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(GMT+08:00) 2005-10-20 11:15:34    
Bauten deutschen Stils in Qingdao

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Besucher, die nach Qingdao kommen, sind überrascht und fasziniert von den zahlreichen historischen Bauten deutschen Stils, die während der deutschen Kolonieherrschaft in der ostchinesischen Küstenstadt errichtet wurden.

Die Stadtverwaltung von Qingdao betrachtet diese historischen Hinterlassenschaften als historischen Schatz und will diesen unter strengeren Schutz stellen.

Das Stadtbild von Qingdao ist durch Häuser mit roten Ziegeldächern und grüne Bäume geprägt, ein in Deutschland sehr populäres Bild. In Qingdaos Altstadt stehen knapp 300 Häuser deutschen Baustils. Der Schutz und die rationelle Nutzung dieser historischen Bauten stellen eine dringende Aufgabe für Qingdao dar.

Das sogenannte Gefängnis der Europäer zählt zu den ersten Bauten deutschen Stils in Qingdao und wurde im Jahr 1900 gebaut. Nach den Umbauarbeiten soll dort ein Gefängnismuseum entstehen.

Beim Umbau des alten Gefängnisgebäudes soll sorgfältig darauf geachtet werden, wie die historischen Einflüsse erhalten werden können und wie man den Zeitgeist des jahrhundertealten Bauwerks bewahrt.

Bauexperte Huang Zhongxing meinte dazu:

"Ein jahrhundertealtes Bauwerk hat einen historischen und zugleich kulturellen Wert. Es sollte deshalb meiner Meinung nach besser geschützt werden. Die Entscheidung für den Umbau zu einem Gefängnismuseum ist richtig."

Das "Gefängnis der Europäer" ist nur ein Beispiel für 300 "deutsche" Bauten in der Altstadt von Qingdao. Die geschichtlichen Hintergründe erläuterte der Leiter des Denkmalschutzamts der Stadt Qingdao, Wei Shuxun:

"Nach der Eroberung der Bucht von Jiaozhou durch deutsche Kolonialherren im Jahr 1897 wurde in Qingdao ein komplettes Regierungsverwaltungssystem nach deutschem Modell aufgebaut. Dazu gehörten ein Generalgouverneursamt, ein Gefängnis, eine Polizeibehörde, ein Gerichtshof und eine Kaserne. Zugleich entstanden verschiedene öffentliche Bauten wie beispielsweise Banken, Konsulate und Schulen. Ferner wurden zahlreiche Villen errichtet. Die Bauten in deutschem Stil gelten als die ältesten modernen Bauten in Qingdao."

Viele Touristen aus dem In- und Ausland kommen vor allem wegen der geographisch günstigen Lage nach Qingdao. Die Stadt liegt am Rande eines Gebirges und direkt an der Küste. Aber auch das angenehme Klima lockt viele Reisende in die Stadt. Dazu Bauarchitekt Wang Zhenming:

"Warum kommen Touristen nach Qingdao? Weil Qingdao anders ist als andere mittelgroße chinesische Städte und eine spezielle Geschichte aufzuweisen hat. Viele Touristen finden besonders die Altstadt von Qingdao sehr schön. Eine Stadt mit einer solch schönen Küstenlinie und mit solch historischen Bauten findet sich in ganz China nicht noch einmal."

Um den Reichtum von Qingdao zu schützen, hat die Stadtverwaltung Mitte der 80er Jahre begonnen, große Finanzmittel in die Restaurierung der deutschen Bauten zu investieren. Dazu der Leiter des Denkmalschutzamts der Stadt Qingdao, Wei Shuxun:

"Ein Drittel der deutschen Bauten sind recht gut erhalten geblieben und der Öffentlichkeit zugänglich. Ein weiteres Drittel ist in relativ gutem Zustand. Große Probleme haben wir mit dem letzten Drittel der Bauten. Diese müssen noch intensiver geschützt werden."

Das Gebäude des ehemaligen Generalgouverneursamtes ist ein repräsentatives Beispiel für die deutsche Architektur in Qingdao. Das 4000qm große und 30 Meter hohe festungsartige Gebäude wurde 1930 von Deutschen errichtet. Im Mai 1999 wurde es in ein Museum umgebaut. Nun steht erneut eine umfassende Restaurierung bevor, berichtet Wei Shuxun vom Denkmalschutzamt der Stadt Qingdao:

"Das Generalgouverneursamt nimmt eine Fläche von mehr als 5,3 Hektar. Es soll nun als Kulturdenkmal besser geschützt werden. Die dazugehörigen Bauten wollen wir unter anderem in eine Bar, ein Hotel und einen Biergarten umbauen. Damit soll hier ein Ort der Kontakte und des Austausches zwischen China und Deutschland entstehen."

Bei den Bemühungen zum Schutz der historischen Bauten in Qingdao können die Denkmalschützer auch mit deutscher Beteiligung rechnen. Dazu noch einmal Wei Shuxun:

"In den vergangenen Jahren kamen zahlreiche Vertreter deutscher Unternehmen und Institutionen nach Qingdao, um mit uns über den Schutz deutscher Bauten zu sprechen. Die deutsche Seite brachte viele Ideen ein, die inzwischen auch umgesetzt wurden. Wir sind mit den fortschrittlichen Ideen, Technologien und Managementmethoden in Deutschland gut vertraut."

Viele deutsche Besucher von Qingdao sind von dem so vertrauten deutschen Flair in Qingdao fasziniert. Die jahrhundertealten Gebäude, Straßen und Plätze erinnern sie an Deutschland. Während zahlreiche alte Bauten in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche fielen, sind die im deutschen Stil errichteten Gebäude in Qingdao gut erhaltengeblieben. Das bewundern deutsche Besucher in Qingdao sehr.

Im April dieses Jahres fand in Qingdao eine "Deutsche Woche" statt. Deutscher Partner der Veranstaltung war das Bundesland Bayern. Während des Ereignisses haben beide Seiten über Möglichkeiten der umfassenden Zusammenarbeit in Wirtschaft, Handel und Tourismus gesprochen. Eine deutsche Journalistin, die während der "Deutschen Woche" in Qingdao weilte, zeigte sich sehr beeindruckt von dem Stadtbild Qingdaos:

"Ja, das ist natürlich faszinierend, wir waren heute morgen ganz früh auf dem Pier, um dort den Sonnenaufgang uns anzuschauen. Es war fasziniert, daß dort unheimlich viele Menschen morgen Sport treiben. Eine unheimlich schöne Stimmung dort! Es war schon sehr faszinierend, das zu sehen."

Vor ihrem Besuch in Qingdao, so erzählt die Journalistin weiter, habe sie keine Ahnung von den deutschen Bauten in dieser Stadt gehabt:

"Ich muß zugeben, daß ich die Geschichte definitiv nicht hundertprozentig kenne. Ich weiß aber eben dass geschichtliche Beziehungen zwischen Deutschen und Qingdao durchaus bestehen. Und wir sind im Prinzip über die Partnerschaft mit Bayern darauf gekommen. Und es ist im Prinzip schön zu sehen, dass auch heute die Kontakte noch sehr aktiv sind, dass eben diese "Deutsche Woche" auch in Qingdao eröffnet wurde, und dass die Einflüsse beider Kulturen sich eigentlich sehr, sehr schön getroffen haben."

Nach Angaben des Denkmalschutzamts der Stadt Qingdao sind mittlerweile viele historische Bauten deutschen Stils in Qingdao restauiert worden. Dies geschah unter der Prämisse, das alte Antlitz der historischen Bauten nicht zu verändern. Damit sollen in Qingdao die Geschichte und die geschichtlichen Beziehungen zwischen China und Deutschland anschaulich und lebendig bleiben.