20140330_2.mp3
|
Die Recyclinganlage der Firma ALBA liegt etwa eine halbe Stunde Autofahrt vom Zentrum Berlins entfernt. Doch selbst wenn man direkt vor dem Tor der Mülltrennungsanlage steht, riecht es nicht nach Müll. Eher etwas süß, wie Schokolade.
Dass es so wenig riecht, ist ein physikalischer Trick. In der Halle wird durch Absaugung ein niedrigerer Luftdruck erzeugt. Durch diesen Unterdruck kann die Luft nur noch hineinfließen, aber nicht mehr hinaus. Aus diesem Grund riecht es außerhalb der Recyclinganlage nicht schlimm.
Michael Blöcher ist Ingenieur in der Firma ALBA und für die technische Betreuung der Anlage zuständig. Nach seiner Auskunft setzt ALBA bei der Mülltrennung weitgehend auf Automatisierung, diese sei effizienter als der Mensch:
"Wir arbeiten in drei Schichten. Das heißt, die Anlage läuft ja 24 Stunden. Die Arbeiter haben Acht-Stunden-Schichten. Es steht niemand mehr am Band, der irgendwas rauspickt. Das machen alles Maschinen. Wir haben in dieser Anlage pro Schicht einen Schichtleiter, der sitzt in der Zentrale, der hat auf seinem Bildschirm die gesamte Anlagentechnik visualisiert. Der kann mit einem Mausklick jeden Motor an- und ausmachen. Und wir haben in der Anlage fünf Personen. Die haben auch eine entsprechende Qualifikation, wenn irgendetwas kaputt ist, das zu erkennen und zu reparieren. Es ist typisch deutsch. Die Mitarbeiter kosten eine Menge Geld, deswegen machen es die Maschinen."
Die in ganz Berlin gesammelten Abfälle werden zuerst für eine Weile auf dem Gelände Recyclinganlage gelagert, und dann in verschiedenen Phasen behandelt. Eine HighTech-Sortierungsanlage sorgt für eine genaue Trennung der verschiedenen Abfälle, erklärt Michael Blöcher:
"Beispielsweise bei [gibt es] unseren Glas-Trenner. Auch dort ist es so, dass das Material auf ein Band kommt. Und (da) befindet sich eine HD-Hochgeschwindigkeitskamera und scannt die ganze Zeit die Abwurfkante. Was kommt da an? Wenn die Kamera erkannt „Das ist Glass, das ist durchsichtig", dann steuert sie eine Düse an – hier unten sitzen ganz viele Düsen – und die Düse pustet das raus. Und der Rest fällt runter. Das funktioniert auch mit dem Plastik. Beispielsweise haben wir hier auch Anlagen die verschiedenen Verpackungskunststoffe trennen. Die Kunststoffe bestehen aus Polyethylen, Polypropylen, unterschiedliche Kunststoffe. Das ist wieder das gleiche Prinzip: Die Kunststoffe kommen auf einem Band an. Über dem Band ist eine Erkennungseinheit mit einer kleinen Lichtleiste, wie Sie sie zu Hause haben. Es leuchtet, und die Kunststoffe reflektieren das Licht. Sie reflektieren es aber im Nahinfrarot-Bereich und sie reflektieren es jeweils etwas anders, ob es ein Polyethylen ist oder ein Polypropylen. Und die Einheit, die kann erkennen, das ist Polypropylen, das ist Polyethylen, das ist PVC, das ist Hotz, das ist Papier und das ist Kleidung."
Nach der Sortierung werden Wertstoffe wie Glas, Metall und Plastik für die Wiederverwendung recycelt. Doch auch der Restmüll wird nicht weggeworfen. ALBA nutzt ein spezielles Verfahren, um aus den Restabfällen sämtliche Schadstoffe zu entfernen. Im Anschluss produziert das Unternehmen daraus einen neuen Brennstoff, die „Green Coal", also eine „grüne Kohle". Diese biete der Industrie eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Holz- und Braunkohle, erklärt ALBA-Ingeneur Michael Blöcher:
"Warum haben die Interesse an unserer „Green Coal"? Weil wir im Restabfall natürlich auch insbesondere viele Küchenabfälle drin haben. Diese Küchenabfälle sind mit Kohlenstoff CO2 neutral. Das heißt, wenn unsere Kunden die „Green Coal" einsetzen, können sie Gutschriften beim CO2-Einsatz bekommen. Das heißt sie sind für diese wertvoller als wenn sie Braunkohle einsetzen oder ein anderen fossilen Energieträger."
Nach Berechnungen der UNO muss der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 drastisch reduziert werden, um den rasanten Klimawandel der Erde zumindest noch verlangsamen zu können. Sollten diesem Ziel verbindliche internationale Abkommen über eine entsprechende Begrenzung des CO2-Austosses folgen, würde dies das Entwicklungstempo vieler Entwicklungsländer einschließlich China beeinflussen.
Die „Grüne Kohle" könnte diesen Entwicklungsländern bei der nachhaltigen Transformation den nötigen Spielraum bieten, um trotz C02-Reduktion das wirtschaftliche Wachstum weiter vorantreiben zu können.
Früher wurde auch in Deutschland Müll nicht als Ressource verstanden, sondern in die Umwelt entsorgt. Experten sprechen bei der Abfallentsorgung von den drei Generationen. Während in der ersten Generation Müll vor allem vergraben worden sei, zeichne sich die zweite Generation durch die Müllverbrennung aus. Erst die heutige, dritte Generation der Abfallentsorgung habe mit Recycling und Müllvermeidung eine wirklich umweltfreundliche Methode gefunden. Angesichts der drängenden Umweltprobleme unserer Zeit sei jetzt bei deren Umsetzung keine Zeit zu verlieren, meint ALBA-Geschäftsführer Dr. Axel Schweitzer.
"Mein Traum wäre, dass Deutschland es schafft, in den nächsten 15 Jahren bis zum Jahre 2030 den Einstieg zu finden in eine Kreislaufwirtschaft ohne die zweite Generation, also eine Kreislaufwirtschaft ohne Müllverbrennung. Wenn heute Weihnachten und das Chinesisch-Neujahr zusammen wären, dann wäre mein Wunsch, dass China nicht den gleichen Fehler macht, den Deutschland gemacht hat, den Weg erst über die erste, zu der zweiten und zu der dritten Generation zu finden, sondern dass man daraus lernt und es klüger macht, als es hier gemacht wurde, nämlich dass man gleich von der ersten direkt in die dritte Generation geht..."
Die ALBA-Gruppe und China haben bereits während des Besuchs des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang im Mai vergangenen Jahres einen Vertrag unterzeichnet. Danach soll ALBA gemeinsam mit einer chinesischen Firma einen Recycling-Park für Altautos aufbauen.
Eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten könnte zu mehr Umweltschutz und möglicherweise auch zur schnelleren Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft in China beitragen.
Text von Wu Shiyun
Gesprochen von Li Yanping