Der in den 1970er Jahren geborene Song Ming ist Begründer der kunsthandwerklichen Schule Xueduibai in Lhasa. 1998 ist er als Absolvent im Fach Ölmalerei der Nanjinger Kunsthochschule nach Tibet gekommen. Seitdem hat er sich mit dem tibetischen Kunsthandwerk beschäftigt. In den vergangenen Jahren hat Tibet und die Kultur Tibets weltweit immer mehr Augenmerk auf sich gezogen, und Song Ming ist auch mehrmals eingeladen worden, seine Thangka-Rollbilder auf Ausstellungen im Ausland zu präsentieren. Dabei sind seine Thangkas immer auf ein sehr positives Echo gestoßen. Für die Thangka-Ausstellung der Tibet-Kulturwoche in Deutschland hat Song Ming schon im Juni 2013 mit den Vorbereitungen begonnen.
Song hat repräsentative Werke von verschiedenen Schulen der tibetischen Malerei gewählt, damit die deutschen Besucher einen besseren Gesamteindruck erhalten.
„Wir haben insgesamt 50 Thangkas von 33 Künstlern aus allen Malschulen der Thangka-Malerei, wie zum Beispiel Miantang, Gachi und Qinze, gewählt. Die meisten kommen von der Miantang-Schule und machen 60 Prozent der Exponate aus. Alle Thangkas sind schon mehrmals im Ausland ausgestellt worden und sehr repräsentativ."
Auf der Ausstellung während der Kulturwoche in Deutschland werden neben Thangkas über Buddhas, Bodhisattwas und Schutzgottheiten auch Thangkas über die Sitten und Gebräuche Tibets, wie die tibetische Medizin ausgestellt. Laut Song Ming sind die Rollbilder eine sehr wichtige Methode zur Verbreitung, Bildung und Protokollführung der tibetischen Medizin.
„Beim Malen von Thangkas benutzen wir Farben aus Erzen und sehr kleine Pinsel. Viele Einzelheiten der Thangkas könnten die Europäer mit ihrer Ölmalerei nicht beschreiben, aber wir können das durch unsere traditionellen Maltechniken."
Die Materialien für die Herstellung der Thangkas bestehen aus Erzen und Pflanzen vom tibetischen Hochplateau. Sie sind hell und glänzend und verlieren auch nach tausend Jahren ihre Farben nicht. Durch die Farbstoffe aus Gold, Silber, Korallen, Achat, Perlen und Edelstein sehen die Thangkas sehr würde- und wertvoll aus. Die Pinsel werden normalerweise von den Malern selbst hergestellt, erklärt Song Ming noch:
„Wie werden die besten Thangka-Pinsel hergestellt? Sie können die Familie eines Malers besuchen und sehen, dass alle Katzen dort nur kahle Schwänze haben. Die Haare der Schwänze werden zur Herstellung von Pinseln eingesetzt. Diese Methode ist mehr als 1000 Jahre alt."
Song Ming ist aufgeregt beim Gedanken an seine Thangka-Ausstellung in Deutschland. Während seiner Studienzeit an der Universität wurde er stark von Deutschland beeinflusst. Die Gedanken einiger deutscher Philosophen haben seine Weltanschauung geprägt. Kunst, Künstler, und Filme aus Deutschland gefallen ihm sehr.
„Die moderne deutsche Kunst, besonders die Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts gefällt mir am meisten. Mein liebster Maler ist Anselm Kiefer, und er hat meine Zeit an der Uni sehr beeinflusst. Er ist voller Heroismus und seine Werke sind alle sehr kraftvoll. Auch die verschiedenen Kunstformen Deutschlands gefallen mir sehr. Ich finde die Deutschen sehr kraftvoll. Die deutschen Filme unterscheiden sich sehr von denen aus Frankreich und den USA. Einer meiner liebsten Filme heißt ‚Lola rennt', was für ein super Film!"
Durch Erlebnisse früherer Ausstellungsreisen weiß Song Ming, dass die Europäer die tibetische Kultur respektieren und mögen. Inhalte und Maltechnik der Thangkas unterscheiden sich stark von europäischer Kunst. Trotzdem konnte er das Interesse der europäischen Besucher spüren. Er hofft, in diesem Jahr Interessierten in Deutschland seine Thangkas professioneller und detaillierter vorzustellen, damit sie dadurch den Wandel in Tibet kennenlernen.
„Wir bringen die besten Werke zu der Ausstellung. Soweit ich weiß, leben viele Tibeter in Deutschland. Ich hoffe, dass sie die Kunstwerke nach der demokratischen Reform 1959 in Tibet sehen. Und ich hoffe auch, dass Persönlichkeiten der modernen Kunst Deutschlands durch diese Ausstellung die tibetische Kultur besser verstehen können.