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Tudengdajie, "Ausgrabungsmeister" aus Tibet

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Das tibetische Epos "Gesar" ist das längste Epos der Welt und wurde in Tibet, in der Inneren Mongolei und in den von der Tu-Nationalität bewohnten Gebieten durch Volkskünstler mündlich überliefert.

Im Autonomen Bezirk der Tibeter, Guoluo, am Ursprung des Gelben Flusses in Westchina ist die legendäre Geschichte des Königs Gesar weit und breit bekannt. In diesem Bezirk lebt der 28jährige Tudengdajie, ein lebender Buddha, der sich mit dem Epos "Gesar" sehr intensiv beschäftigt hat. Sein Beruf lässt sich mit dem Begriff "Ausgrabungsmeister" beschreiben. Ausgrabungsmeister sind jene, die unter Pagoden oder anderen unterirdischen Plätzen verborgene buddhistische Kultgegenstände wieder ans Tageslicht bringen. Dazu gehören zeremonielle Gegenstände, Skulpturen und Dokumente. Tudengdajie grenzt seinen Beruf deutlich von dem des Archäologen ab:

"Die Aufgabe eines Ausgrabungsmeisters ist es, buddhistische Gegenstände, die ein buddhistischer Mönch vor seinem Tod verborgen hat, wieder auszugraben. Wenn dem Ausgrabungsmeister die Geister des verstorbenen Mönchs im Traum erscheinen, erkennt der Ausgrabungsmeister, dass die Zeit reif ist, die verborgenen Güter wieder ans Tageslicht zu bringen. Im Traum erhält er auch konkrete Hinweise über den Ausgrabungsort. Bei archäologischen Ausgrabungen hingegen wurden die Kulturgegenstände nicht absichtlich verborgen. Und der Besitzer der Kulturgüter hatte nie den Wunsch gehabt, diese Güter ausgraben zu lassen."

Der lebende Buddha ging im Alter von 11 Jahren ins Kloster. Ein Jahr später begann er bereits, als Ausgrabungsmeister zu arbeiten. In zahlreichen Gebieten, darunter dem Autonomen Gebiet Tibet, dem Autonomen Gebiet der Hui-Nationalität Ningxia und der südwestchinesischen Provinz Sichuan war er bereits tätig. Als Ausgrabungsmeister knüpfte er auch Verbindung zum Epos "Gesar". Bislang hat er mehr als 30 buddhistische Kulturgegenstände und andere Dinge, die mit Epos "Gesar" zu tun haben, ausgegraben. Tudengdajie hält seine Arbeit für sinnvoll. Denn er sieht in "Gesar" einen Volkshelden und ein Symbol für die Zugehörigkeit der tibetischen Nationalität.

Der lebende Buddha Tudengdajie arbeitet fleißig. Dabei treibt ihn auch die Sorge um die Erhaltung der ausgegrabenen Kulturgegenstände. Eigens dafür will er ein spezielles Museum gründen, wie er sagt:

"Die Kulturschätze stammen aus ganz Tibet, und ihr Wert ist einfach unermesslich. Mich stimmt es traurig zu wissen, dass ein Teil der ausgegrabenen Gegenstände inzwischen verloren gegangen ist. Denn diese Kulturgüter sind nicht mein Privateigentum, sie gehören der ganzen Nation. Um diese kostbaren Kulturschätze, die unsere nationale Kultur repräsentieren, besser zu schützen, will ich ein Museum aufbauen."

Tudengdajie hat mit seinen Leistungen die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Kreise auf sich gelenkt. In einer Zeitschrift des Instituts für Nationalitätenliteratur an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften ist bereits ein Artikel über ihn erschienen. Der Ausgrabungsmeister zeigte sich erfreut über den gegenwärtigen Stand der Forschung und des Schutzes des Epos "Gesar":

"Das Epos "Gesar" hat sowohl als staatliches Forschungsprojekt, als auch als traditionelles Kulturerbe in der Gesellschaft für große Aufmerksamkeit gesorgt. Zudem erfreut es sich tatkräftiger Unterstützung der chinesischen Regierung und insbesondere der lokalen Regierungen. In diesem Sinne ist die Gesar-Forschung in eine goldene Phase getreten."