Insgesamt vier Jobs hat Cao Mingquan (39) seit 2005 gehabt. Doch keine Beschäftigung war von Dauer. 2003 hatte Caos Arzt bei ihm Schizophrenie diagnostiziert. Während seiner Reha fand er eine Anstellung als Verkäufer von MP3-Player in einem Kaufhaus. Doch nach Streitigkeiten mit Kollegen kündigte Cao. Sein zweiter Job als Immobilienmakler währte nur einen Monat. Später arbeitete Cao in zwei Supermärkten. Der eine Laden ging Pleite, beim anderen wurde er gefeuert, als herauskam, dass Cao einen Rückfall erlitten hatte.
Heute beteiligt sich Cao an einem Trainingsprogramm im Beijinger Bezirk Changping. Finanziell ist er auf staatliche Unterstützung und seine Eltern angewiesen.
Allein in Beijing leben 40.000 Schizophrenie-Patienten. „Weniger als zehn Prozent davon sind in der Lage, einer Arbeit nachzugehen", sagt Guo Hongli, Arzt am Anding-Krankenhaus.
„Wenn du einem möglichen Arbeitgeber deinen gesundheitlichen Zustand offenlegst, dann hält er dich für ein abnormales Wesen und weist dich ab", beklagt sich Lucy, 44, die unter bipolarer Störung leidet.
Das am 1. Mai in Kraft getretene Gesetz zur psychischen Gesundheit soll Cao und Lucy helfen. Xu Yifeng, Präsident einer psychiatrischen Klinik in Shanghai, spricht von einem stärkeren Schutz der Interessen von Menschen mit psychischen Störungen: „Laut dem Gesetz dürfen Patienten im Normalfall selbst entscheiden, ob sie sich einer Behandlung unterziehen oder nicht."
Laut Xie Bin, Experte für psychische Gesundheit, hat das Prinzip der freiwilligen Untersuchung und Behandlung aber auch einen Nachteil: „Weniger Patienten werden sich in Behandlung begeben, da sie fast keine Kenntnis über seelische Erkrankungen haben." In China leiden heute rund 16 Millionen Menschen unter psychischen Störungen. Nur die Hälfte davon wird angemessen behandelt.