Tibeter trinken gerne Tee. Spezialitäten aus der Region sind vor allem der Buttertee und der Milchtee. Der Buttertee schmeckt salzig, und Milchtee ist relativ süß, ähnlich dem Milchtee in Europa. Schon früh am Morgen, vor der Arbeit, beginnt man Tee zu trinken. Über den Tag verteilt trinken Tibeter fünf- bis sechsmal Tee. In den Augen der Tibeter ist Tee ein Symbol für Freundschaft, Verehrung, Reinheit und Glück.
Im Stadtzentrum Lhasas gibt es ein Teehaus „Guangming gangqiong", das als das älteste Teehaus in Lhasa gilt. Viele Gläubige kommen jeden Morgen nach dem Spaziergang um den Potala-Palast hierher. Sie sitzen nicht nur im Teehaus, um Tee zu trinken, sondern auch um Freunde kennen zu lernen. Eine Tasse Milchtee kostet etwa zehn Cent. Die Gäste unterhalten sich mit ihren Nachbarn wie enge Freunde. Der Tibeter Pasang Tsering teilte mit, er trinke fast jeden Tag hier eine Tasse Milchtee.
„Normalerweise trinke ich hier jeden Vormittag Milchtee. Das ist schon eine Gewohnheit von mir geworden. Wenn ich mal einen Tag lang keinen Milchtee trinken würde, hätte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Hier kann man sehr leicht andere Menschen kennen lernen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Manchmal kann man auch Geschäfte machen."
Wenn Besuch erwartet wird, ist es Aufgabe der Familie, besonders wohlschmeckenden Buttertee zuzubereiten. Für hohe Gäste überreicht der Gastgeber zuerst einen Hada genannten weißen Seidenschal und serviert erst dann den Buttertee. Es geht feierlich her. Der Gastgeber befleißigt sich des Nachschenkens, damit die Teeschalen der Gäste stets gefüllt sind. Die Gäste trinken nicht aus, sondern lassen die Schalen halbvoll, bis der Gastgeber nachschenkt. Beim Abschied trinkt man den Buttertee dann in einem Zug aus, als Ausdruck der Dankbarkeit und der Zufriedenheit.
Butter ist ein wichtiges Nahrungsmittel der Tibeter. Tibetische Butter wird aus Yak- oder Schafsmilch gewonnen. Die Tibeter bevorzugen Butter aus Yakmilch, besonders wenn sie im Sommer oder Herbst hergestellt wurde. Diese Butter ist leuchtend gelb, riecht sehr aromatisch und schmeckt einfach gut. Die weißliche Butter aus Schafsmilch glänzt nicht, ist auch nicht so wohlschmeckend und nahrhaft wie die Butter aus Yakmilch, dafür aber vitamin- und kalorienreich. In Tibet und anderen von Tibetern bewohnten Gebieten ist es oft schwer, andere Nahrungsmittel zu erhalten; Butter ist für Tibeter unentbehrlich.
Wie bereitet man denn man Buttertee zu? Zuerst zerstampft man Teeziegel, gibt dann das Teepulver in eine mit Wasser gefüllte Kanne und stellt die Kanne aufs Feuer. Man lässt solange kochen, bis der Tee zu duften beginnt. Den heißen Tee, mit Butter und Salz versehen, gießt man in einen meterhohen Holzeimer und rührt solange, bis alles gut vermischt ist. Dann wird das Ganze nochmals in einer Kanne erhitzt, und der Buttertee ist fertig.
In Tibet gibt es praktisch zu allen Anlässen Tee: Bei der Geburt, Heirat, Bestattung, oder bei religiösen Zeremonien. Wenn ein Mädchen geboren wird, kocht man Tee in der Hoffnung, dass das Mädchen so zart und rein wie Tee werden möge. Bei einer Hochzeit wird Tee gekocht in der Hoffnung, dass die Ehe vom Glück begleitet wird. Bei Trauerfeierlichkeiten wird schwarzer Tee gemacht, um die Trauer auszudrücken. Wenn tibetische Frauen Lamas besuchen wollen, müssen sie ihre Gesichter vorher mit Zucker und Milchtee bestreichen, denn Tee ist ein Symbol der Reinheit.