Baidu

CORONA: Nulltoleranzstrategie statt Blindflug im Nebel des Virus

12.09.2022 08:00:00

Ein deutsches Nachrichtenmagazin veröffentlichte in diesen Tagen einen Überblick über die Corona-Zahlen weltweit. Trauriger Spitzenreiter in der Tabelle sind die USA mit mehr als 95 Mio. Infektionen und mehr als 1 Mio. Toten. Eine Begleiterscheinung: 2021 ist zum zweiten Mal hintereinander die durchschnittliche Lebenserwartung der US-Amerikaner gesunken. Auch Deutschlands Zahlen sind mit mehr als 32 Mio. Infektionen und beinahe 150 000 Toten wenig beruhigend. Der deutsche Gesundheitsminister Lauterbach will für den kommenden Winter eine epidemische Lage nicht ausschließen. Nicht zuletzt blicken deutsche Experten mit Sorgen auf Herbst und Winter, weil wegen zunehmender Personalausfälle in den Kliniken die Zahl der verfügbaren Intensivbetten abnimmt. Der zitierte Gesundheitsminister warnte daher vor einer katastrophalen Corona-Entwicklung in den vor uns liegenden Monaten, einer Überlastung der Intensivstationen. Gleichwohl ist der Streit über die in Deutschland zu treffenden gesetzgeberischen Maßnahmen groß. Da gibt es Stimmen, die bereits eine Maskenpflicht als ernsthafte Freiheitseinschränkung bewerten. Ich frage mich allerdings, welche sogenannte Freiheit hier gemeint sein soll: Etwa die Freiheit, andere Menschen anzustecken?

Bizarr auch die aus den USA zu vernehmenden Meldungen. Danach haben die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) neue Corona-Leitlinien herausgegeben. Man verzichte darin weitgehend auf Empfehlungen an exponierte und infizierte Personen, weiterhin Maßnahmen wie Quarantäne, Isolierung und Test zu befolgen. Von Expertenseite wird dies als Ausdruck einer „Corona-für-immer-Politik“ der Biden-Regierung gewertet, als Zwang an die amerikanische Bevölkerung, mit dem Virus leben zu müssen.

Eine solche Politik würde letztlich zu einer gravierenden Gefährdung besonders verletzlicher Personengruppen führen, etwa der über 60jährigen. Und es spricht viel dafür, dass eine Inkaufnahme eines kaum gebremsten Infektionsanstieges sich in einer entsprechenden Zunahme der Long-Covid Langzeitfolgen niederschlagen würde. Und diese Landzeitfolgen umfassen Beeinträchtigungen der körperlichen, geistigen und psychischen Gesundheit. Einschränkungen der Funktionsfähigkeit im Arbeitsleben wie beim allgemeinen Wohlbefinden gehören hierzu.

Schauen wir nochmal auf die eingangs genannte Liste, so nimmt auch China Spitzenstellungen ein. Und zwar mit mehr als 1,3 Mrd. Geimpften und mehr als 9,2 Mrd. Tests. Die Zahl der Infektionen liegt bei etwa 970.000, die Zahl der Toten bei etwa 5.200. Diese Zahlen sollten gerade im Vergleich zu denen der USA, aber auch großer europäischer Länder zu denken geben. Gewiss, die Einschränkungsmaßnahmen in China wie etwa die langen Quarantänezeiten für Einreisende, die Abriegelung ganzer Wohnbezirke sind schon einschneidend. Aber noch einschneidender ist der Verlust von Menschenleben durch das Virus. Daher spricht vieles für die Nulltoleranzstrategie der Chinesen gegenüber dem Virus. Mehr jedenfalls als für einen Blindflug durch den Nebel des Virus mit ungewissem Ausgang.


Dr. Michael Borchmann

Ministerialdirigent a.D. (Land Hessen), früherer Abteilungsleiter (Director General) Internationale Angelegenheiten

Mitglied des Justizprüfungsamtes Hessen a.D.

Senior Adviser der CIIPA des Handelsministeriums der VR China

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China