3,8 Millionen Schüler in der Provinz Hubei waren enttäuscht, als sich die Wörterbücher, die sie kostenlos erhielten, als Raubkopien erwiesen.
Wie der Duden in Deutschland, so ist das Xinhua-Wörterbuch in China ein unersetzlicher Begleiter für korrektes Chinesisch in Wort und Schrift. Für viele ärmere Kinder auf dem Lande kostet das umgerechnet 1,73 Euro teure Standard-Lexikon zu viel. Deshalb beschlossen das Bildungs- und das Finanzministerium in einer gemeinsamen Aktion, umgerechnet 210 Millionen Euro bereitzustellen, damit 120 Millionen Schüler in ländlichen Regionen kostenlose Xinhua-Lexika erhalten können.
Doch die Schüler aus Hubei fanden, dass auf dem Einband ihrer Wörterbücher „Xinhua-Wörterbuch für Schüler" steht, anstelle des richtigen Titels „Xinhua-Wörterbuch".
Und das ist noch nicht das Schlimmste: Die gefälschte Raubkopie ist um 43 Prozent teurer als das echte Wörterbuch. Verfassernamen sind nicht erkennbar, die Fehlerhäufigkeit liegt mit 0,2 Prozent 20 Mal so hoch wie für Lexika zulässig. „Man kann mit Sicherheit sagen, dass dieses Wörterbuch von Leuten verfasst wurde, die unvorsichtig sind und keine Ahnung von einem Lexikon haben", sagt Li Mingjian, Vize-Vorsitzender der Chinesischen Lexikonvereinigung.
Nach Einschätzung des Verlages Commercial Press, Herausgeber des echten Xinhua-Wörterbuchs, könnte der Profit aus der Produktpiraterie umgerechnet 3,7 bis 5 Millionen Euro betragen.
„Was für ein Geschäft! Da ist Gewinn ein Kinderspiel", spottet die Tageszeitung „Renmin Ribao" über die Bildungsbehörden der Provinz, denen die Subventionen für den Kauf der Wörterbücher überwiesen worden waren. Die Selbstsucht mancher an der Quelle sei unerträglich. „Das ist eine Kulturschande", schrieb das Blatt weiter.