Im vergangenen Oktober wurde auf dem 17. Parteitag der KP Chinas die Öffnungspolitik Chinas nach außen um eine neue Idee erweitert. Demnach soll die Öffnung nach außen sowohl vertieft als auch erweitert werden, zudem soll die nach außen orientierte Wirtschaft zukunftsweisender gestaltet werden. Die zuständigen chinesischen Behörden bemühten sich daher derzeit darum, Maßnahmen zu entwickeln, die sicherstellten, dass hochwertige Investoren nach China geholt werden, die aber auch garantierten, dass die ausländischen Investitionen in China in zukunftsweisende Projekte fließen. Das Wachstum des Außenhandels soll eine breitere Basis bekommen. Experten sehen darin einen wichtigen Schritt für eine langfristige Integration Chinas in die Weltwirtschaft.
Seit dem Beginn der Öffnungspolitik vor 30 Jahren hat sich Chinas Wirtschaft von einer relativ isolierten zu einer der offensten Wirtschaften der Entwicklungsländer gewandelt. China konzentriert sich bei wirtschaftlichen und technischen Kooperationen heute auf das Ausland. Bisher war China bemüht, ausreichend ausländische Investitionen zu generieren, nun geht man bei der Akquise von ausländischen Investoren selektiver vor. China legt heutzutage zunehmend auch mehr Wert auf die zukunftsweisende Nutzung der Investitionen und auf die Geschäftsfelder potentieller Investoren.
Die nordostchinesische Stadt Dalian war eine der chinesischen Küstenstädte, in der die Öffnungspolitik schon sehr früh umgesetzt wurde. Im vergangenen Jahr hat sich allerdings eine neue Tendenz bei den ausländischen Investitionen in Dalian gezeigt. Internationale Gesellschaften investieren in Dalian inzwischen vorwiegend in High-Tech-Bereiche mit großem Wertzuwachs. Dazu der stellvertretende Leiter des Amts für auswärtige Handels- und Wirtschaftskooperation der Stadt Dalian Mei Yuzheng:
"Wir haben Regelungen geschaffen, die es uns ermöglichen, gezielt Investoren anzulocken. Wir wollen Projekte nach Dalian holen, die die Umwelt schonen, für die Region einen Wertzuwachs versprechen und moderne wissenschaftlich-technische Methoden und Forschung nach Dalian bringen. Dalian soll zu einem Standort der High-Tech-Industrie werden, wir wollen zukunftsweisende Dienstleistungssektoren und IT-Unternehmen fördern."
Um diese Investoren anzuziehen hat Dalian im vergangenen Jahr einen so genannten grünen Korridor eingerichtet. Anträge für bevorzugte Projekte können dank des grünen Korridors besonders schnell von den zuständigen Stellen bearbeitet werden, auch Genehmigungen und Registrierungen können schneller erteilt beziehungsweise abgewickelt werden. Allein in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres haben 31 ausländische Unternehmen mehr als 50 Millionen US-Dollar in Dalian investiert. In Hinblick auf die Firmenzahl waren das 25 Firmen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Dalian hat sich damit zu einem Vorbild für den Einsatz ausländischer Investitionen in zukunftsweisende Projekte entwickelt. Seit dem 17. Parteitag der KP Chinas steht fest, dass potentielle Projekte ausländischer Investoren landesweit auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden sollen. Bei einer nationalen Arbeitssitzung zu Handelsangelegenheiten wurden konkrete Maßnahmen ausgearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen. Zum einen wurde ein neues Konzept für den Einsatz ausländischer Investitionen festgelegt, zum anderen wurde auch beschlossen, dass ausländische Unternehmer, die im Bereich der Umwelttechnik und in der High-Tech-Industrie investieren wollen, bevorzugt unterstützt werden sollen. Zudem will man ausländischen Investoren neue Branchen zugänglich machen. Vor allem der Finanzdienstleistungsbereich, das Versicherungswesen und die Telekommunikationsbranche sollen weiter geöffnet werden. Zudem strebt China an, den Schwerpunkt der ausländischen Investitionen von den ostchinesischen Gebieten nach Zentral- und Westchina zu verlagern.
Die Staatliche chinesische Kommission für Entwicklung und Reform teilte vor kurzem mit, dass China ausländische Investitionen in Branchen und Bereiche mit einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch ebenso einschränken werde, wie in Projekte, die umweltbelastend und wenig produktiv seien. Dagegen soll die Konzentrierung in heimischen Branchen mit Hilfe ausländischer Investoren vorangebracht, aber auch standardisiert werden. Allerdings gilt dies nicht für Schlüsselindustrien oder Branchen, die die Stabilität des Staates sichern. Diese Bereiche soll auch in Zukunft der Staat kontrollieren. Einige ausländische Unternehmen haben ihre Investitionsplanung für China aufgrund der weiteren Öffnung des Marktes bereits angepasst.
China will in diesem Jahr die Art und Weise seines Außenhandelswachstums optimieren und die Im- und Exportsstruktur verbessern.
Die stellvertretende chinesische Ministerpräsidentin Wu Yi ist für den Außenhandelsbereich verantwortlich. Sie erklärte:
"Zum einen muss Chinas Exportsstruktur verbessert werden. Sowohl die Produktion als auch Export von Waren, die bei der Herstellung einen hohen Energieverbrauch haben und einen großen Schadstoffausstoß verursachen, sollen stark eingeschränkt werden. Auch der Export wertvoller Rohstoffe muss reduziert werden. Gleichzeitig wollen wir qualitativ höherwertige Waren mit großem Wertschöpfungspotential exportieren. Auf der anderen Seite muss der Import angekurbelt werden. Hierbei soll der Schwerpunkt auf moderner Technik, wichtigen Rohstoffen und Schlüsseltechnologien liegen."
Seit dem 17. Parteitag der KP Chinas hat China bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Exportsstruktur weiter zu verbessern und eine weitere Zunahme des Handelsüberschusses zu verhindern. China hat unter anderem neue Exportzölle eingeführt und die Exportzollrückvergütung reduziert. Die Richtlinien für den Export von Waren, deren Produktion umweltbelastend und energieintensiv ist, werden kontinuierlich verschärft. Außerdem werden die Importzölle gesenkt, um den Import zu erleichtern. Statistiken belegen, dass Chinas Importzahlen bereits steigen. Seit Oktober 2007 hat der Import drei Monate in Folge monatlich um 25 Prozent zugenommen. Chinas Handelsüberschuss wächst unterdessen langsamer.
China hat zudem die Handelszusammenarbeit sowohl mit entwickelten Ländern als auch mit Entwicklungsländern verstärkt. Handelsstreitigkeiten wegen angeblichem chinesischen Preisdumping oder unzulässigen Subventionen konnten dadurch besser und schneller beigelegt werden. China setzt außerdem auf die Schaffung von Freihandelszonen, mit 29 Ländern und Gebieten in Asien, Ozeanien, Lateinamerika, Europa und Afrika hat China bereits zwölf Freihandelszonen geschaffen.
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