Fast die ganze Führungsetage des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (China) wurde im Zuge polizeilicher Ermittlungen verhaftet. Die Topmanager stehen im Verdacht, öffentliche Krankenhäuser bestochen zu haben. Entdeckt wurde der Skandal durch das seltsame Verhalten der Reiseagentur Linjiang. Nach monatelanger Untersuchung stellten die Shanghaier Ermittler fest, die 2006 gegründete Tarnreiseagentur veranstaltete im Auftrag von Großpharmakonzernen Fachkonventionen. Ihr größter Kunde ist GSK. „Wir sind zwar als Reiseagentur registriert, unter der Tarnung agieren wir aber als Geldwäscherei für GSK-Topmanager. Wir bereiteten das Schmiergeld für GSK vor. Diese Summen verbuchen wir als Luftbuchung einer Fachkonvention", gab Linjiang-Chef Weng zu. In fünf Jahren haben GSK und Linjiang Geschäfte in Höhe von 120 Mio. Yuan (etwa 14,9 Mio. Euro) gemacht, 20 Mio. davon als Luftbuchung.
Jede Minute werden weltweit 1.100 Rezepte für GSK-Produkte verschrieben. China zählt zu den wichtigsten Märkten des britischen Konzerns. Laut GSK-China-Chef Liang Hong macht das Schmiergeld 20 bis 30 Prozent seiner Betriebskosten aus. „Wir müssen mit verschiedenen Beamten, öffentlichen Krankenhäusern und Ärzten umgehen, die darüber entscheiden, ob unsere Produkte zugelassen und zu welchem Preis verkauft werden", enthüllt Liang Hong.
„Ein schmutziges Spiel treiben zur Zeit Pharmakonzerne, Ärzte und korrupte Beamte", schrieb die Zeitung „Guangming Ribao". In diesem Spiel seien am Ende nur die machtlosen Patienten Verlierer. Sie dürften nicht einmal wissen, welche und wie viele Medikamente verschrieben werden.