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Traditionelle Wohnhäuser in China (III)

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Ganlan-Häuser mit Hängepfeilern sind typische Vertreter mehrstöckiger traditioneller Wohnbauten, die hauptsächlich in den Berggegenden Südwestasiens mit ihrem subtropischen Klima vorkommen, wo viele Minderheiten-Völker leben. Diese Bauweise ist von der Raumaufteilung und Anordnung mit ihrer an den Berg gestützten Lage, den überstehenden Balken und nach vorne herausgezogenen oberen Stockwerken sowie den Holzsteckverbindungen bereits auf einem hohen technischen Niveau. Sie verkörpert die reiche materielle und spirituelle Zivilisation in Verbindung mit der einmaligen Volkskultur der Minoritäten in diesem Gebiet und gibt Einblick in ihre Gebräuche.

Ein typisches traditionelles Ganlan-Haus besteht komplett aus Holz: Gerüst, Balken, Dachsparren und Wände, selbst die Dachziegeln sind aus Baumrinde. Auch als Verbindungselemente werden Steckverbindungen und Keile aus Holz verwendet, Eisennägel und -haken sucht man vergeblich. Der Grundriss ist rechteckig und das Haus hat ein "Xuanshan-Dach", eine Art Walmdach mit jeweils zwei über die Länge und Breite des Hauses hinausgehenden Dachschrägen, die auf der Breitseite nicht ganz nach oben reichen. Es ist in Gerüstbauweise erstellt und verfügt über zwei bis drei Stockwerke. Fast jeder Haushalt lebt an einem Berghang. In den Autonomen Gebieten der Dai, Xishuangbanna im Südwesten Yunnans und Dehong im Westen Yunnans, lebt man hauptsächlich in Ganlan-Häusern, die aus Bambus und Holz gebaut wurden. Im Unterschied zu Ganlan-Holzhäusern werden in der Bambusversion mehr Kokosseile und Peddigrohr zum Verknoten der einzelnen Elemente verwendet. Das Dach wird "Kongming-Dach" genannt und hat schwalbenschwanzähnliche Enden, ähnlich den Walmdächern mit ihren vier Schrägungen. Die Jingpo, Jinuo und Hani in dieser Gegend leben bevorzugt in diesen Bambushäusern, die in Details wie der Höhe der Stockwerke, der Verwendung der Baumaterialien wie Lehmziegel, Taglilienblätter oder einem Ziegeldach als auch in ihren Anbetungsobjekten voneinander abweichen. In Yunnan gibt es viele Besonderheiten in den Ansiedlungen mit Bambushäusern, so beispielsweise achten die Dai sehr auf eine gute Qualität ihrer Wasserressourcen und in ihren Dörfern sind die Brunnen sorgfältig dekoriert, stehen oftmals sogar Pavillons oder aus Stein geschnitzte Bestien zum Schutz. Das Tor am Eingang in ein Hani-Dorf besteht aus überkreuzten Baumstämmen, die früher mit Fellen, später mit Vogelschnitzereien verziert wurden. Der japanische Wissenschaftler Kenzaburi Torikoshi fand nach zahlreichen Textrecherchen heraus, dass das kunstvolle Straßentor und die Form des Dachfirstes traditioneller japanischer Gebäude ihren Ursprung in Yunnan haben. Gemäß der Herkunft ihrer Bauweise, der allgemeinen Struktur und der Raumaufteilung werden die "Diaojiao-Gebäude" in den Gebirgsgegenden und Flusstälern in der Nähe des Emei-Berges in Südwestsichuan, in Chongqing und Fenghuang in der Provinz Hunan sowie die runden Bambushäuser der Cao im Gebiet des Alishan-Gebirges ebenfalls den mehrstöckigen Gebäuden zugerechnet.

Baumhäuser und Höhlenwohnungen sind die frühesten Formen chinesischen Wohnens. ?Im Süden Baumhäuser, im Norden Höhlen" fasste man es in alten Zeiten zusammen. Die historischen Aufzeichnungen und archäologischen Funde belegen, dass Ganlan-Häuser einstmals südlich des Yangtse-Flusses in halb China verbreitet waren, überall dort, wo es Berge und Hügel gab und ein feuchtheißes Klima mit viel Regen vorherrschte. Hier gab es dichte Wälder und die Menschen lebten vom Reisanbau und Ackerbau. Sie lebten bereits in Sippen zusammen und verfügten über einfache architektonische Fähigkeiten wie Holzfällen, -bearbeiten und Drechseln. Das Gebiet war früher als Gebiet der Hundert Yue (Bai Yue) bekannt und in Untergruppen wie beispielsweise die "Yu Yue" in Zhejiang oder die "Min Yue" in Fujian unterteilt. Das Leben in Ganlan-Häusern war eines ihrer gemeinsamen Kennzeichen. Die unterschiedliche Ausprägung ihrer Totems, Innenhöfe und Eingänge als auch Häuserstrukturen und Baumaterialien in Kombination mit den Sitten und Gebräuchen der einzelnen Minderheiten-Völker haben besonders im Südwesten eine große Vielfalt traditioneller Wohnhäuser hervorgebracht.

Erwähnenswert ist unbedingt, dass mit dem Anstieg der Bevölkerung, dem rapiden Rückgang der Holzressourcen, der zunehmenden Verbreitung von Baumaterialien wie Backsteine und Ziegeln sowie einigen anderen Faktoren die Han im Süden Chinas und die Minderheiten in den Ebenen immer weniger Ganlan-Häuser bauen. Auch hat diese Wohnform viele Veränderungen und Erneuerungen erfahren, wie beispielsweise die Gebäude an den Wasserstraßen in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang, die Hofhäuser in Anhui oder die Erdhäuser in Südfujian.

Traditionelle chinesische Wohnhäuser sind so weit wie möglich der Natur angepasst und wenn man in die Natur eingreift, versucht man sie zu entschädigen. Der Bau und die Entwicklung traditioneller Siedlungen basieren komplett auf der geschickten Nutzung der ökologischen Ressourcen, wobei man sich bemühte, sparsam mit ihnen und insbesondere mit Wasser umzugehen als auch so weit wie möglich lokale Baumaterialien zu verwenden und sich den natürlichen Temperaturunterschied zum Ausgleich von Kälte und Hitze zunutze zu machen. Dem partiellen ökologischen Gleichgewicht wird große Bedeutung beigemessen. Da die Erbauer traditioneller Wohnhäuser meist mit der Landwirtschaft und dem Ackerbau als auch den Gesetzmäßigkeiten der Natur vertraut waren, sind die Formen ihrer Wohnhäuser zwar mannigfaltig und raffiniert, doch keineswegs überzogen. Seit jeher war ihnen ein harmonisches Verhältnis wichtig, ein Rhythmus in den graduellen Veränderungen, und so ist im Laufe der Zeit ein starkes ästhetisches Gefühl für eine ländliche Idylle entstanden, die folgende Merkmale aufweisen sollte:

Schönheit liegt in der Natur: Idealerweise stehen chinesische traditionelle Wohnhäuser in der Nähe von Bergen, Wald und Wasser mit viel Sonnenschein und genügend Schatten. "Schönheit liegt in der Natur" hat aber auch noch eine andere Bedeutung: Die von Menschen geschaffene Schönheit in den Häusern ist in den alltäglichen Kontext des Lebens der Bewohner eingefügt, ist selten aufgesetzt. Die Erscheinung des Hauses, seine Farben, Substanz und sein Licht-Schatten-Verhältnis - sie alle stehen in enger Beziehung mit der Funktion, den Baumaterialien und der Struktur, so dienen die "Pferdekopf-Mauern", die eine Erhöhung der seitlichen Gebäudemauern nach oben über das Dach hinaus bedeuten und pferdekopfähnliche Ecken haben, als Feuerschutz; das Vordach über der Tür dem Schutz vor Regen, die Ziegeln des Dachfirstes der Verstemmung und die "Hühnerfuß-Holzhäuser" (Hühnerfuß ist die Bezeichnung des Hängepfeilers am Vorbau des Eingangs eines Ganlan-Holzhauses) dem Hitze- und Regenschutz. Die Dekorations- und Strukturelemente dienen in erster Linie den praktischen Bedürfnissen und prägen die ursprüngliche, natürliche, organische und ungekünstelte Schönheit der Häuser.

Organisch und doch zufällig, chaotisch und doch gesetzmäßig: Baumaterialien sind der wesentliche Faktor für die Struktur und den Aufbau eines Hauses. Die meisten Häuser auf dem Land nutzen die lokalen Ressourcen, wie das Holz aus den Bergwäldern, die Erde und den Lehm des Bodens, die Steine der Klippen oder des Schwemmlandes und pflanzliche Baustoffe aus den Feldern. Sie lassen jedes einzelne Haus wie aus der Natur gegossen erscheinen, das mit seiner Umgebung ein organisches Ganzes bildet. Besonders Ganlan-Holzhäuser sind dabei sehr anpassungsfähig. Sie können direkt an den Berg gebaut werden, können Anbauten oder Pfeilerabstützungen haben, ganz nach Bedarf. Was die Standorte der Siedlungen betrifft, scheint es keine Gesetzmäßigkeiten zu geben, man findet sie an Fluss- und Bachläufen, an Hügeln und Bergen; stehen sie in der Ebene, sind sie eng zusammen gebaut, in gebirgigem Gelände liegen sie weit verstreut - doch Sie scheinen sich immer nach dem Gesetz "Folgt der Natur und den geologischen Gegebenheiten" zu richten.

Harmonisch, doch nicht ohne Kontraste: Dieser Punkt bezieht sich auf die Anforderungen an die unmittelbare Wohnumgebung. Die Form der Wohnhäuser eines Gebietes, die im Großen und Ganzen gleichen Baumaterialien, die vergleichbare Struktur und Raumgestaltung sowie der ähnliche Grundriss bilden durch ähnliche Farben, Qualitäten und ihr Erscheinungsbild gemeinsam die Note der Ansiedlung und verkörpern ihre tendenzielle Gleichartigkeit. Gleichartigkeit heißt aber keinesfalls identisch in diesem Fall. Bei näherem Betrachten offenbaren sich hauptsächlich in der Kombination der Form gebenden Elemente und in den technischen Feinheiten zahllose kleine Unterschiede, die ihren individuellen Charakter unter dem Deckmantel der Harmonie von traditioneller Chinesischer Kultur und Kunst entfalten und dabei sowohl das Bewusstsein des Widererkennens verstärken als auch einen hohen Anschauungswert genießen.

Traditionelle Wohnhäuser auf dem Land zählen im Gegensatz zur Stadtarchitektur wie beispielsweise den Palästen, Tempeln oder Residenzen berühmter Persönlichkeiten genauso wie die im Volk entstandenen Slangs und Schlager, Volkstrachten, Volksgeschichten, Stofftiger, Scherenschnitte und kandierten Früchte auf Spießen als Teil der volkstümlichen Kultur, die sich in den untersten Schichten der Gesellschaft herausgebildet, verbreitet und weiterentwickelt hat. Die breiten Massen haben sie geschaffen, kosten sie aus und geben sie weiter. Sitten und Gebräuche sind stets sehr volksnah, nahe an der gesellschaftlichen und natürlichen Ökologie einer Region und noch näher am Leben des Einzelnen selbst. Ihre Vitalität und Kontinuität verdanken sie ganz simplen Zusammenhängen: Die zahlreiche Landbevölkerung muss leben und sich weiter entwickeln, sie muss mit begrenzten Mitteln, wenig Geld und im Spielraum zwischen den natürlichen Vorgaben und ihren Wünschen ihren Lebensraum gestalten.

Zu Recht kann man feststellen, dass chinesische traditionelle Wohnhäuser das Ergebnis des Fleißes, der Weisheit und Ideale des breiten Volkes sind und somit die Geschichte des chinesischen Volkes reflektieren. Unter den chinesischen Wohnbauten finden sich Prachtbauten wie Kaiserpaläste, Schlösser und Residenzen und ausgewählte Gärten, Lehranstalten und Tempel, die alle ausnahmslos auf der Basis dieser traditionellen Wohnbauten mit ihrem urtümlichen Charme gebaut wurden.

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