationale Autonomie betrieben wird.
Im alten Tibet gab es keine Schulen im wahrsten Sinne. Ende 2012 konnten fast alle Kinder die Schule besuchen. 1984 hat die Zentralregierung entschieden, in Beijing und zwei weiteren Städten drei Tibet-Schulen zu errichten, um Fachkräfte für das Autonome Gebiet auszubilden. Außerdem wurden 16 Mittelschulen in Shanghai und anderen Provinzen des Landes angewiesen, Tibet-Klassen einzurichten. Im Jahr danach konnten die ersten tibetischen Kinder in diese Schulen gehen.
Der 40-jährige Yingsel Norbu Tsering ist Schriftsteller. Er hofft, dass sein Buch „Kinder in Tibet" bald verfilmt wird. Sein Werk erzählt von den Erlebnissen der tibetischen Kinder beim Lernen, spiegelt aber auch sein eigenes Leben wieder.
1991 hat er im Alter von 16 Jahren die Aufnahmeprüfung der Tibet-Mittelschule in Beijing bestanden und konnte in die Tibet-Klasse gehen. Danach machte er ein Studium an der Chinesischen Universität für Medien. „Das Lernen hat unsere Kenntnisse erweitert und unser Leben völlig verändert", erinnert sich Norbu Tsering, „wenn die Schüler nach Tibet zurückkehren, verfügen sie über neues Wissen, Ideen und Sichtweisen, was die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Tibets stark beeinflusst."
Bis September vergangenen Jahres haben die Tibet-Klassen und -Schulen insgesamt mehr als 70.000 Schüler aufgenommen. Über 30.000 davon sind in das Autonome Gebiet zurückgekehrt.
2015 ist auch ein wichtiges Jahr für die weitere Vertiefung der Reformen, denn das 13. Fünfjahresprogramm wird ausgearbeitet. Das Autonome Gebiet Tibet soll weitere Entwicklungschancen bekommen. Dafür haben die 20 NVK-Abgeordneten und 26 Mitglieder des PKKCV ihre Vorschläge der Regierung in Beijing unterbreitet.
„Ich werde mich auf der Tagung für das Eisenbahnprojekt zwischen Hotan, Shiquanhe und Shigatse einsetzen", versprach NVK-Abgeordneter Phuntsog aus Tibet.
„Mein Vorschlag ist die Förderung der Tibet-Oper", so der Präsident des Musikantenverbands in Tibet, Monlam Dorje.
Der stellvertretende Sekretär der Region Nyingchi, Wangdu, hofft auf eine Verstärkung des Kampfes gegen separatistische Strömungen. „Wir wollen Ausschreitungen, wie die am 14. März 2008 nicht mehr sehen", betont auch Monlam Dorje