„Duixie": Stepptanzen in Tibet
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Der Duixie-Volkstanz ist in den ländlichen Regionen im Westen Tibets sehr beliebt. In der tibetischen Sprache bedeutet „Dui" so viel wie „Oben-" oder „Hochland", und bezieht sich auf die Landkreise am Oberlauf des Flusses Yarlung Zangbo, wie Ngamring, Dingri, Lhaze und Sagya. „Xie" bedeutet auf Tibetisch „Lieder". Da Duixie unter den Menschen in Latze am beliebtesten ist, und sie darin sehr gut sind, ist der Kreis auch als die Heimat des „Duixie" bekannt.
Der Kreis Lhaze ist eine Neun-Stunden-Fahrt von Lhasa, der Hauptstadt der Autonomen Region Tibet, entfernt. Hier beginnt jeder Morgen mit dem Duft von Buttertee und der Melodie der sechssaitigen Geigen. Dieses Zupfinstrument begleitet den lebendigen und kräftigen „Duixie".
Beim Duixie steppen die Tänzer kräftig zur Musik, die neben der Geige zudem mit Flöten, Waschbrett und einem Bündel Glöckchen gespielt wird. Die Musik strukturiert sich in einen langsamen Beginn, kurzes Zwischenspiel, Allegro, und dann das Finale.
Im Laufe der Jahre hat sich Duixie allmählich von einem dörflichen Freizeit-Tanz zu einer Bühneninszenierung entwickelt. Für mehr als tausend Jahre wurde er ohne schriftliche Aufzeichnung, und nur mündlich von Generation zu Generation überliefert. 2008 wurde der Tanz schließlich unter den Schutz der Liste des immateriellen Kulturerbes der Volksrepublik China gestellt wurde. Duixie-Veteran Laba nun ist der „nationale Erbe" der Kunstform. Der 67-jährige geht von Dorf für Dorf und sammelt Noten und Texte auf. Schon von klein auf war Laba vom Duixie fasziniert.
„Ich begann mit 13 die sechssaitige Geige zu lernen. Ich hatte keine Lehrer, deshalb ging ich oft zum Flussufer, um dort nachzudenken und zu üben. Später wurde ich ein Lehrer an einer Kunstschule in Lhaze und fing an, junge Menschen zu unterrichten, wie man Duixie tanzt. Ich habe mir nie vorstellen können, dass wir eines Tages außerhalb Tibets - auf der nationalen Bühne und auch im Ausland - spielen würden. Egal wo wir hinkommen, werden wir herzlich begrüßt."
Laba sagt, in den Jahren, in denen er Duixie gespielt habe, habe er nicht nur bestehenden Melodien und –Tanzschritte meistern können, sondern auch mehr als hundert eigene erfunden.
Heute ist der 67-jährige künstlerischer Leiter einer Bauern-Theatergruppe im Kreis Lhaze. Obwohl er an schwerem Asthma leidet, weigert er sich, die Ausbildung der jungen Leute aufzugeben. Manchmal steht er dabei auch mit seinen Studenten auf der Bühne.
Die 2005 gegründet Theatertruppe besteht derzeit aus 50 Schauspielern und 40 Schauspielerinnen. Der älteste von ihnen ist 43, der jüngste nur 17 Jahre alt. Jiala ist Labas Lieblingsschüler. Mit seinem unverwechselbaren Stil und natürlichen Lächeln sticht er unter den anderen besonders hervor
„Ich habe vor 14 Jahren angefangen, Duixie zu lernen. Eigentlich konnte ich schon zu ein paar Melodien tanzen, als ich noch ein Kind war. Später habe ich dann vom Lehrer Laba gelernt. Ich habe in Beijing, Hong Kong, Chengdu, Guangzhou und vielen anderen Orten gespielt. Wann immer es Musik gibt, kann ich tanzen."
Dunzhu Yangla ist die Direktorin des Büros für Kultur und Rundfunk des Kreises Lhaze. Sie sagt, die Aufführungen außerhalb Tibets hätten sehr zur Entwicklung der Duixie -Kultur beigetragen.
„Früher gab es nur eine offizielle Duixie-Gruppe im gesamten Kreis. Jetzt hat fast jedes Dorf seine eigene Gruppe. Es gibt viele Feste in Tibet, und Duixie ist zu einem wichtigen Teil der Feiern geworden. Jedes Jahr im August ist Latze Gastgeber für ein Duixie-Kulturfestival. Wir hoffen, dass die Künstler voneinander lernen und die Kunstform entwickeln können."
Die Duxie-Aufführung würden außerdem den lokalen Bauern die zuvor nur von Gerste-Landwirtschaft gelebt hätten, zusätzliche Einnahmen bringen, so Dunzhu weiter.
Die lokalen Behörden schätzen, dass rund 50.000 tibetische Bauern und Hirten in Lhaze Duixie spielen können. Die Beamten wollen Duixie für den Tourismus in der Region nutzen, um noch mehr Menschen die Kunstform näher zu bringen.
Jeden Abend vor dem Einschlafen spielt der Duixie-Veteran Laba auf seiner alten sechssaitigen Geige. Er sagt, sein größter Wunsch sei es, sein Wissen über den Duixie an die nächste Generation weiterzugeben, damit der traditionelle tibetische Volkstanz weiter lebe und diesem schönen Hochland noch mehr Lebenskraft geben werde.
Übersetzt von: Li Yan
Gesprochen von: Xu Qi