Die Bedeutung Chinas für Deutschland ist auch durch Merkels persönlichen Einsatz für den offiziellen Besuch abzulesen: Die Gastgeberin bricht ihr Prinzip und empfängt am Wochenende ihren Amtskollegen. Sie beteiligt sich an der Vorbereitung auf die Visite. Ihren chinesischen Gast bringt sie im Schloss Meseberg 70 Kilometer nördlich von Berlin unter. Das Gästehaus mit einem barocken Schlossgarten soll eine persönliche Atmosphäre für vertrauliche Gespräche anbieten. Dies soll eine „außerordentliche Höflichkeit" der deutschen Seite zeigen, schrieb die englischsprachige China Daily.
Ihre persönlichen und Arbeitsbeziehungen nahmen der neue Premier und Merkel 2011 auf, als Li Keqiang als stellvertretender Ministerpräsident die Bundesrepublik besuchte. In diesem März gratulierte Merkel als erste ausländische Politikerin Li zu seinem neuen Amt.
„Gemeinsam auf der Überholungsspur" – so beschreibt Li die jetzigen Beziehungen zwischen China und Deutschland. Für derartige dynamische Entwicklungen ist ein einstündiges Gespräch viel zu kurz. Man verdolmetscht die Gespräche simultan, um mehr Themen behandeln zu können.
Lis Deutschlandbesuch hat nicht nur seine persönlichen Beziehungen zu Merkel vertieft, sondern auch die Beziehungen zwischen beiden Ländern sowie zwischen China und der EU. Deutschland ist schließlich das erste EU-Land, in dem Li Keqiang nach seinem Amtsantritt als Premier zu Gast ist.
Die Beziehungen zwischen China und Deutschland werden durch die dreitägige Visite in einen „höheren Gang hinaufgeschaltet", kommentiert die China Daily: Im kommenden Jahr reist Li zu chinesisch-deutschen Regierungskonsultationen, dem ranghöchsten Konsultationsmechanismus zwischen China und dem Westen, wieder nach Deutschland. Und Merkel hat Lis Einladung nach China angenommen. Dadurch könne die Kanzlerin bei den Bundestagswahlen im September punkten, analysieren Beobachter.