Die populäre chinesische Mineralwassermarke Nongfu Spring will die Tageszeitung „Beijing Times" auf Schadensersatz in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro verklagen. Der Grund sind Berichte der Zeitung, wonach die Qualität des durch „Nongfu Spring" vertriebenen Mineralwassers nicht dem staatlichen Standard entspreche. Das Unternehmen sieht seinen Ruf durch die Berichterstattung ernsthaft beschädigt.
Die Zeitung hatte Nongfu Spring vorgeworfen, dass die Qualitätswerte des Mineralwassers niedriger als bei Leitungswasser seien. Auf einer Pressekonferenz am 6. Mai sagte Zhong Shanshan, Vorstandsvorsitzender von Nongfu Spring, man folge lediglich den Vorgaben der Provinz Zhejiang, in der sich der Sitz des Unternehmens befindet. „Mit dem in Zhejiang verwendeten Standard werden 57 Kriterien abgedeckt, mehr als in allen anderen Provinzen", erklärte Zhong vor der Presse. „Damit befolgen wir die landesweit striktesten Normen." So seien zum Beispiel die Vorgaben für den pH-Wert strenger als im Rest des Landes. Bei Nongfu Spring-Mineralwasser aus Zhejiang liegt der Wert zwischen 6,8 und 7,8.
Trotzdem hat die Beijinger Behörde für Qualitätskontrolle eine Untersuchung gegen Nongfu Spring eingeleitet und zugleich angeordnet, dass das Unternehmen die Produktion vorübergehend einstellt. „Unter den jetzigen Umständen können wir kein Wasser produzieren. Trotzdem stellen wir sicher, dass für unsere Kunden kein Nachteil entsteht. Wir werden uns den Medienattacken nicht beugen", gibt sich Zhong kämpferisch.
Laut Zhong erhalten 100.000 Bewohner in Beijing, die 19-Liter-Großkanister im Voraus bezahlt hatten, eine Ersatzlieferung kleinerer Wasserkanister aus anderen Provinzen, als Kompensation. Die höheren Kosten der Sonderlieferung trägt das Unternehmen.
Nongfu Spring hat im letzten Jahr in Beijing Gewinne von über 520.000 Euro erwirtschaftet, für das laufende Jahr sind sogar rund 625.000 Euro prognostiziert. „Wir sind der Ansicht, dass Gerechtigkeit und Würde wichtiger sind als Geld", betonte Zhong und kündigte zugleich an, auf den Großkanistermarkt in Beijing zu verzichten.
„Während das Unternehmen die eigene Würde wahren will, appellieren die Medien an dessen soziale Verantwortung", kommentierte die Tageszeitung „Guangming Ribao" den ausufernden Streit. Dabei gehe es im Kern nur um Eines: „Für die Verbraucher ist wichtig, ob das abgefüllte Flaschenwasser sicher ist, oder nicht."