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Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste und auch das am dichtesten besiedelte der 16 Bundesländer Deutschlands. Es grenzt an die Niederlande und Belgien und liegt damit mitten im Herzen Europas.
Im Jahr 2013 belief sich das Außenhandelsvolumen zwischen China und Nordrhein-Westfalen auf insgesamt 30 Milliarden Euro. Die Volksrepublik gilt als der zweitgrößte Handelspartner von NRW. Rund 800 chinesische Unternehmen sind vor Ort aktiv, zu etwa 80 Prozent beschäftigen sich mit Außenhandel oder Maschinenbau.
Der Chefrepräsentant von NRW.Invest in Beijing, Feng Xingliang, sieht vor allem die Lage des westdeutschen Bundeslandes als gewichtigen Grund für das starke Engagement der Chinesen:
"Fast 150 Millionen Menschen leben im Radius von rund 500 km um die Landeshauptstadt Düsseldorf. Das entspricht etwa einem Drittel aller europäischen Verbraucher und 45 Prozent der gesamten Kaufkraft in der EU. Jeder reißt sich doch um eine so kaufkräftige Region."
Die Zahl der chinesischen Unternehmen, die in Nordrhein-Westfalen investiert haben, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. 2013 erreichte sie mit 64 niedergelassenen Firmen einen neuen Rekord. NRW.Invest-Lobbyist Feng glaubt, dass auch die gut ausgebaute Infrastruktur des Landes mitausschlaggebend für die Standort-Entscheidung der Investoren gewesen sei:
"Die günstige Verkehrs- und Logistikanbindung von NRW sind entscheidend. Von insgesamt sechs Flughäfen mit europäischer Anbindung gehen über 400 internationale Direktflüge ab. Alle Metropolen Europas sind in maximal drei Flugstunden erreichbar. Die Yuxin´ou-Eisenbahn hat vor kurzem schon den Betrieb aufgenommen. Auf dieser neuen Seidenstraße können nun Container per Bahn aus der chinesischen Stadt Chongqing über Xinjiang bis nach Duisburg befördert werden. Die Entwicklung der Logistik spielt eine bedeutende Rolle bei den Investitionen der Unternehmen und beeinflusst den Geschäftsflow.
Die chinesischen Unternehmen entwickelten sich im Großen und Ganzen positiv. Unternehmen wie China Minmetals oder China Genertec, die sich bereits vor 30 Jahren in NRW angesiedelt haben, hätten ihr Handelsvolumen in Deutschland vergrößern können.
Allerdings rät NRW.Invest-Chefrepräsentant Feng chinesischen Firmen, in der Zukunft einen noch größeren Wert auf ihren Ruf zu legen:
"Angesichts der hartnäckigen Vorurteile des Westens gegenüber China sollten sich die Chinesen verstärkt daran machen, ihr Image aufzubessern. Einige chinesische Unternehmen haben in diesem Bereich in den vergangen Jahren schon viel getan. Gelungene Beispiele sind etwa die Fusion von Sany mit dem Betonpumpenhersteller Putzmeister, der Kauf des Autozulieferers Kiekert durch Lingyun, und der Kauf des Nähmaschinenherstellers Dürkopp durch die SGSB-Gruppe. In diesen Fällen haben die chinesischen Unternehmen nicht nur die deutschen Firmen aus einer schwierigen Lage gerettet, sondern auch weiterentwickelt. Sany beispielsweise hat bei seinem Kaufvertrag mit Putzmeister auch eine Bestandsgarantie für die vorhandenen Arbeitsplätze ausgesprochen."
Das größte Problem der chinesischen Unternehmen bei ihrer Entwicklung in Deutschland seien aber mangelnde Kenntnisse über den lokalen Markt. Insbesondere kleinere Firmen dächten vor einer Investition nicht genug darüber nach, ob und wie sie ihre Produkte dem deutschen Markt anpassen könnten. Grund dafür seien auch die geringen Kultur- und Fremdsprachenkenntnisse manch chinesischer Führungskräfte. Dies führe zu vielen Schwierigkeiten bei der Integrierung in die deutsche Gesellschaft.
In diesem Jahr wird die NRW.Invest eine Reihe von Veranstaltungen in China organisieren, um für den Standort Nordrhein-Westfalen zu werben. Chefrepräsentant Feng will dabei potentielle chinesische Investoren auch Kenntnisse in den Bereichen Gesetz und Steuer vermitteln. Mit einer gründlichen Planung vor der Ankunft in NRW sollen die Firmen so die Risiken bei ihrem Engagement in Deutschland verringern.
Text von Li Qian
Gesprochen von Qiu Jing und Li Zheng