
Beijing
Chinesische Jugendliche sind größer als erwartet. Sie scheinen aber körperlich schwächer als ihre Altersgenossen in den Nachbarländern Japan und Südkorea zu sein. Experten fordern daher mehr Sport und bessere Ernährung.
Auf einer Parlamentstagung im März hat ein Bericht für ganz besonderes Aufsehen gesorgt: Demnach sollen chinesische Teenager von ihrer Körpergröße her Jugendlichen aus Japan und Südkorea hinterherhinken. Ein Hinweis auf den allgemeinen Gesundheitszustand?
Tian Ye, Direktor des chinesischen Forschungsinstituts für Köperertüchtigung, mahnt zu Gelassenheit: „Jegliche Schlussfolgerungen sind ohne Analyse offizieller Statistiken mit Vorsicht zu genießen. Allein der Vergleich der Körpergröße kann den Gesundheitszustand der Menschen nicht widerspiegeln."
Laut einer Studie des Staatlichen Amts für Sport von 2011 waren chinesische 17-jährige Männer 2010 im Durchschnitt 171,4 Zentimeter groß. Für Frauen lag der Wert bei 159,3 Zentimetern. Ihre Altersgenossen aus Japan sind im Schnitt tatsächlich aber etwas kleiner, wie e-Stat, das offizielle Statistikportal Japans, zeigt. Ein durchschnittlicher 17-jähriger Japaner war im Jahr 2011 170,7 Zentimeter groß, während eine 17-jährige Japanerin 158 Zentimeter maß. Im gleichen Zeitraum kam ein südkoreanischer 17-Jähriger im Schnitt auf 173,6 Zentimeter und eine Südkoreanerin auf 160,9 Zentimeter – leicht über dem chinesischen Schnitt also.
Laut Li Guoping, Forscher vom Nationalen Institut für Sportmedizin, sollte man sich aber nicht nur auf die Körpergröße der Jugendlichen konzentrieren: „Die Körpergröße ist hauptsächlich durch genetische Faktoren bestimmt. Der Einfluss durch sportliche Betätigung ist eher gering. Gleichzeitig darf man aber auf keinen Fall den sich verschlechternden Gesundheitszustand ignorieren."
In chinesischen Schulen haben akademische Leistungen seit jeher Priorität. Auf dem Lehrplan ist die Turnstunde daher etwas, das man auch mal schwänzen darf, wenn dadurch mehr Zeit für Nachhilfestunden in Mathe oder Englisch vorhanden ist.
Die Folgen dieser Vernachlässigung des Sports sind alarmierend: Mehr als ein Fünftel der 1,3 Millionen Grund- und Mittelschüler in der Hauptstadt waren einer Umfrage von 2013 zufolge Fettleibig. 45 Prozent der Oberschüler litten unter Fettleber und bei mehr als 30 Prozent der getesteten Gymnasiasten wurde Bluthochdruck diagnostiziert.



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