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Kunst ohne Ende -- Porträt der Malerin Zhao Qiuping
   2005-10-31 15:41:45    cri
M: In der heutigen Lebensgeschichte erzählen wir Ihnen von einer chinesischen Malerin. Ihre Spezialität sind Tuschezeichnungen, und sie ist für ihre Orchideen- und Karpfenmotive bekannt. Ihre Werke wurden in vielen Ländern ausgestellt, übrigens auch in Deutschland.

F: Die Malerin heißt Zhao Qiuping, und sie stammt aus Minhou in der südostchinesischen Provinz Fujian.

F: Die inzwischen 57-jährige Zhao Qiuping malt seit 40 Jahren. Allerdings war das eigentlich nur ihr Hobby, denn beruflich hatte sie mit er Malerei zunächst eher weniger zu tun.

M: Sie war nämlich Lehrerin, und so unterrichtete sie Englisch und Chinesisch und Malen und Zeichnen. Aber selbst wenn sie nun auch Zeichenlehrerin war ? professionelle Malerin war sie ja deshalb noch lange nicht. Wie wurde sie also Künstlerin?

F: Kurz gesagt, auf Umwegen. In den 80er Jahren gab sie ihren Lehrerberuf in der Schule auf und bewarb sich als Dolmetscherin. So kam sie zu einem Job in einem chinesisch-japanischen Joint-Venture. Aber schließlich musste sie auch diese Stelle aufgeben. Sie erklärt, warum:

"Das Unternehmen wollte, dass ich nach Japan gehe und dort als Dolmetscherin arbeite. Es war eine gute Chance für mich, aber meine Söhne waren noch so klein, dass ich sie nicht alleine lassen konnte. Und wenn ich sie irgendwo in Pflege gegeben hätte, um einige Jahre in Japan zu bleiben, wäre meine Familie wahrscheinlich zerbrochen. Deshalb beschloss ich, das Angebot auszuschlagen. Der Chef war sauer, und ich war meinen Job los. Früher war der Arbeitsmarkt nicht so geregelt wie jetzt. Die Arbeitnehmer im Privatunternehmen hatten wenig Rechte. Also, ich war arbeitslos. Die Chinesen haben jeden Tag drei Mahlzeiten. Aber bei uns gab es jeden Tag nur zwei. Meine Söhne waren damals auch sehr mager."

M: Also musste sie sich einen neuen ? sagen wir mal Broterwerb - suchen. Na ja, und warum sollte sie da nicht ihr Hobby zum Beruf machen? Sie packte also die Pinsel wieder aus und malte - und verkaufte ihre Bilder.

F: Heißt es nicht im Deutschen, die Kunst gehe nach Brot?

M: Ja schon, aber hier geht es ja wohl eher um Reis.

F: Hauptsache, es geht. Und warum sollte sie es nicht probieren? Dabei hätte sie es sich damals nicht träumen lassen, dass sie eines Tages fast zu einem Guru in Sachen Malerei werden würde.

M: Auch hier ? warum nicht? Guru ? das heißt Autorität und Ausstrahlung und Weisheit und Meisterschaft, und wer sagt denn, dass ein Guru immer einen langen weißen Bart haben müsse. Frau Zhao ist also ein Guru, und sie verkörpert unangefochtene Autorität, wenn es um in Tusche gemalte Orchideen und Karpfen geht. Lassen wir mal die Karpfen beiseite ? es gibt bekanntlich unheimlich viele und schöne Blumen. Wieso also ausgerechnet Orchideen?

F: Komm, sind nicht Orchideen etwas ganz besonders edles? Also, hier in China gelten die Mei-Blüten, auch Winter-Blüten genannt, Orchideen, Bambus und Chrysantheme seit jeher als besonders noble und feine Gewächse. Und seit Jahrtausenden haben anständige chinesische Maler, die etwas auf sich und ihre Kunst halten, oft eine Vorliebe für genau diese vier Gewächse. Hiermit meine ich allerdings nicht, dass Maler ohne eine Vorliebe für die vier Gewächse automatisch unanständig seien.

M: Komm, das hätte ich Dir hier auch nicht unterstellt. Aber zurück zu unserer Malerin und ihrer Vorliebe für Orchideen. Gut, sie liegt damit sozusagen traditionell voll im Trend, aber wie kam sie nun konkret zur Orchidee? Am besten, wir lassen sie mal erzählen:

"Ende der 60er Jahre war ich auf dem Lande in den Bergen. Und in einem der Täler gab es viele Orchideen, die einen sehr intensiven und wunderbaren Duft verströmten. Jedes Mal, wenn ich da vorbeikam, wollte ich eigentlich gar nicht weiter gehen. Das wunderschöne Aussehen und der wunderbare Geruch der Orchideen sind mir für immer im Gedächtnis geblieben."

M: So, damit wäre das mit den Orchideen geklärt. Aber was ist nun mit dem anderen Lieblingsmotiv der Malerin ? den Karpfen in Tusche? Ich hoffe doch nicht, dass Frau Zhao Stammkundin in einem Fischrestaurant war und nun immer ihr Lieblingsgericht malt...

F: Bleib doch mal ernst - wir reden hier über Kunst. Und damit hat die Vorliebe für Karpfen etwas mit einer Beobachtung in ihrer Kindheit zu tun. Es klingt wie die Erlebnisse des chinesischen Kalligrafen Wang Xizhi der Jin-Dynastie. Allerding war es nur ein Zufall. Denn Frai Zhao beobachtete damals zwar gerne Karpfen, aber nicht, um später Malerin zu werden.

"Als ich noch ein Kind war, wohnte ich in Minhou bei meinen Großeltern. Mein Großvater züchtete Fische, und darunter waren auch viele Karpfen. Ich dachte, sie schwimmen so schön hin und her außer Rand und Band. Von da an bewunderte ich die Schönheit und Verhalten der Karpfen. Und dann später, als ich Pinsel in der Hand hatte, fiel mir sofort auf, wie schön die Karpfen sind."

M: Genau ? Karpfen blau! Aber Spaß beiseite, Frau Zhao malt ja die Karpfen, und sie verzichtet dabei darauf, das Wasser als Hintergrund anzudeuten. Das braucht sie nämlich nicht, denn die Karpfen wirken so lebendig, dass sie scheinbar aus dem bild heraus direkt auf einen zuschwimmen...

F: Stimmt, ich denke da sofort an einige ihrer Bilder und kann verstehen, warum so viele Sammler ihre Werke besitzen möchten. Und auf unserer Webseite können unsere Hörer ein paar Bilder von Frau Zhao auch bewundern.

M: Genau, das ist besser, als wenn ich hier versuche zu erklären, wie ein lebendiger Karpfen auf einem Bild aussieht. Das Internet ist da wirklich eine feine Sache, die unser Radio ergänzt. Aber zurück zur Malerin. 1991 hatte sie ihre erste Ausstellung, und zwar gemeinsam mit ihrem zweiten Sohn.

F: Ihr zweiter Sohn ist nämlich ausgemacht talentiert in chinesischer Schreibkunst. Er war damals erst 12 Jahre alt. Aber diese Ausstellung war eine wichtige Wende für die Familie. Frau Zhao meint, dass die Ausstellung für sie den Durchbruch als Künstlerin brachte. Fortan wurde sie als Meisterin betrachtet. Als Guru eben. Und wie fühlte sie sich damals? Sie sagte uns: 

"Nach der Ausstellung wurde ich oft Meisterin genannt. Ganz am Anfang war ich erstaunt. Ich konnte nicht glauben, dass ich eines Tages Meisterin werden würde. Aber nach und nach habe ich mich fast schon dran gewöhnt. Ich dachte, wenn ich solche Anerkennung finde beim Publikum, dann muss ich einfach weiter machen und mich bemühen. Kunst hat ja kein Ende."

M: Ja, Kunst hat kein Ende, Frau Zhao macht also weiter, im Mai wird die Malerin einen Bildband veröffentlichen. Den wird es auch in Deutschland geben.

F: Drücken wir also Frau Zhao die Daumen und freuen uns auf weitere Bilder von ihr.

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