Rund 48 Kilometer nordwestlich der ostchinesischen Metropole Shanghai gelegen ist die Stadt Taicang ein besonderes Beispiel der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit. 1993 hat sich das erste deutsche Unternehmen Kern-Liebers in Taicang niedergelassen. 20 Jahre später haben sich knapp 200 deutsche Unternehmen in der Taicanger Economy Development Area angesiedelt, darunter große Namen wie Siemens, Bayer und die Schäffler AG. Sie beliefern von Taicang aus die asiatischen Märkte. Jan Assman, CEO der Konvekta Air Condition (Taicang) Co., Ltd. lebt schon mehr als sechs Jahre in China und spricht fließend Chinesisch: "Das erste Mal bin ich dem Ruf eines deutschen Unternehmens folgend nach Taicang gekommen. Taicang liegt Shanghai ziemlich nahe, ist verkehrsgünstig angebunden und gleichzeitig keine so dicht besiedelte Stadt wie Shanghai."

Assman ist in Taicang angekommen: "Ich würde mich als Halbtaicanger bezeichnen. Leute von woanders könnten Orte, die sie besuchen, für besser befinden. Dagegen lieben die Taicanger ihre Heimatstadt sehr. Sie genießen das Zuhausegefühl. So geht es mir auch."

Jan Assman ist nur einer der über 500 Deutschen, die in Taicang leben und arbeiten. Dies bestätigt Xia Yuanhai, Generaldirektor der Tox Pressotechnik GmbH Suzhou: "In Taicang sehe ich täglich auf dem Weg zur Arbeit viele Deutsche. Sie fahren entweder mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Sie betrachten Taicang schon als ihre Heimat."

Taicang ist einer der modernsten Wirtschaftsstandorte im Jangtse-Delta. Im November 2008 haben das chinesische Handelsministerium und das deutsche Wirtschaftsministerium der Stadt Taicang erstmalig den Titel "Basis für die Zusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen" verliehen.

Ein großer Teil der in Taicang angesiedelten Unternehmen sind Führer ihrer jeweiligen Branchen in der Welt. Sie arbeiten hauptsächlich in den Bereichen Feinmaschinenbau, Automobilzulieferer und neue Baumaterialien.

Zur Zeit beträgt das Investitionsvolumen deutscher Unternehmen in Taicang insgesamt über 1,5 Milliarden US-Dollar. Damit ist Taicang eine der Regionen in China mit den meisten deutschen Unternehmen. Aufgrund des hohen Technikgehalts, der guten Wirtschaftseffizienz, des großen Projektausmaßes und der hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Risiken erfreuen sich die deutschen Unternehmen in Taicang einer guten Entwicklungstendenz. 90 Prozent haben das Ziel einer Eigenvergrößerung erreicht.

Die deutschen Unternehmen in Taicang zeichnen sich durch eine lange strategische Investition aus. Beispielsweise hat sich die Taicang Kern-Liebers Co., Ltd mit einer Anfangsinvestition von lediglich 50.000 DMark zu einer Geschäftsgruppe mit einem festen Anlagevermögen von zirka einer Milliarde Yuan RMB, umgerechnet 125 Millionen Euro, entwickelt.

Seit 2008 trägt der "Taicang-Tag" in Stuttgart, München, Düsseldorf und Freiburg zu einem höheren Bekanntheitsgrad der chinesischen Kleinstadt in Deutschland bei. Parallel dazu sorgen Veranstaltungen mit deutschen Elementen wie das Exil-Oktoberfest in Taicang für ein kulturelles Miteinander beider Länder.

Im Oktober 2012 wurde Taicang vom chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie mit dem Titel "Musterzone der Zusammenarbeit zwischen mittelständigen Unternehmen Chinas und Deutschlands" geehrt. Die Stadt will jährlich 30 bis 50 deutsche Unternehmen nach Taicang holen. 300 sollen es 2015 insgesamt sein. Ziel ist es, das ehemalige Fischerdorf langfristig in ein Siedlungszentrum deutscher Unternehmen sowie eine Basis moderner Herstellungsindustrie zu verwandeln.

Verfasst und gesprochen von Xiao Lan