Am Rande der zwölften Nationalen Spiele in der Provinz Liaoning wird der Ruf nach einer Abschaffung der Spiele laut.
Die ersten Nationalen Spiele fanden 1959 zur Entdeckung und Förderung von athletischen Talenten statt. Während der ersten drei Nationalen Spiele, die 1959, 1965 und 1975 in Beijing stattfanden, konnten Chinas Spitzensportler insgesamt 30 Weltrekorde brechen. Erfolgreiche Teilnehmer wurden im ganzen Land als Helden gefeiert. Sie machten die isolierte Nation stolz.
Nach der Wiederherstellung ihres Sitzes im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) im Jahr 1979 hat die Volksrepublik die Nationalen Spiele zu einem Gegenstück der Olympischen Spiele umgestaltet. Sie finden ein Jahr nach den Olympischen Spielen statt und bereiten Chinas Sporttalente auf den nächsten Wettkampf vor.
Nun haben chinesische Profis das Spitzenniveau des Leistungssports erreicht. Die Nationalen Spiele haben also ausgedient, argumentieren Befürworter der Abschaffung. Dopingskandale, kostspielige Eröffnungsgalas, bestochene Schiedsrichter und gähnende Leere in den alten Sporteinrichtungen stehen zunehmend im Mittelpunkt des Interesses. Die Spiele werden zu einem schmutzigen Deal, einer PR-Show der Austragungsprovinz oder einer „Zweckentfremdung", schrieb die Tageszeitung Renmin Ribao.
Auch die Gegner der Abschaffung sehen die Gefahr einer „Zweckentfremdung". Sie wollen die Spiele durch Reformen aufrechterhalten. Denn für sie sind die Spiele eine Inspiration für die Nation. Ihre Lösung: die Spiele effizienter gestalten. Dafür dürfen die Austragungskosten nicht mehr allein auf das Konto der Regierung gehen. Die Eröffnungs- und Schlusszeremonien müssten simpler gestaltet und der Entwurf der Sporteinrichtungen bereits auf ihre spätere Verwendung ausgelegt werden.
In einem Satz: die Nationalen Spiele brauchen eine neue Rolle.